Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
blickte nicht auf. Langsam gewann sie ihre Fassung wieder. »Besten Dank, Mister …«  
    »Holligan. Oberaufseher Holligan.« Der Mann tippte sich an den speckigen Hut. »Ihr seid die Frau von Dr. McIntyre, nicht wahr? Kommt, Madam, ich bringe Euch zurück. Hier seid Ihr nicht sicher.«  
    Moira nickte erleichtert, die Zunge klebte an ihrem Gaumen. Der Mann war ihr nicht sonderlich sympathisch, aber er hatte recht: Sie brauchte eine Begleitung. »Könnte ich vorher etwas trinken?«  
    Er nahm den Hut ab, wischte sich mit dem Ärmel über das verschwitzte, rotgeäderte Gesicht und setzte ihn wieder auf.  
    »Aber gerne, Madam. Nicht weit von hier steht das Wasserfass. Ich bringe Euch hin.«  
    »Ist denn kein Wasserträger in der Nähe? Es reicht, wenn –«  
    »Vergesst den Mann! Ihr wollt doch nicht die gleiche Brühe trinken wie dieser verlauste Abschaum? Nein, Madam, das lasse ich nicht zu!« Er drehte sich um. »He, Wilkins, ich bringe die Lady zurück. Und ihr: Die Pause ist vorbei! Zurück an die Arbeit!« Er stieß O’Sullivan mit der Stiefelspitze an. »Hoch mit dir. Um dich kümmere ich mich später. Wir sind noch nicht fertig!«  
    Moira schüttelte den Kopf. »Ich versichere Euch, Mr Holligan, er hat mir nichts getan.« So war es doch gewesen? Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher. Ihr Blick ging erneut zu O’Sullivan. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, als er sich aufrichtete, nur seine Augen schienen lebendig.  
    »Und wenn schon. Diese räudigen Hunde kann man nicht oft genug bestrafen.« Holligan steckte den Schlagstock in den Gürtel und griff nach dem Zügel. »Ich würde Euch ja das Pferd überlassen, Madam, aber ich fürchte, Ihr würdet Probleme mit dem Sattel bekommen.«  
    Moira nickte, schließlich konnte sie nicht erwarten, hier einen Damensattel vorzufinden. Und sich wie ein Mann auf das Pferd zu setzen, wie sie es zu Hause manchmal gemacht hatte, wenn niemand zusah, wagte sie dann doch nicht. Sie raffte ihren Rock, verkniff sich einen letzten Blick zurück und folgte Holligan.  
    »Die sind wie Tiere«, hob er erneut an, kaum dass sie ein paar Schritte gegangen waren. »Wisst Ihr, wie lange die schon keine Frau mehr gesehen haben? Vor allem keine so junge, hübsche?«  
    Moira antwortete nicht. Konnte der Mann nicht einfach den Mund halten?  
    »Wie weit ist es noch, Mr Holligan?«  
    »Wir sind gleich da. Seht Ihr? Da vorne!«  
    Sie atmete auf und beschleunigte ihre Schritte. Am Waldrand, im Schatten eines großen Baumes, stand ein hölzernes Wasserfass. Holligan band das Pferd an den Baum, dann nahm er den Deckel ab, wobei einige Fliegen aufstoben, tauchte eine daneben hängende Schöpfkelle ein und reichte sie Moira.  
    Durstig trank sie das Wasser, das zwar nicht mehr ganz frisch war, aber erstaunlich kühl.  
    Holligan sah sie mit einem unangenehm lüsternen Ausdruck an. »Ihr seid eine schöne Frau, Mrs McIntyre.«  
    Moira ließ die Schöpfkelle sinken und tat, als habe sie diese Bemerkung nicht gehört. Sie legte den Deckel wieder auf das Fass. »Vielen Dank. Und jetzt würde ich gerne zurück nach Hause.«  
    »Auch ich habe nicht viele schöne Frauen gesehen in letzter Zeit«, fuhr der Aufseher fort.  
    »Mr Holligan«, sagte Moira bestimmt. Das Ganze nahm allmählich eine unschöne Wendung. »Bringt mich jetzt bitte nach Hause. Mein Mann erwartet mich.«  
    »Ihr könntet Euch erkenntlich zeigen.«  
    »Wie bitte?«  
    »Nur einen Kuss!«  
    »Was fällt Euch ein?« Sie wandte sich empört ab.  
    Holligan griff nach ihrer Schulter. »Ein Kuss!«  
    Moira hob abwehrend die Arme und schob ihn von sich. »Wagt es nicht, mich anzufassen!« Sie war eher wütend als ängstlich. Was bildete sich dieser dahergelaufene Aufseher ein?  
    Holligan packte sie um die Taille, diesmal fester. »Wer wird sich denn so sträuben, meine Schöne?« Er presste seinen Mund auf ihren. Moira schmeckte abgestandenen Atem und spürte Bartstoppeln auf ihren Lippen. Mit aller Kraft gelang es ihr, ihn von sich fortzustoßen. Angeekelt fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Lippen, um den salzigen Geschmack abzuwischen, dann ohrfeigte sie den Mann. »Was erlaubt Ihr Euch?!«  
    »So nicht, meine Schöne, so nicht!« Holligan drehte ihr brutal den Arm auf den Rücken und erstickte ihren Schrei mit seiner flachen Hand. Moira bekam einen verschwitzten Finger zwischen die Zähne und biss zu, so fest sie konnte. Holligan heulte auf, dann fasste er in ihre Haare und

Weitere Kostenlose Bücher