Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
Bruder an. »Jetzt bist du glücklich, nicht wahr, mein Lieber?«
»Einigermaßen. Das einzige ständige Problem sind die Kinder. Ich wünschte, ich könnte sie öfter sehen.«
»Dann kann ich wahrscheinlich froh sein, dass es bei uns nicht um Kinder geht«, meinte Jessica. Sie fragte sich, ob sie, wenn Damian noch lebte, heute ebenfalls da wäre, wo sie jetzt stand. Hätte ihr geliebter Sohn etwas daran geändert, ob es ihr etwas ausmachte, ob sie von Simon geliebt wurde oder bereit war, die Realität des Ehelebens als etwas anzusehen, das eben nicht perfekt war?
Nan seufzte. »Wenn es um Kinder geht, dann ist die Situation selten schön, weder für die Kinder noch für die Eltern«, meinte sie. »Das sollte dir der Job, den du machst, eigentlich gezeigt haben.«
»Den ich gemacht habe«, korrigierte Jessica. »Ich habe vor, meine Partnerschaft in der Kanzlei in Perth aufzulösen und hier auf Norfolk zu bleiben. Und wenn ich die Eigner dazu überreden kann, sich davon zu trennen, dann würde ich Cassell Cottage gerne kaufen.«
»Wie bitte?« Marcus riss erstaunt die Augen auf, als er das hörte. »Aber warum denn, Jessica? Bist du sicher, dass das nicht eine Überreaktion auf deine Eheprobleme ist?«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf, da der Psychologe in ihm zum Vorschein kam. »Ich bin mir sicher. Ich habe viel darüber nachgedacht. Über alle Möglichkeiten sogar. Ich will nicht wieder in die Tretmühlen der Justiz zurückkehren.« Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Ich glaube, mit der Zeit könnte ich eine ziemlich gute Malerin werden. Ich würde es zumindest gerne versuchen.« Sie blickte Marcus an, sah, dass er etwas sagen wollte, dann jedoch seine Meinung änderte, und forderte ihn auf: »Was ist? Bitte sag es!«
»Bist du sicher, dass du nicht nur vor den Erinnerungen in Perth davonläufst? Vor Damian?«
Jessica dachte einen Moment nach und sagte dann: »Vor einiger Zeit wäre das wohl noch der Fall gewesen, aber jetzt nicht mehr. Ich scheine hier eine merkwürdige Art von Frieden gefunden zu haben, und vielleicht hat sogar Sarah etwas damit zu tun.« Sie seufzte. »Damian wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen, und ich weiß jetzt, dass ich nicht in Perth sein muss, um ihm nahe zu sein. Die Erinnerung an ihn lebt in meinen Gedanken und in meinem Herzen und meiner Seele für ewig fort, egal wo ich bin.«
Marcus nickte, offenbar zufrieden mit ihrer Antwort. Er wedelte mit ein paar Papieren. »Das hier könnte dich etwas aufheitern, sozusagen die Stimmung heben«, meinte er, und als ihm die Frauen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten, fuhr er fort: »Mein Internetkontakt Billy Lane hat in der Familie Stewart nachgeforscht, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist, nachdem sie Norfolk im Februar 1854 verlassen hatten. Captain Stewart gab sein Kommando 1857 ab und kaufte einen großen Besitz in der Nähe von Morpeth bei Newcastle.
Nach Cynthia Stewarts Tagebuch zu urteilen wuchs die kleine Meggie zu einer ziemlich eigensinnigen jungen Dame heran.« Seine Augenbrauen hoben sich bedeutungsvoll. »Wie die Mutter, so die Tochter. Auf jeden Fall besagt Cynthias Tagebuch, dass Meggie Bede Hunter bei einem Kirchentreffen kennen lernte. Offensichtlich war es Liebe auf den ersten Blick. Doch die Stewarts waren gegen die Verbindung, denn sie hielten Hunter offensichtlich nicht für gut genug für ihre Tochter.«
Vorübergehend hatte Jessica ihre Probleme völlig vergessen und rutschte gespannt auf den Rand des Sofas vor, um den Rest der Geschichte zu hören.
»Meggie legte die Ungeduld der Jugend an den Tag – im Laufe einer Generation ändern sich die Dinge wohl nicht sehr, nicht wahr?«, merkte er trocken an. »Sie brannte mit Hunter nach Sydney durch, wo sie heirateten. Als der Captain sie endlich aufspürte, war Meggie bereits im zweiten Monat schwanger.«
»Also blieb den Stewarts gar nichts anderes übrig, als sich mit Meggies Mann abzufinden?«, vermutete Nan.
»Richtig. Der Captain besorgte Bede eine Arbeit und kaufte ihnen ein Häuschen. Unglücklicherweise lebte Cynthia Stewart gerade noch lange genug, um ihr erstes Enkelkind zu sehen, bevor sie an einem Herzanfall starb. Sie war gerade erst zweiundvierzig Jahre alt geworden.«
»Aber wie kamen die Hunters nach Norfolk?«, wollte Jessica wissen.
»Nun, das ist interessant. Nach dem Tod seiner Frau scheint es mit Captain Stewart bergab gegangen zu sein. Er begann zu spielen und zu trinken und verlor fast alles,
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