Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
»Wunderbare Landschaft und sehr ruhig. Jessica könnte malen, das würde ihr guttun, nicht wahr?« Er sah Alison direkt an. »Außerdem ist es keine ganz steuerfreie Gegend. Bewohner und Feriengäste zahlen eine ziemliche Menge indirekter Steuern. So kommt die Inselregierung ohne Beihilfe der Bundesregierung zu ihrem jährlichen Budget von zehn Millionen Dollar.«
»Na, ich bin da nicht so sicher«, murmelte Alison.
»Ich glaube, Simon und Nikko haben Recht, Alison«, mischte sich nun David Greiner, der Seniorpartner von Greiner, Lowe und Pearce, ein, nachdem er Max angesehen hatte, der leicht nickte. »Wenn Jessica jemals wieder die Person sein soll, die sie einst war, dann wird ihr eine vollständig andere Umgebung dabei eher nutzen als schaden. Wir haben Simons Entscheidung in gewisser Weise vorweggenommen, indem wir vorläufig eine Rechtsanwältin angestellt haben, die sie vertreten wird. Aber«, fügte er an alle gewandt hinzu, »Jessica bleibt unsere Juniorpartnerin, und wenn sie so weit ist, werden wir sie wieder willkommen heißen.«
»Vielen Dank, David, das wird sie zu schätzen wissen«, verkündete Simon mit echter Dankbarkeit.
Alison Marcelle presste die Lippen zusammen. Sie war klug genug, um zu erkennen, dass sie die Schlacht verloren hatte. Die Entscheidung war gefallen, und sie hatte nicht die geringste Chance, Simons Entschluss zu ändern. Manchmal konnte dieser Mann genauso verbohrt sein wie ihre kleine Schwester. »Ihr habt euch also alle gegen mich verschworen«, stellte sie fest.
»Meine Liebe«, versuchte Keith die aufgeregte Frau vor dem marmornen Kaminsims zu beruhigen. »Jessicas Gesundheit ist wichtiger als alles andere, auch wichtiger als die Tatsache, dass du sie vermissen wirst, meinst du nicht auch?«
»Na gut«, gab sie nach. Dann wandte sie sich mit blitzenden Augen an Simon. »Und wer weiß, vielleicht macht die Familie innerhalb der nächsten sechs Monate ja einmal Urlaub in Norfolk.«
3
erdammte Flugzeuge! Er verzog das Gesicht und zerrte mit Daumen und Zeigefinger an seinem Ohrläppchen, um den Druck auf sein Mittelohr auszugleichen, als das Flugzeug abhob und steil aufstieg. Das passierte ihm jedes Mal, wenn er flog, was glücklicherweise nicht allzu oft der Fall war. Der Druckausgleich in der Kabine verursachte ihm Schmerzen, und er musste erst ein Glas Wasser trinken oder sich die Nase putzen, bevor es aufhörte, weh zu tun.
Eine Stewardess kam den Gang entlang. »Alles in Ordnung?«
Marcus Hunter nickte. »Nur der Druck. Ist gleich vorbei.«
Zehn Sekunden später hielt eine weitere Stewardess an seinem Platz, um zu fragen: »Möchten Sie vielleicht eine Zeitung oder eine Zeitschrift haben?« Ihren einstudierten Satz beendete sie mit einem Lächeln, das wohl charmant wirken sollte.
Marcus klopfte auf das Buch in seinem Schoß. »Nein, danke, ich habe alles.«
»Machen Sie Urlaub auf Norfolk?«, versuchte sie sich in Konversation, während sie ihn ganz offen abschätzend ansah.
»Meine Familie lebt dort. Ich bin da geboren«, sagte Marcus höflich. Er sah auf sein Buch und öffnete es dort, wo das Lesezeichen steckte.
»Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Aufenthalt. Es ist schön, Weihnachten zu Hause zu sein.«
»Ja, ich freue mich darauf.«
Halb flüsternd fügte sie hinzu. »Ich bin regelmäßig in Auckland, weil ich meist die Route Neuseeland-Sydney fliege. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Falls Sie mal Zeit haben …« Sie zog ein Stück Papier aus ihrer Jackentasche.
Marcus sah sie genauer an. Blond gefärbtes Haar, grüne Augen, ein hübsches Gesicht und ein wohlgeformter Körper. Er nahm das Stück Papier mit einem Kopfnicken an. Sobald sie weg war, kam die erste Stewardess wieder und brachte ihm sein Wasser. Während er die Flüssigkeit nippte, fragte er sich, ob auf seiner Stirn ein Stempel mit der Aufschrift »Getrennt lebend, bald geschieden, verfügbar« prangte. Er war nicht eingebildet genug, um zu glauben, dass es sein Aussehen oder seine Persönlichkeit waren, die seit einiger Zeit eine Reihe von Frauen dazu veranlasste, sich mehr als notwendig darum zu bemühen, mehr als nur nett zu ihm zu sein. Vielleicht hatten Frauen eine Art Gespür dafür, festzustellen, dass er frei war. Ein interessanter Gedanke. Oder ging es vielleicht von ihm aus, von der Art, wie er sie ansah oder von seiner eigenen Körpersprache?
Nicht, dass er etwas dagegen hätte. In letzter Zeit hatte er ein paar sehr angenehme Verabredungen mit verschiedenen
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