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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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der Soldaten in seinem Regiment erkrankten an dem Fieber.
    Da Sarah fürchtete, dass sich Meggie anstecken könnte, was bei kleinen Kindern oft tödliche Folgen hatte, bezahlte sie eine Frau in der Kent Street, für das Kind zu sorgen, während sie Will pflegte.
    Will O'Riley war ein starker Mann, der normalerweise nicht einmal eine Erkältung bekam, doch das Fieber hatte ihn fest im Griff. Sarah und der Regimentsarzt, Dr. Wilkinson, konnten nicht viel für ihn tun, außer die traditionellen Heilungsmethoden anzuwenden, um das Fieber durch Waschen mit einem lauwarmen Schwamm oder durch Aderlass herunterzubringen.
    Dr. Wilkinson horchte die Brust seines Patienten ab, lauschte dem zähen Husten und dem schleimigen Rasseln, das sich in beiden Lungenflügeln bemerkbar machte. Schließlich ließ er Will wieder in die Kissen sinken und deckte ihn zu. Er sah Sarah an, die am Fußende stand und versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, mit ihm ins Nebenzimmer zu kommen.
    »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Sarah. Will ist in schlechter Verfassung. Die Infektion hat sich auf beide Lungenflügel ausgebreitet. Wir nennen das Lungenentzündung. Sie müssen ihm immer mehrere Kissen unter den Kopf geben, damit er besser atmen kann, und geben Sie ihm zu trinken. Schwachen Tee und Brühe. Es ist wichtig, dass er genügend Flüssigkeit bekommt.«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Er will nichts essen. Erst klappert er mit den Zähnen, und es tun ihm alle Knochen weh, und dann glüht er wieder und wirft alle Decken fort. Was soll ich nur tun?«
    Dr. Wilkinson sah sie ernst an. »Ich würde ihn gerne auf die Krankenstation des Regiments bringen, aber die ist bereits überfüllt, und ich fürchte obendrein, dass er zu schwach ist. Ich werde mit Captain Stewart reden, damit er einen Soldaten abstellt, der Sie unterstützt, denn Sie können ihn nicht allein pflegen. Ich glaube, dass das Fieber nicht mehr ansteckend ist, daher besteht keine Gefahr, dass Sie oder der Soldat sich anstecken.«
    »Was ist mit Meggie? Ich habe sie bei Mrs. Brown gelassen. Sie passt auf mehrere Kinder auf, deren Eltern das Fieber haben.«
    »Lassen Sie sie dort, Sie werden mit Wills Pflege genug zu tun haben.«
    Sarah holte tief Luft, bevor sie die Frage stellte, die sie quälte. »Er wird doch wieder gesund werden, oder, Doktor? Mein Will ist so stark wie ein Ochse, er wird niemals krank. Also … dieses Lungenentzündungszeug, das wird doch vorbeigehen, oder?«
    Der Doktor berührte kurz den Ärmel ihres Kleides. »Meine Liebe, ich sehe, Sie möchten, dass ich ehrlich zu Ihnen bin, also werde ich ehrlich sein. Es gibt nichts, was die medizinische Wissenschaft auf dem heutigen Stand für ihn tun kann.« Wieder klopfte er ihr auf den Arm. »Beten Sie, meine Liebe, beten Sie. Manchmal sind Gebete die beste Medizin.«
    Seine Worte entsprachen ungefähr ihren Erwartungen. Sie kannte die Auswirkungen einer Lungenentzündung. War daran nicht vor so vielen Jahren ihr Vater gestorben? Sie kannte die Zeichen, und ihr Will zeigte alle Symptome eines schwerkranken Mannes. Aber er würde nicht sterben. Robbie Flynn war gestorben, weil er älter gewesen war, sein Körper und Geist waren durch lebenslange harte Arbeit auf dem Land geschwächt gewesen. Ihr Will würde diese Krankheit überwinden und wieder der Mann werden, der er gewesen war. Und wenn sie dazu tausend Ave Maria aufsagen musste, dann würde sie Tag und Nacht auf Knien darum beten.
    Der Doktor nahm seinen Hut und ging zur Tür. »Ich schicke Ihnen den Soldaten noch vor Einbruch der Nacht. Versuchen Sie, sich nicht zu viel Sorgen zu machen, Sarah. Ich komme morgen früh als Erstes noch einmal zu ihnen.«
    Am nächsten Morgen ging es Will schlechter. Sein Atem ging flach und rasselnd, seine Haut nahm einen bläulichen Schimmer an. Den ganzen Tag lang schwankte er zwischen halber Bewusstlosigkeit und Delirium hin und her, bis er um Mitternacht den Kampf aufgab und nicht mehr atmete.
    Der Soldat, ein achtzehnjähriger Junge, verängstigt, weil er noch nie einen Mann hatte sterben sehen, rannte fort, um den Doktor zu holen. Es mussten bestimmte Vorbereitungen getroffen werden.
    Sarah saß zutiefst verstört am Bett. Will, tot. Heilige Maria, Muttergottes, wie konnte das sein? Wenn sie je einen Gedanken an Wills Tod verschwendet hatte – und sie hatte sehr versucht, das nicht zu tun –, dann hatte sie ihn in irgendeiner Schlacht bei der Ausübung seiner Pflichten als

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