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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Stunden weitergehen. Fleurette und Elaine stritten sich selten, aber wenn, blieben sie einander nichts schuldig. Er musste sich das jetzt nicht mehr anhören. Gelassen stand er auf, ging in den Stall und machte sein Pferd fertig. Vielleicht sprach er einfach mal selbst mit den Sideblossoms – am besten mit Vater und Sohn.
     
    Ruben hatte keinen offenen Streit mit John Sideblossom. Zwar fand er ihn wenig sympathisch und hegte nach wie vor einen Groll gegen ihn, doch der große, trinkfeste, verschlossene Farmer hatte ohnehin wenig Freunde. In der Viehzüchtervereinigung war er seit der Jagd auf James McKenzie berühmt, aber auch berüchtigt. Sein Verhalten damals hatte besonders die Gentlemen unter den Farmern abgestoßen, doch er war zweifellos erfolgreich gewesen. Und was Fleurette anging, waren Ruben und Sideblossom nie direkte Rivalen gewesen. Fleur und Ruben waren längst ein Paar, als Sideblossom um sie warb, und die Geschichten, die sich dann zugetragen hatten ... soweit Ruben wusste, hatte dabei viel Alkohol und noch mehr Imponiergehabe eine Rolle gespielt. Nach zwanzig Jahren war er bereit, das zu vergeben. Zumal Sideblossom sich auch diesmal wieder als guter, zahlungsfähiger Kunde erwiesen hatte, da hatte Helen Recht. Der Mann feilschte nicht, zog Qualität billigem Ramsch vor und war schnell entschlossen, selbst wenn es um größere Anschaffungen ging.
    Auch jetzt kam er rasch zur Sache, nachdem die Männer sich im Pub zusammengefunden hatten. Ruben hatte diesen Treffpunkt vorgeschlagen, um die Angelegenheit »Verlobung« erst einmal allgemein zu besprechen.
    »Ich weiß, dass Ihre Frau mir immer noch böse ist, und das ist mir unangenehm«, erklärte Sideblossom. »Aber ich meine, die jungen Leute sollten nicht darunter leiden. Wobei ich hier nicht von großer Liebe herumschwärmen will, das ist nicht meine Art. Aber nach meinem Dafürhalten ist die Verbindung durchaus passend. Mein Sohn ist ein Gentleman und kann Ihrer Tochter ein ihr gemäßes Auskommen bieten. Lionel Station ist ein hochherrschaftliches Anwesen. Und falls meine junge Frau mich nicht noch überrascht ...«
    Sein Lächeln erinnerte Ruben an einen Haifisch.
    »... ist Thomas mein einziger Erbe. Sie haben es diesmal also sicher nicht mit einem Mitgiftjäger zu tun.«
    »Diesmal?«, Ruben fuhr auf.
    »Kommen Sie, die Spatzen pfeifen doch die Sache mit William Martyn von den Dächern. Ein ehrgeiziger junger Mann. Wollen Sie ihm vorwerfen, dass er Kiward Station der Filiale eines Dorfladens vorzog?«
    Ruben spürte, wie es in ihm kochte. »Mr. Sideblossom, ich verkaufe meine Tochter nicht dem Meistbietenden ...«
    »Sage ich doch«, meinte Sideblossom gemütlich. »›Das Größte aber ist die Liebe‹, so steht es sogar in der Bibel. Verheiraten Sie Ihre Tochter einfach ganz ohne finanzielle Überlegungen.«
    Ruben beschloss, die Sache anders anzugehen.
    »Lieben Sie meine Tochter?« Fragend wandte er sich dem jungen Sideblossom zu, der bislang schweigend dabeigesessen hatte. Wenn der Alte sprach, hatte der Junge nicht viel zu melden, das war Ruben auch schon im Laden aufgefallen.
    Thomas Sideblossom blickte ihn an, und Ruben schaute in unergründliche braune Augen.
    »Ich möchte Elaine heiraten«, erklärte Thomas förmlich und ernst. »Ich möchte sie ganz für mich allein, möchte sie hegen und umsorgen. Sagt das nicht genug?«
    Ruben nickte.
    Erst viel später sollte er darüber nachdenken, dass Thomas’ »Liebeserklärung« ebenso gut den Erwerb eines Haustiers begründet hätte ...
     

4
    Die O’Keefes und die Sideblossoms einigten sich auf eine sechsmonatige Verlobungszeit. Die Hochzeit sollte Ende September stattfinden, also im neuseeländischen Frühling, noch vor der Schafschur, bei der Thomas und John unabkömmlich waren. Fleurette bestand darauf, dass Elaine Lionel Station mindestens einmal vor der Hochzeit besuchte. Das Mädchen sollte sehen, worauf es sich einließ. Eigentlich wollte Fleur ihre Tochter dabei selbst begleiten, dann aber verließ sie der Mut. Alles in ihr sträubte sich dagegen, auch nur eine Nacht mit John Sideblossom unter einem Dach zu verbringen. Sie war nach wie vor entschieden gegen die Verbindung. Allerdings konnte sie kaum gute Argumente dagegen vorbringen. Die Männer hatten einander getroffen und sich geeinigt, wobei Ruben von Vater und Sohn Sideblossom nicht den schlechtesten Eindruck gewonnen hatte.
    »Gut, der Alte ist ein Gauner, das ist ja bekannt. Aber er ist auch nicht schlimmer als zum

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