Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
stieß ihren Kopf gegen den Baumstamm. Sie taumelte, vor ihren Augen drehte sich alles. Halb benommen spürte sie, wie er sie packte und mit dem Bauch über das Wasserfass warf. Er machte sich hinten an ihrem Rock zu schaffen, dann hörte sie das Reißen von Stoff und spürte Luft an ihren bloßen Schenkeln.  
    Mit dröhnendem Kopf richtete sie sich auf, aber Holligan packte sie erneut und stieß sie zurück, hielt sie fest. Sie drehte den Kopf und sah, wie er mit einer Hand an seiner Hose nestelte. Er grunzte auf, dann war er über ihr.  
    Panik überkam sie. Sie schrie auf, trat nach hinten und versuchte, sich zu befreien.  
    Holligan griff in ihr Haar. »Wenn du noch einmal einen Ton von dir gibst, bringe ich dich um!«, zischte er speichelsprühend in ihr Ohr, dann drückte er sie zurück auf die Tonne. Sie spürte das Stochern von etwas Hartem, Heißem an ihrem Hinterteil. »Mach gefälligst die Beine breit, so komm ich ja nicht rein!« Er gab ihrem linken Knöchel einen Tritt, der sie noch mehr vornübersacken ließ.  
    Dann flog ein Schatten an ihr vorbei – und mit einem Mal war sie von der Last seines Körpers befreit.  
    Es dauerte einige Sekunden, bis sie die Situation erfasste. Neben ihr wälzten sich zwei Männer auf dem Waldboden. Holligan hatte seinen Hut verloren, die heruntergelassene Hose hing ihm in den Kniekehlen und behinderte ihn beim Kampf. Der andere war O’Sullivan, der dem Aufseher die kurze Eisenkette zwischen seinen gefesselten Händen von hinten um den Hals gelegt hatte.  
    Für eine Weile war nur das Keuchen der beiden Männer zu hören. Dann gelang es dem Aufseher, sich aus dem Würgegriff zu befreien. O’Sullivan wurde nach hinten geschleudert und auf den Rücken geworfen. Holligan sprang auf und zog sich die Hose hoch, dann packte er seinen Schlagstock.  
    »Das wirst du mir büßen, du verdammter Hurensohn!«, brüllte er.  
    Holligan hatte eindeutig die besseren Karten; der Sträfling hatte keine Waffe, und seine Hände waren gefesselt. O’Sullivan kämpfte sich auf die Beine und schaffte es, das Wasserfass zwischen sich und den Aufseher zu bringen, als Holligan auch schon auf ihn zustürmte.  
    »Bleib stehen, verdammt noch mal!« Holligan versuchte, den Sträfling über das Fass hinweg mit seinem Schlagstock zu treffen.  
    O’Sullivan warf Moira einen Blick zu. »Los!«, keuchte er. »Holt Hilfe!«  
    Sie zögerte nur kurz. Mit wenigen Schritten war sie beim Pferd des Aufsehers, einem kräftigen Falben. Sie löste den Strick, raffte ihren zerrissenen Rock und setzte sich rittlings auf den breiten Pferderücken. Jetzt war sie dankbar dafür, dass sie in Irland manchmal heimlich im Herrensitz geritten war. Sie spürte ihr Herz hämmern, dennoch kam sie sich vor, als stünde sie fast unbeteiligt neben sich.  
    Ohne auf den unebenen Untergrund zu achten, hieb sie dem Pferd die Fersen in die Seiten und preschte durch den Busch, bis sie den Weg erreicht hatte. Wohin? Wo konnte sie schnell Hilfe bekommen? Sie sah nirgends Soldaten, und die meisten Sträflinge waren mit den Aufsehern im Busch. Wie von selbst lenkte sie das Pferd zu dem kleinen Haus, das sie mit Ann und McIntyre bewohnte. Noch fast im Ritt sprang sie aus dem Sattel.  
    Ann erschien auf der Veranda, hinter ihr McIntyre. Er warf einen ungläubigen Blick auf ihre zerrissene Kleidung. »Wie siehst du aus, du liederliches Weib? Komm augenblicklich –«  
    »Ihr müsst nach Hilfe schicken, sofort! Der Aufseher, Holligan, er … er …« Sie musste Luft holen und verstummte. Plötzlich fehlten ihr die Worte zu beschreiben, was geschehen war. Dann zwang sie sich zum Weitersprechen. »Er hat versucht, mich … mit Gewalt zu nehmen!« Zum ersten Mal seit dem Vorfall entfuhr ihr ein Schluchzen.  
    McIntyres Gesicht wurde zu einer verzerrten Maske. »Er hat dich … vergewaltigt?«  
    »Dazu ist es nicht gekommen. Ein … ein Sträfling kam mir zur Hilfe … und … Und jetzt prügeln sie sich. Schnell, er wird ihn noch umbringen!« Erst jetzt, da sie es aussprach, überfiel sie die Angst – so stark, dass es ihr die Kehle zuschnürte.  
    McIntyre ging direkt zu William Penrith, dem Lagerverwalter, und es dauerte nur wenige Minuten, bis dieser höchstpersönlich mit einem kleinen Trupp Soldaten bei ihnen auftauchte. Dennoch vibrierte Moira, die sich rasch umgezogen hatte, vor Sorge und Ungeduld. Ob der Kampf schon entschieden war? O Gott, bitte lass nichts Schlimmes passiert sein …  
    McIntyre

Weitere Kostenlose Bücher