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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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aussah!
    Fleurette, die kurz darauf Tee servierte, war auch nicht viel erfolgreicher, was Konversation anging. Kura hatte das Haus betreten, die relativ schlichte Möblierung – die O’Keefes hatten örtliche Schreiner damit betraut, statt sich Möbel aus England kommen zu lassen – mit einem undefinierbaren, aber zweifellos eher ungnädigen Blick bedacht und seitdem geschwiegen. Ab und zu fixierte sie begehrlich das Klavier in einer Ecke des Salons, doch sie war zu gut erzogen, um einfach dorthin zu gehen. So knabberte sie stattdessen missmutig an einem Teekuchen.
    »Schmecken dir die Plätzchen?«, erkundigte sich Fleurette. »Elaine hat sie selbst gebacken, wenn auch nicht für uns, sondern für ihren Freund ...« Sie zwinkerte ihrer Tochter zu, die allerdings nach wie vor ganz auf ihren Welpen konzentriert war.
    Gwyneira seufzte. Grundsätzlich war das Geschenk ja ein voller Erfolg, doch in Anbetracht der Zielsetzung, die beiden Cousinen einander näherzubringen, war das Hündchen eher hinderlich.
    »Ja, danke«, sagte Kura.
    »Möchtest du noch Tee? Du bist bestimmt durstig nach der Reise, und wie ich deine Großmutter kenne, gab es unterwegs nur schwarzen Kaffee und Wasser wie beim Viehtrieb.« Fleurette lächelte.
    »Ja, bitte«, sagte Kura.
    »Wie ist denn so dein erster Eindruck von Queenstown?« Fleurette versuchte verzweifelt, eine Frage zu formulieren, auf die man weder mit Ja noch mit Nein, danke oder Ja, bitte antworten konnte.
    Kura zuckte mit den Schultern.
    Ein bisschen mehr Glück hatte später Helen, die gemeinsam mit Ruben eintraf. Er hatte sie abgeholt und mitgebracht, sobald sie sich im Hotel freimachen konnte.
    Nun unterhielt sie sich recht flüssig mit Kura über ihre musikalischen Studien, die Stücke, die sie auf dem Klavier einübte, und ihre Vorlieben für verschiedene Komponisten. Dabei machte die äußere Erscheinung des Mädchens auf Helen nicht den geringsten Eindruck; sie ging völlig natürlich mit ihr um. Kura schien das zunächst befremdlich zu finden, taute dann aber auf. Leider konnte niemand anders mit den Gesprächsthemen der beiden etwas anfangen, sodass Kura es im Grunde auch diesmal schaffte, jedes Tischgespräch zum Erliegen zu bringen. Außer Elaine, die mit dem Hündchen beschäftigt war, langweilten sich alle zu Tode.
    »Vielleicht möchtest du uns etwas vorsingen ...?«, regte Helen schließlich an. Sie spürte, dass sich besonders bei Gwyn und Fleurette Spannung aufbaute. Georgie war schon auf sein Zimmer geflohen, und Ruben schien irgendwelchen juristischen Überlegungen nachzuhängen. »Elaine könnte dich begleiten.«
    Elaine spielte ordentlich Klavier. Sie war musikalisch deutlich begabter als Gwyneira, deren Musikerziehung in Wales eine Qual gewesen war. Helen unterrichtete Elaine seit Jahren und war stolz auf ihre Erfolge. Sicher ein Grund für ihren Vorschlag. Kura sollte bloß nicht denken, alle anderen Neuseeländer seien Kulturbanausen.
    Elaine stand bereitwillig auf. Kura hingegen blickte eher skeptisch drein und wirkte regelrecht entsetzt, als Elaine die ersten Takte gespielt hatte, denn Callie stimmte ein und heulte in den höchsten Tönen. Der Rest der Gesellschaft fand den Gesang des Welpen urkomisch. Elaine lachte Tränen, sperrte das Hündchen dann aber weisungsgemäß weg. Natürlich heulte Callie nun herzzerreißend im Nebenzimmer und störte damit die Konzentration ihrer jungen Herrin. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass Elaine sich mehrmals verspielte. Kura verdrehte die Augen.
    »Wenn du nichts dagegen hast, begleite ich mich lieber selbst«, sagte sie. Elaine hatte das Gefühl zu schrumpfen, wie zuvor, als Kura aus der Chaise gestiegen war. Dann aber warf sie trotzig den Kopf zurück. Sollte ihre Cousine das Klavier doch haben! Dann konnte sie sich wenigstens wieder um Callie kümmern.
    Die Musik, die dann aber durch die geschlossene Tür zu ihr drang, ließ Elaine noch kleiner werden. Niemals hatte das Klavier so wundervoll geklungen, wenn sie selbst spielte – ja nicht mal bei Grandma Helen. Es musste am Anschlag liegen oder daran, dass Kura mit Seele spielte; Elaine wusste es nicht. Sie ahnte nur, dass sie ein solches Spiel nie beherrschen würde, und wenn sie ihr Leben lang übte.
    »Komm, wir gehen raus«, flüsterte sie ihrem Hündchen zu. »Bevor sie auch noch singt. Für heute habe ich genug von Perfektion und makelloser Schönheit.«
    Sie versuchte an William zu denken und an seine Küsse in der Bucht am See. Und wie immer

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