Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
das«, lenkte Max diplomatisch wie üblich ein. »Ich habe Ihre Nummer, ich rufe Sie morgen an.«
»Gut.« Jessica sah zu den Marcelles hinüber, die sich mittlerweile in den Minibus gequetscht hatten, der gerade abfuhr. »Ich muss gehen«, meinte sie halb entschuldigend zu ihrem Geschäftspartner und lief stirnrunzelnd zu ihrem Auto.
Für Jessica folgte eine Woche hektischer Aktivität. Tagsüber Ausflüge, Picknicks am Meer, Fahrten zu Sehenswürdigkeiten, Erkundung der Geschichte der Insel und abends diverse Essen in Restaurants. Natürlich fanden sowohl Alison als auch Max die Gelegenheit, mit Jessica zu reden, und für Max war das Gespräch eine Offenbarung.
Er schickte Tania auf einen weiteren Einkaufsbummel und fuhr für einen Vormittagstee mit einem Mietwagen zum Cassell Cottage hinaus.
»Es ist zum Teil Ihre eigene Schuld«, erklärte Jessica, nachdem sie es sich mit dem Teetablett im Wohnzimmer bequem gemacht hatten. »Sie haben immerhin Simon davon überzeugt, dass es für mich das Beste wäre, hierher zu kommen. Und das hat sich als vollkommen richtig erwiesen.«
»Aber Sie sind eine begabte Anwältin, Jess. Es ist eine Schande, das so einfach wegzuwerfen.«
»Vielleicht tue ich das gar nicht. Vielleicht mache ich hier eine kleine Teilzeitkanzlei auf, nur um in der Übung zu bleiben.«
»Bei was? Beim Aufsetzen von Verträgen oder Testamenten? Nachbarschaftsstreiten? Abfindungen für Arbeitnehmer?«, lachte er leicht spöttisch. »Sie sind eine Spezialistin. Solche Routinearbeiten würden Sie in den Wahnsinn treiben.«
»Vielleicht. Aber ich hätte zum Ausgleich meine Malerei. Das ist es, was ich wirklich tun möchte. Kommen Sie, und sehen Sie, was ich hier gemacht habe«, forderte sie ihn auf, ihr zum Wintergarten zu folgen, der sich im Laufe der Monate in ein richtiges Atelier verwandelt hatte, und zeigte ihm zwei fertige Bilder. Auf der Staffelei stand noch ein weiteres, unfertiges Gemälde. »Nun?«
»Ich bin beeindruckt«, musste Max widerwillig zugeben. »Ehrlich gesagt, möchte ich das mit dem Meer und der Insel im Hintergrund gerne Tania zeigen. Was wollen Sie dafür haben?«
»Sie machen Spaß, oder? Max, es sieht Ihnen nicht ähnlich, einen Kollegen mit Geld zu bestechen«, neckte sie ihn.
»Ich meine es ernst. Wie viel?«
Jessica nannte einen ihrer Meinung nach völlig überhöhten Preis für das Gemälde, doch zu ihrer Überraschung zuckte er nicht einmal mit der Wimper.
»Betrachten Sie es als verkauft, vorausgesetzt, Tania ist einverstanden. Ich bin sicher, es gefällt ihr, und außerdem«, fügte er augenzwinkernd hinzu, »wird das ein gelungenes Geburtstagsgeschenk.«
»Na schön, aber glauben Sie nicht, dass Sie mich, wenn Sie ein Bild von mir kaufen, dazu rumkriegen, in der Kanzlei zu bleiben.«
»Meine liebe Jessica«, begann er ernst, »wenn überhaupt, dann habe ich mit diesem Kauf gerade bestätigt, dass Sie auf diesem Gebiet Potenzial haben.« Etwas mürrisch fügte er hinzu: »Aber verdammt noch mal, Sie geben so viel auf. David und ich haben nachgedacht und geredet. Bislang sind Sie nur Juniorpartnerin. Wir würden Ihnen eine volle Partnerschaft anbieten, zu der natürlich auch ein höherer Prozentsatz am Umsatz der Firma sowie weitere Vergünstigungen gehören.«
Sie lachte kehlig und schüttelte den Kopf. »O Max, es tut mir leid. Ich bin schlicht nicht interessiert. Ich habe hier ein neues Leben gefunden, das ich voll auskosten möchte.« Dann sah sie ihn lange und abschätzend an. »Ich weiß, dass das für Sie schwer zu verstehen ist. Manchmal verstehe ich es selbst kaum. Aber«, fügte sie entschlossen hinzu, »ich muss es versuchen. Ich will, dass dieser Lebenswandel funktioniert.«
Max seufzte niedergeschlagen und rieb sich das Kinn. »Nun, auf jeden Fall sehen Sie wesentlich besser aus als das letzte Mal, als ich Sie gesehen habe, daher muss hier irgendetwas richtig sein.« Eine Augenbraue hochziehend fragte er intuitiv: »Gibt es da womöglich einen neuen Mann? Wird er Teil dieses neuen Lebens sein?«
Jessica lächelte. Sie hatte nicht die Absicht, Max viel über Marcus zu erzählen, nur für den Fall, dass er die Information dazu verwenden wollte, sie zu beeinflussen. »Ich hoffe es. Aber wir sprechen noch nicht über unsere Zukunft.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Wir müssen uns zuerst beide um unsere Scheidungen kümmern.«
»Ah ja, die Scheidung. Wir haben uns ein bisschen über die verschiedenen Strategien unterhalten. Wie man das Verfahren
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