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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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wie ein Bettler. Kam eines Tages an, als ich die Quality Row entlangging und fragte mich, ob ich seine Frau sein wollte. Nicht seine Ehefrau, wohlgemerkt, sondern seine … Hure. Dem hab ich aber die Leviten gelesen!«
    »Und was ist mit dem anderen Mann, der im Bild noch fehlt?«
    Es entstand eine kurze Pause. »Der. Timothy Cavanagh. Ein rückgratloser, schwacher Bursche. Ich hab ihn gar nicht beachtet, aber ich glaube, Maude Prentiss hatte eine Schwäche für ihn.«
    »Und wer ist Maude?«
    Seine offensichtliche Dummheit entlockte ihr einen ungeduldigen Seufzer. »Mrs. Stewarts Mädchen natürlich.«
    Marcus hielt kurz inne. Das ging besser als erwartet, aber jetzt musste er ihr die schwerste Frage stellen. »Welche Beziehung hast du zu Jessica, Sarah? Ist Jessica Pearce eine Reinkarnation deines Geistes?«
    »Nein«, wies Sarah die Vorstellung von sich. »Mein Geist gehört mir und Jessicas auch.«
    »Warum … benutzt du dann Jessica?«
    Nach einer längeren Pause antwortete sie: »Ich muss. Sie muss mir helfen, zu …« Wieder hielt sie inne.
    »Was muss sie dir helfen?«, forschte Marcus. »Hat es etwas mit den vier Männern zu tun, den vier Gesichtern im Bild?«
    Er beobachtete Jessica jetzt scharf, um zu sehen, ob sie eine Reaktion auf seine Fragen zeigte. Sie wurde unruhig, ihr Atem ging schneller, und sie zeigte Anzeichen von Furcht.
    »Warum fragst du mich das? Das geht dich nichts an«, bekam er zornig in starkem irischem Akzent zur Antwort. »Ich werde dir keine weiteren Fragen mehr beantworten!«
    »Sarah? Sarah, bist du da?«
    Schweigen.
    »Holen Sie Jessica da raus, Marcus«, zischte ihn Simon an. Er hatte etwas Ungeheuerliches beobachtet und war total verwirrt. Mit seinen eigenen Ohren hatte er Jessica mit irischem Akzent reden hören und Sätze benutzen, die vielleicht im neunzehnten Jahrhundert üblich gewesen waren. Sie hatte außerdem bestätigt, was Marcus zuvor gesagt hatte, dass alle Menschen, die Jessica genannt hatte, irgendwann gelebt hatten, genau wie Sarah. Er unterdrückte einen Schauer der Unbehaglichkeit, als er Marcus beobachtete, der mit aufreizender Langsamkeit Jessica wieder zu Bewusstsein brachte. Als er zu Beginn Sarahs Stimme gehört hatte, wäre er fast in Panik geraten und wollte aus dem Raum rennen, fort von allem.
    Nur die Furcht, für einen Feigling gehalten zu werden, ließen ihn sitzen bleiben. Gott Allmächtiger, in was waren sie da nur hineingeraten? Hypnose, Reinkarnation, Geister! Und diese Sarah hatte seine Theorie von der gespaltenen Persönlichkeit widerlegt und ihm das unangenehme Gefühl gegeben, dass Marcus Recht haben könnte. Hier war definitiv eine unbekannte, übernatürliche Kraft am Werk. Irgendein Wesen aus einer Niemandswelt konnte nach Belieben von seiner Frau Besitz ergreifen und sie Dinge tun lassen, an die sie sich später nicht mehr erinnerte. Und nutzte das weidlich aus – so wie sie diese Gesichter über das Bild der Anson Bay gemalt hatte. Das überstieg seine Vorstellungskraft und war mehr, als er bewältigen konnte.
    Jessica gähnte und streckte sich. Sie sah Marcus an.
    »Wie lief es denn?«
    »Du kannst dich an nichts erinnern?«, fragte Simon, ihr eine Hand auf die Schulter legend.
    »Nein, an nichts.«
    »O mein Gott, ich ertrage das nicht!«, schrie Simon fast und ballte die Hände zu Fäusten. »Ich muss gehen.« Er sah Marcus an. »Bringen Sie bitte Jessica nach Hause?«
    »Natürlich«, stimmte Marcus zu, obwohl er seine Enttäuschung über Simons Verhalten nicht verbergen konnte. Jessica brauchte seine Unterstützung, nicht dass er davonlief.
    Simon sah Jessica an. »Es tut mir leid, Liebes«, stieß er hervor, bevor er fluchtartig das Zimmer verließ, als ob alle Dämonen der Hölle hinter ihm her waren.
    »Na, das ist ja nicht viel Unterstützung«, fand Nan, zornig über Simons Abgang. Sie umarmte Jessica, weil sie so verwirrt aussah und wirkte, als könne sie Trost brauchen. »Mach dir mal keine Sorgen, meine Liebe. Vielleicht ist es besser, wenn er nicht hier ist. Du willst dir doch sicher das Band anhören, nicht wahr?« Als Jessica nickte, fuhr sie fort: »Ich setze derweil den Kessel auf und mache uns eine Tasse Kaffee, während Marcus zurückspult. Dann hören wir es uns gemeinsam an.« Sie lächelte Jessica zuversichtlich an. »Das ist wirklich erstaunlich und beweist definitiv, dass du nicht verrückt bist.«
    »Tut es das?« Jessica richtete ihre Frage an Marcus.
    »Ich glaube schon.« Allein ein Blick in diese blauen

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