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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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an.  
    »Und ich sage Euch zum letzten Mal, dass ich es nicht weiß«, erwiderte Moira. Das Licht der Kerze, die auf dem wuchtigen Schreibtisch im Kontor des Gouverneurs stand, spiegelte sich im Fenster. Nicht einmal einen Stuhl hatte man ihr angeboten, so dass sie stehen musste wie ein Dienstbote. Normalerweise pflegte an diesem Schreibtisch wohl der Gouverneur seine Briefe zu schreiben und sonstige Angelegenheiten zu regeln. An diesem Abend allerdings hatte sich Major Penrith dahinter niedergelassen. Ob der Gouverneur diese Eigenmächtigkeiten gutheißen würde?, ging es Moira durch den Kopf. Sie versuchte, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.  
    Der Major hatte das Haus und die Nebengebäude durchsuchen lassen. Bis auf zwei Sträflinge, die man versteckt in einem Schuppen gefunden hatte, waren alle Rebellen geflohen oder erschossen worden. Danach war eine Abteilung Soldaten in Richtung Sydney geschickt worden, um die rebellischen Sträflinge wieder einzufangen, eine andere befand sich auf dem Weg zum Hawkesbury, um den Gouverneur über die Vorfälle zu informieren. Im Haus selbst dürften sich jetzt, wie Moira vermutete, nur noch wenige Rotröcke aufhalten.  
    » Mrs McIntyre, Ihr tätet gut daran, die Wahrheit zu bekennen.« Der Major lehnte sich selbstgefällig wieder zurück und streckte die langen Beine in den blankgeputzten Stiefeln aus. »Ihr macht Euch strafbar, wenn Ihr etwas verschweigt.«  
    Moira blickte ihn verächtlich an und blieb stumm. Wenn wenigstens Mrs King bei ihr gewesen wäre. Aber der Major hatte Moira alleine sprechen wollen. Oder fast alleine. Was Moira am meisten überrascht hatte, war nicht die Tatsache, dass der Major hier aufgetaucht war – damit war zu rechnen gewesen –, sondern dass er McIntyre mitgebracht hatte. Der alte Bock hatte noch kein Wort mit ihr geredet. Auch jetzt saß er stumm auf einem Stuhl in der Ecke des Zimmers. Er sah aus, als sei ihm übel.  
    »Falls Ihr Euch fragt, was mir so wichtig an diesem O’Sullivan ist«, der Major bedachte sie mit einem anzüglichen Blick. »Lasst mich zusammenfassen: Bisher wurden ihm Falschmünzerei, Flucht und Entführung vorgeworfen. Ach nein, es war ja gar keine Entführung. Dann also Ehebruch.« Ein schmales Lächeln erschien auf seinem englischen Aristokratengesicht. »Ihr seid überrascht, Mrs McIntyre? Ja, ich weiß Bescheid über Eure geheime Liebelei.«  
    Siedend heiß schoss es durch ihre Adern. Sie warf einen raschen Blick auf ihren Mann, der auf seinem Stuhl saß wie ein Häuflein Elend. Ob er den Major eingeweiht hatte? Sein Schweigen legte das nahe. Aber dann verwarf sie es wieder; zu sehr war McIntyre stets darauf bedacht gewesen, dass nichts von dieser delikaten Angelegenheit an die Öffentlichkeit drang. Insofern musste es eine große Demütigung für ihn darstellen, dass ausgerechnet der Major über diese Sache informiert war. Für einen winzigen Moment blitzte so etwas wie Mitleid in ihr auf. Dann verschwand es wieder. McIntyre hatte Duncans Verbannung nach Norfolk Island nicht verhindern wollen. Er verdiente kein Mitleid.  
    »Ihr wäret gut beraten«, fuhr der Major fort, »Euch beizeiten etwas weniger kratzbürstig zu gebärden. Vielleicht ist Euer Mann dann so gnädig und vergisst diese ganze unschöne Geschichte. Sobald man O’Sullivan gefasst hat, wird er nämlich am Galgen baumeln.«  
    »Am Galgen?« Moiras Stimme überschlug sich fast, jähe Angst schnürte ihr die Kehle zu. Erneut blickte sie zu McIntyre, dessen Kehlkopf sich bewegte, als würde er krampfhaft schlucken. »Kein Sträfling wird gehängt, nur weil er geflohen ist. Das rechtfertigt keine –«  
    »Nein, natürlich nicht nur deswegen«, gab der Major zurück. Er wirkte ausgesprochen zufrieden. »Hatte ich das nicht erwähnt? Nun, dann wird Euch betrüben zu hören, dass mit dem heutigen Tag noch ein paar gravierende Anschuldigungen hinzugekommen sind. Rebellion, erneute Flucht sowie Mord.«  
    Moiras Herz schien für einen Schlag auszusetzen. »Mord?«  
    »So ist es. Er hat auf der Flucht einen Soldaten getötet. Dafür wird man ihn aufknüpfen und so lange hängen lassen, bis sein Körper verrottet ist.«  
    Eine eiskalte Hand schien ihre Kehle zusammenzudrücken. »Das glaube ich nicht. Das … das würde er niemals tun.« Der Major wollte ihr nur Angst machen. Duncan hatte niemanden getötet. Und sie würden ihn auch nicht hinrichten.  
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Diese irischen Verbrecher sind zu

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