Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
mieses Gefühl zu geben.«
Alison blickte gottergeben zur Decke. Dann umarmte sie ihre Tochter impulsiv. »Perlen der Weisheit von jemandem, der noch so jung ist! Du hast Recht, Lisa.« Sie sah Jessica an. »Wenn du hier sein musst, um glücklich zu sein, dann ist das eben so.«
Jessica lächelte. Endlich hatte sie Alisons Segen. Es bedeutete ihr viel mehr, als sie im Moment zu analysieren wagte.
»Tante Jess, können wir zur Slaughter Bay hinuntergehen? Ich würde gerne sehen, wo dir Sarah zum ersten Mal begegnet ist.«
Alison und Jessica lachten gleichzeitig auf.
»Meine Güte, du bist selbst ein richtiger kleiner Geist«, meinte Alison und fuhr Lisa zärtlich über die schwarzen Haare.
Jessica blickte aus dem Fenster des Wintergartens. Es war ein schöner Herbsttag, keine Wolke zeigte sich am Himmel. »Ja, gerne«, gab sie nach und nahm ihre Autoschlüssel vom Tisch.
Sarah sah ihnen nach, als sie den Hang zur großen Pinie hinaufstiegen. Die beiden Frauen waren offensichtlich verwandt. Obwohl die Ältere rundlicher war und eine andere Haarfarbe hatte, sahen sie sich doch ähnlich genug, um die Familienzugehörigkeit erkennen zu lassen. Die Jüngste, ein Mädchen, musste die Tochter von Jessicas Schwester sein, da sie sich bemerkenswert ähnlich sahen.
Eine seit Ewigkeiten nicht mehr gespürte Frustration überkam Sarah. Sie wollte, dass die Fremden verschwanden, aufhörten, Jessica zu belästigen und ihre Zeit in Anspruch zu nehmen, damit sie sie für sich selbst haben konnte. Obwohl es nur ein paar Wochen waren, schien es ihr ewig her zu sein, seit sie mit Jessica im Wintergarten gesprochen hatte. Das hatte sie sehr erschöpft, und ihre Kräfte hatten eine Weile gebraucht, um sich zu regenerieren.
Sie war jetzt bereit, Jessica den letzten Teil ihrer Geschichte zu offenbaren, denn erst dann würde sie frei sein, um zu Will zu gehen. O ja, darauf freute sie sich schon so lange, dass es zu einer wahren Ewigkeit geworden war.
Während sie ihrem Geplauder lauschte, überkam sie auf einmal Neid auf ihre Vertrautheit, etwas, was sie in ihrem kurzen Leben außer in ihrer Freundschaft mit Bridget nie erfahren hatte. Stünde nicht dieser zeitliche Abgrund zwischen ihnen, wäre es schön gewesen, Jessica zur Freundin zu haben. Ja, das wäre wirklich nett gewesen. Sie verscheuchte die melancholischen Gedanken und lächelte dann spitzbübisch. Vielleicht sollte sie ihnen ein Zeichen geben, dass sie da war. Das würde sie tun. Sie sah einen umgestürzten Baumstamm in ihrer Nähe, konzentrierte sich darauf und ließ ihn mit Hilfe ihrer kinetischen Energie den Hang hinunter auf sie zurollen.
Lisa, die vorneweg ging, sah das Objekt zuerst und rief, aus dem Weg springend: »Achtung!«
Jessica und Alison hatten etwa zwanzig Sekunden, um aus dem Weg zu gehen, als der Baumstamm zunehmend schneller den Hang hinunterrollte und schließlich donnernd vor zwei Pinien krachte.
»Jessica, wie ist das passiert?«, kreischte Alison.
Lisa und Jessica sahen einander an und lächelten.
»Das war wahrscheinlich Sarah«, vermutete Jessica und versuchte, nicht über den Ausdruck in Alisons Gesicht zu lachen.
»Du machst jetzt keine Witze, oder?«
»Nein, Al. Das hier ist ihr Platz. Vielleicht glaubt sie, dass wir hier unbefugt eindringen.«
Entsetzt starrte Alison ihre Schwester an. »Wirklich? Verdammt noch mal!« Sie machte auf dem Absatz kehrt. »Dann sollten wir hier verschwinden und ihn ihr überlassen.«
23
ies das«, bat Simon, als er Sue das Fax gab. Sue überflog das Geschäftspapier, auf dem Simon die Häuser mit ihrem Inhalt, die Jessica und ihm gemeinsam gehörten, als sein Anteil im Scheidungsverfahren angeboten wurden. Dann reichte sie ihm das Blatt und musterte ihn. »Das ist ein Bestechungsversuch, ein Lockangebot. Wenn du darauf eingehst, wirst du weiter nichts erhalten.«
»Das ist mir klar.«
Simon fuhr sich durchs Haar, nahm die Brille ab und kniff sich in den Nasenrücken, eine gewohnte Geste, wenn er angestrengt nachdachte. In gewisser Weise bewunderte er Jessica und Max. Es war ein kluger Schachzug, und er sah wohl die Vorteile, die darin lagen, anzunehmen. Es machte ihm keinen Spaß, um einen größeren Anteil zu kämpfen und zu schachern, um sein Geriatrieprojekt zu finanzieren, auch wenn sein Rechtsanwalt das Schachern für ihn übernahm. Er hatte seinen anfänglichen Zorn auf Jessica und darauf, dass sie ihre Ehe für beendet erklärt hatte, überwunden und fand die nachfolgenden
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