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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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was er besaß. Es gibt eine Todesanzeige, in der steht, dass er eines Tages reiten ging und nicht mehr zurückkam. Am nächsten Tag fand man ihn mit gebrochenem Genick. Meggie konnte nicht mehr viel erben, da auch die Pensionszahlungen für den Captain bei seinem Tod eingestellt wurden. Billy konnte nichts Schriftliches finden, aber ich glaube, wir können davon ausgehen, dass die Hunters auf Norfolk einen Neuanfang wagen wollten, nachdem Bede gehört hatte, dass sich dort die Holzindustrie ansiedeln wollte.«
    Nan tätschelte Jessica den Arm. »Nun, meine Liebe, so wie bei Meggie und Bede werden sich deine Probleme sicher ebenfalls regeln. Du tust das Richtige«, bewertete sie Jessicas Entscheidung. »Und was das Malen angeht, du bist bereits eine gute Malerin. Ich sage dir doch andauernd, dass du deine Bilder ausstellen solltest, um zu sehen, ob du sie verkaufen kannst.«
    »Gut, dass du das sagst«, meinte Jessica mit leisem Lachen. »Gestern habe ich fünf ungerahmte Gemälde in eine Galerie gebracht. Der Besitzer bot mir an, sie ein oder zwei Monate auszustellen, und hat ihnen lächerlich hohe Preise gegeben, daher glaube ich kaum, dass sie sich gut verkaufen lassen.«
    »Na, lass dich überraschen«, meinte Marcus nachdenklich, fast unbestimmt. Jessicas Geständnis war wie ein Donner schlag für ihn gekommen, und er stand noch immer etwas unter Schock. Er hatte davon geträumt, dass sie eines Tages in ferner Zukunft vielleicht frei sein würde. Doch tief im Inneren hatte er befürchtet, dass die Chancen dafür nicht sehr gut standen. Nun hatte sich die Situation auf einmal völlig geändert, jetzt hatte er eine Chance … eines Tages, wenn sie den Gefühlsaufruhr, den ihre Trennung ausgelöst hatte, überstanden hatte. Und was noch wichtiger war, sie wollte auf der Insel bleiben. Wer hätte das gedacht?
    »Hast du noch ein paar Überraschungen für uns?«, fragte er halb im Scherz.
    »Nein, ich glaube, für heute habe ich mein Soll erfüllt«, gab sie leichthin mit einem kleinen Glucksen zurück. Marcus hatte Recht, fand sie. Es tat in der Seele gut, sich Dinge vom Herzen zu reden.
    Nan begann herumzuwirtschaften und die Kaffeetassen abzuräumen. »Ich muss meinen Hintern hochkriegen und zum Flughafen fahren. Ich hätte schon längst ein paar Arbeiten nach Brisbane schicken sollen.« Sie warf Jessica einen Blick zu. »Die Vasen, die du bemalt hast, bevor ich sie gebrannt habe, werden gutes Geld einbringen und vielleicht sogar Sammlerstücke werden. Marcus, könntest du mir die Kiste in den Kofferraum stellen?«
    Als Marcus in die Küche zurückkam, wusch Jessica gerade die Tassen ab.
    »Das musst du nicht tun.«
    »Das weiß ich, aber ich möchte es gerne.«
    Er sah ihr zu, wie sie die banale Tätigkeit beendete, und stellte fest, dass sie in dem bunten Sommerkleid fabelhaft aussah. Ihre Haut hatte jetzt eine gesunde hellbraune Farbe angenommen, und ihr kastanienbraunes Haar fiel ihr lose auf die nackten Schultern. Eine Weile fiel ihm einfach nicht ein, was er ihr hätte sagen können, so sehr nahm ihn ihre Schönheit gefangen. Um an etwas anderes zu denken, brachte er schließlich hervor: »Und was ist jetzt mit Sarah?«
    »Ich weiß nicht, sie verhält sich zurzeit sehr ruhig«, meinte Jessica und sah ihn lächelnd an. »Wenn sich nicht gerade Sarah manifestiert und nachdem Simon jetzt fort ist, ist es im Haus ziemlich friedlich. Glaubst du, dass sie jetzt für immer weg ist, nachdem die vier Gesichter fertig sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast noch nicht getan, was sie von dir will.«
    »Aber ich weiß nicht, was das sein soll. Sarah hat es nicht verraten.«
    »Das wird sie noch, da bin ich sicher.« Er grinste sie an. »Wahrscheinlich steckt sie irgendwo, wo sie neue Kraft sammeln kann, oder macht irgendetwas, was Geister eben so tun.«
    Jesus, er wollte gar nicht über Sarah sprechen – nichts gegen seine Ururgroßmutter –, und er wollte auch nicht über Sue und Simon sprechen. Er wollte über sie beide sprechen, oder genauer gesagt über seine Gefühle für sie. Er platzte beinahe vor Verlangen, ihr sein Herz zu öffnen, zuzugeben, dass er von der ersten Sekunde an von ihr fasziniert gewesen war, und dass diese Faszination sich in Liebe verwandelt hatte, die so stark war, dass sie ihn innerlich verbrannte. Aber sollte er das wirklich tun? Würde sie das nicht abschrecken?
    Sie wanderten zum Wohnzimmer hinüber, wo sich Jessica aufs Sofa setzte, während Marcus den Sessel daneben

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