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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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lehnte ab.
    »Das ist zu kalt für meine alten Knochen. Lass die Kinder tanzen, Gwyn, wir machen uns einen gemütlichen Abend. Daphne kann ja auch kommen, wenn sie möchte.«
    Daphne jedoch schüttelte lachend den Kopf. »Nööö, Miss Helen. Ich muss da hin und ein Auge auf meine Mädchen haben!«, erklärte sie. »Nicht dass die sich an die Kerle verschenken und dann womöglich noch einen kleinen Schweden im Bauch mit nach Hause tragen! Es soll ja ein Fruchtbarkeitsritual sein, dieses Springen durchs Feuer, da muss man aufpassen ...«
     
    Elaine freute sich auf das Fest, während Kura ihm mit gemischten Gefühlen entgegenblickte. Es würden wieder schrecklich raue Kerle zugegen sein und eine Kapelle, die sich bei jedem zweiten Ton verspielte. Sie würde frieren, und alle würden dummes Zeug reden. Aber auch William würde da sein, und es wurde getanzt. Vielleicht gab es sogar richtigen Tanz, nicht dieses Herumgehopse beim Kirchenpicknick. Kura hatte bei Miss Heather tanzen gelernt; zumindest beherrschte sie Walzer und Foxtrott. Es musste traumhaft sein, sich mit William zu echter Musik zu wiegen, in seinen Armen zu liegen und sich vom Rhythmus tragen zu lassen ... Natürlich hätte man dabei eigentlich ein Ballkleid tragen müssen! Kura empfand leichtes Bedauern, dass sie keins hatte. Aber die O’Keefes hätten sie dann sowieso ausgelacht. Bei dieser Veranstaltung würde jeder das tragen, was ihn am ehesten warm hielt.
    Die Mädchen auf dem Festplatz hüllten sich denn auch fröstelnd in Mäntel und Umschlagtücher. Ein oder zwei Schwedinnen trugen Tracht. Dabei wirkte die Szenerie beinahe unwirklich, denn natürlich war es längst dunkel, der Mond stand über den verschneiten Bergen, und der Maibaum und die darumtanzenden Mädchen mit ihren roten, bunt geschmückten Hauben wurde zwar von den Feuern erhellt, schienen aber eine seltsame Zeitreise hinter sich zu haben. Immerhin sorgten die Männer dafür, dass niemand übermäßig fror. Schnaps und Bier sowie Glühwein für die Frauen flossen in Strömen und sorgten für innere Wärme. Daphnes kleine Schar war schon ziemlich angeheitert und tändelte mit den Goldgräbern herum. Die beiden Schwedinnen erklärten ihnen den Tanz um den Maibaum, und die Mädchen verhedderten sich kichernd in bunten Bändern.
    Elaine schaute interessiert zu, während Kura angewidert zu sein schien. Die beiden nippten zunächst nur am Wein, doch als sie zu frieren begannen, wussten sie das heiße Getränk zu schätzen, das ihre Berührungsängste schnell vergessen machte. Elaine drängte es dazu, sich den Tanzenden anzuschließen. Schließlich wirbelte sie lachend an der Hand eines weißblonden blauäugigen Mädchens namens Inger um den Maibaum. Dann kam Inger zu ihr und Kura und hielt ihnen ein paar welke Pflanzen entgegen.
    »Hier, ihr habt noch gar keine Blumen! Aber das gehört dazu. An Mittsommer muss ein Mädchen sieben verschiedene Blüten sammeln und in der Johannisnacht unter ihr Kopfkissen legen. Dann träumt sie von dem Mann, den sie mal heiratet.«
    Inger sprach mit lustigem Akzent und schien überhaupt ein nettes Ding zu sein. Elaine nahm das eher traurige Sträußchen, das sie ihr reichte, denn auch dankend entgegen. Kura hingegen blickte das ihre kaum an. Sie war wieder mal mürrisch und langweilte sich. William sprach mit Ruben und ein paar Goldgräbern auf der anderen Seite des Feuers, und Elaine versuchte schon lange nicht mehr, sich mit Kura zu unterhalten.
    »Wir haben sie beim ersten Morgengrauen heute früh gesammelt, wie es Brauch ist«, erläuterte Inger die Herkunft der »Blumen«, wobei die Ausbeute zwangsläufig gering war. »Es sind alles Küchenkräuter und Zimmerpflanzen. Wenn ihr jetzt also nur von Köchen und Stubenhockern träumt, müsst ihr’s nicht so ernst nehmen.«
    Elaine lachte und fragte das Mädchen nach Schweden. Inger antwortete bereitwillig. Sie war gemeinsam mit einem Jungen ausgewandert, den sie heiß und innig liebte. Aber kaum hatten sie Dunedin erreicht, fand er eine andere.
    »Ist ülkig, nicht?«, fragte Inger mit ihrem netten Akzent, klang aber immer noch verletzt. »Da bringt er sich extra eine mit, und dann ... Aber das Geld für die Reise hatte ja sowieso ich verdient.«
    Offenbar im horizontalen Gewerbe, denn Inger ließ durchblicken, dass sie für diesen Mann so ziemlich alles getan hätte.
    Elaine musterte William. Würde sie auch für ihn alles tun? Würde er für sie alles tun?
     
    Das Fest kam spät in Schwung, doch als die

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