Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
wieder ein glückliches Kind geworden. Und da sie glücklicherweise noch so jung ist, wird sie sich kaum noch an das traurige Ereignis erinnern, das zu ihrer Adoption geführt hat.
Die kleine Meggie O'Riley war also zu Margaret Stewart geworden. Marcus lehnte sich im Stuhl zurück, ließ das Dokument ausdrucken und las sich Billys Transkript noch einmal durch. Der Romantiker in ihm war erleichtert, dass sich jemand um Sarahs Kind gekümmert hatte, und er wusste, dass es Jessica genauso gehen würde.
Er hörte die Haustür gehen, und kaum eine Minute später kamen Nan und Jessica durch die Diele in die Küche. Er nahm die Kopie, die Billy Lane ihm geschickt hatte, und ging zu ihnen.
»Hier«, sagte er, als er Jessica die Seiten überreichte. »Es wird dich freuen, etwas über Meggies Schicksal zu erfahren. Offensichtlich wurde für sie gesorgt.« Er sah Nan an. »Die Stewarts haben sie adoptiert.«
Nan zwinkerte, als hätte er eine große Entdeckung gemacht. »Stewart. Bist du sicher, dass es Stewart war?«, fragte sie und buchstabierte den Nachnamen.
Marcus runzelte die Stirn. »Ja. Warum? Was ist damit?«
Nan bedachte ihren Bruder mit einem verächtlichen Blick. »Du solltest hier der Familienhistoriker sein, aber du bist immer viel zu beschäftigt, um dich mit der Geschichte unserer Familie zu befassen. Siehst du die Verbindung denn nicht?« Verwundert schüttelte sie den Kopf. »Ich sage euch, es wird hier langsam wirklich gruselig.«
Jessica und Marcus sahen erst sich an, dann Nan.
»Um Himmels willen, von was sprichst du?«, fragte Marcus ein wenig ärgerlich. Intrigen waren normalerweise nicht Nans Stärke, aber er konnte sehen, dass sie etwas im Schilde führte, was der Name Stewart ausgelöst hatte.
»Hol die Familienbibel, und ich sage es dir.«
Marcus ging, nur um kurz darauf mit einer abgegriffenen Bibel unter dem Arm wieder aufzutauchen.
»Gut. Jetzt öffne die Bibel da, wo die Familiengeschichte steht. Schau dir den Namen der Frau an, die unser Ururgroßvater Bede Hunter geheiratet hat«, verlangte sie verschmitzt.
Marcus' Finger glitt über die Namen, dann blinzelte er sie mit einem verwunderten Ausdruck an.
»Was ist los, Marcus?«, fragte Jessica.
Wortlos drehte er die Bibel um, sodass sie sehen konnte, was dort vor über hundert Jahren eingetragen worden war.
Obwohl die Tinte mit der Zeit verblasst war, konnte sie es noch deutlich erkennen. »Margaret Bridget Stewart aus Newcastle heiratet Bede William Hunter am 21. März 1874.« Die Bedeutung dieses Namens, des Namens von Sarahs Tochter, hatte auf Jessica die gleiche Wirkung wie auf Marcus. »Vielleicht ist es ja nur ein Zufall«, meinte sie stockend.
»Hah«, machte Nan abfällig. »Das bezweifle ich. Das bedeutet, dass wir mit Sarah verwandt sind.« Sie wies auf Marcus und sich selbst. »Welch erstaunliche Wendung!«
Marcus sah Nan an. »Wir sollten das erst noch genauer überprüfen, aber ja, ich glaube, so könnte es sein. Billy soll nachforschen, was mit den Stewarts passiert ist. Ich hatte Margarets Mädchennamen vollkommen vergessen. Wie kommt es, dass du dich daran erinnerst?«
»Nun, als Kate und Rory hier waren«, gestand Nan, »da habe ich Kate eines Tages die Familienbibel gezeigt. Kin der sind immer neugierig, wo sie herstammen. Unsere Familiengeschichte fängt mit der Geburt von Margarets und Bedes erstem Kind an, elf Monate, nachdem sie durchgebrannt sind. Deswegen habe ich mich wohl noch daran erinnert.«
»Wie ungewöhnlich«, fand Jessica. Diese erstaunliche Entdeckung, denn genau das war es, riss sie aus der Stimmung, in der sie gewesen war, als sie zu Hunter's Glen hinaus gefahren war. Bei ihrem Abendessen hatte sie mit Simon eine Art Frieden geschlossen, um ihrer Ehe willen. Aber es war nur ein recht armseliger Waffenstillstand, und das wusste sie ebenso gut wie Simon. Heute Morgen hatte sie das Malen aufgegeben, weil sie sich einfach nicht konzentrieren konnte. Sie und Simon, ihre Ehe, ihre Beziehung. Wohin steuerten sie? Was war mit den Zielen geschehen, die sie einst gemeinsam verfolgt hatten? Konnten sie ihre Ehe retten? Und wollte sie tief in ihrem Innersten eine Beziehung retten, die sie für unwiderruflich beschädigt hielt? War denn das Einzige, was sie zusammen hielt, die gemeinsame Erinnerung an glücklichere Tage, und nicht die Überzeugung, dass sie sich nach wie vor liebten und gemeinsam ihre Ziele und Träume verwirklichen wollten?
Gemeinsam war das Schlüsselwort. In ihrem Kopf hatte sie
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