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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Perth. Nah genug am Friedhof«, erwiderte Simon. »Das ist eines, was Nikko bei seinen Therapiesitzungen mit ihr herausgefunden hat. Jessica war jeden Tag auf dem Friedhof. Stundenlang hat sie weinend an Damians Grab gesessen und sich gewünscht, auch tot zu sein, damit sie bei ihm sein kann.« Er sah Max an. »An dem Tag, als Sie sie im Büro gefunden haben, das hätten doch Anzeichen für einen Selbstmordversuch sein können, nicht wahr?« Er sah Max zustimmend nicken.
    »Scheiße«, stieß Keith Marcelle halb unterdrückt hervor. Der große Mann schüttelte den Kopf. »Das haben wir nicht gewusst. Al hat versucht, ihr so gut wie möglich zu helfen, aber sie musste schließlich die Kinder zur Schule bringen und wieder abholen und so. Sie konnte ja nicht den ganzen Tag bei ihr sein.«
    »Natürlich nicht«, gab David knapp zu und wandte sich an Simon. »Glauben Sie, dass sie gesund genug ist, um entlassen zu werden?«
    »Nikko glaubt, ja. Jessica ist immer noch labil, emotional gesehen. Sie wird einige Monate lang leichte Antidepressiva nehmen, bis sie wieder normal ist, und ich werde die Dosierung überwachen.« Er stellte plötzlich fest, dass sie zum ersten Mal seit Damians Beerdigung wieder alle in einem Raum waren. Er hatte sie eingeladen, um sie von seinen Plänen zu unterrichten, da seine Entscheidung sie alle betreffen würde.
    »Aber sie gleich tausend Kilometer von allem fortzubringen, was sie gewohnt ist. Freunde, Verwandte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das guttun soll. Heißt das nicht, sie ohne Rettungsleine ins Wasser zu werfen?«, beharrte Alison, in der üblichen Kampfhaltung, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie liebte ihre jüngere Schwester, litt mit ihr für das, was sie durchmachen musste, und wollte es Simon nicht erlauben, sie einfach für sechs Monate auf eine gottverlassene Insel zu verschleppen. Zumindest nicht kampflos.
    Simon blieb geduldig. »Nikko, Jessica und ich haben das besprochen. Sie ist ebenfalls der Meinung, dass eine vollständige Veränderung ihr guttun würde.«
    »Nimm sie auf eine Kreuzfahrt mit, eine Fernreise, irgend so etwas«, schlug Alison vor, die als Einzige dagegen war.
    »Nein.« Sein Tonfall ließ keine Widerrede zu. »Ich habe das mit Nikko besprochen. Er ist der Meinung, dass Jessica in ein normales Umfeld zurück muss und nicht den Touristen spielen sollte.« Er zuckte die Schultern. »Außerdem ist das schon entschieden. Ich habe mich als Assistenzarzt am Norfolk Island Hospital beworben, und sie haben angenommen. Sie wollten eigentlich einen Zwei-Jahres-Vertrag, aber als ich sagte, dass ich nicht länger als sechs Monate bleiben könnte, haben sie überraschenderweise zugestimmt.« Was er nicht sagte, war, dass der Aufsichtsrat hocherfreut gewesen war, einen Chirurgen seines Kalibers zu bekommen. »Wir werden nächste Woche abreisen.«
    »Norfolk Island!« Alison lachte höhnisch. »Was ist das überhaupt? Irgendein gottverlassener Fleck im Pazifik. Eine blöde Steueroase für Leute und Gesellschaften, die ihre Steuerausgaben senken wollen. Es wird Jessica wahrscheinlich schon nach einem Monat zu Tode langweilen. Und was dich angeht.« Sie wies mit dem Finger auf Simon. »Welche Herausforderungen erwarten einen Chirurgen mit deinen Fähigkeiten an so einem Ort?«
    »Oh, das ist gar nicht so schlimm«, meinte Simon. »Das Krankenhaus hat dreißig Betten und verfügt über eine Geburtsstation und eine Station für Geriatriepatienten. Insgesamt über vierzig Leute arbeiten dort. Außerdem kommen Spezialisten von außerhalb, mit denen man medizinische Probleme besprechen kann.« Seine Augenbrauen hoben sich zuversichtlich und senkten sich dann wieder. »Ich bezweifle, dass ich in den sechs Monaten sehr einroste. Außerdem kann ich in dieser Zeit an meinem Bauprojekt arbeiten, dem Geriatriezentrum.«
    »Aber vor Weihnachten wegzugehen! Wir haben diese Zeit immer zusammen verbracht! Weihnachten ist ein Familienfest«, wandte Alison ein. Sie verzog das Gesicht, als sie den flehenden Tonfall in ihrer Stimme bemerkte, doch sie konnte sie nicht kontrollieren.
    »Mein Vertrag am Krankenhaus beginnt am fünfzehnten Dezember. Darauf hatte ich keinen Einfluss und bin verpflichtet, dann auch tatsächlich dort anzufangen.«
    »Waren Sie jemals da, Alison?«, fragte Max Lowe. »Auf Norfolk Island?«
    »Natürlich nicht«, grollte Alison, »es gibt wohl interessantere Orte, an denen man Ferien machen kann.«
    »Es ist sehr schön dort«, versicherte ihr Max.

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