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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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aufregendste Neuigkeit des Tages plauderten: dass in der Nähe der Stadt Bathurst Gold gefunden worden sei.
    Im offenen Küchenanbau beschäftigte sich Sarah mit der Zubereitung des gebratenen Lamms mit Kartoffeln und Gemüse. Die ganze Zeit spürte sie dabei die Blicke von Elijah auf sich ruhen. Normalerweise hätte sie das wenig gestört, doch heute Abend hatte sie seltsamerweise einfach genug davon. Seit ihrer Jugend war sie die Blicke von Männern gewöhnt, die sie gelegentlich abschätzend betrachteten, und sie war nicht sonderlich eitel. Doch in Elijah Waughs Blick und seinen Gesten lag eine Lüsternheit, die sie an diesem Abend außerordentlich beleidigend fand. Auch seine Gerissenheit störte sie, denn, als sie nach ihrem Mahl den Tisch abräumte, hatte er mit voller Absicht ihre Brust berührt, während Will mit Maggie spielte. Solches Benehmen brachte sie sehr gegen den Corporal auf, egal, wie hart seine Kindheit gewesen war.
    Später am Abend, als Meggie friedlich in ihrer Wiege schlief, hatten Sarah und Will ihren ersten ernsthaften Streit.
    »Ich möchte dich bitten, den Corporal nicht mehr in unser Haus zu bringen, Will«, sagte Sarah mit der ihr eigenen Offenheit.
    Will, der ein Bier zu viel gehabt hatte, ärgerte sich darüber.
    »Und warum nicht? Elijah ist ein Freund von mir, ein alter Freund. Das hier ist mein Haus, Sarah, und ich lade verdammt noch mal ein, wen es mir passt.«
    Sarah entschied sich, es anders zu versuchen. »Ich mag ihn nicht, Will. Er hat etwas, da fühle ich mich wie …«
    Die Hände tief in die Hosentaschen geschoben hob Will die Augenbrauen und fragte: »Wie denn? Los, spuck es aus, Frau!«
    Stolz hob sie das Kinn. »Na gut. Es ist die Art, wie er mich ansieht, es ist … unschicklich. Lüstern. Ich … ich fühle mich unwohl im selben Raum mit ihm.«
    Plötzlich musste Will lachen. »Lüstern! Meine Güte, ist das alles? Natürlich will er dich, das hat er mir selbst gesagt.« Er lachte leise, als ob ihn die Vorstellung amüsierte. »Er hat gesagt, wenn du mit irgendeinem anderen Mann verheiratet wärst, würde er sein Glück versuchen.«
    Verwirrt durch Elijahs Offenheit starrte Sarah Will an. »Und es stört dich nicht, wenn ein Mann sagt, dass er deine Frau haben will? Macht dich das nicht … wütend?«
    »Sarah, ich bin doch nicht blind«, seufzte Will, dessen Zorn langsam verrauchte. »Ich habe gesehen, wie dich andere Männer, viele Männer, ansehen. Wenn ich bei jedem Blick in die Luft gehen würde, müsste ich mich mit der Hälfte aller Männer in der Stadt prügeln. Elijah ist ein guter Kerl, auch wenn er Waliser ist und etwas grob. Er ist ein ausgezeichneter Soldat, und er hat bereits eine Frau, die ihm das Bett wärmt. Deshalb haben seine Worte keine große Bedeutung für mich. Manche Männer müssen eben ständig damit angeben, dass sie hinter allem her sind, was Röcke trägt.«
    »Ich habe das Gefühl … als ob er mich mit seinen Blicken auszieht.« Sarah unterdrückte einen Schauder bei dem Gedanken an seinen fast farblosen, starrenden Blick, der sie im Geiste entkleidete und sich vollständig darüber im Klaren war, dass sie es bemerkte. Sie hielt so ein Betragen nicht für normal und fragte sich, warum Will diesen Makel im Charakter seines Freundes nicht sehen wollte.
    Will runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang nach. »Ich rede mit ihm. Er wird dich nicht noch einmal beleidigen. Aber«, sagte er und reckte hartnäckig das Kinn vor, »Elijah ist mein Kamerad, und das, mein Mädchen, ist etwas, was du akzeptieren musst.«
    Sarah wandte sich ab, damit sie sich nicht verplapperte, weil sie nicht glaubte, dass irgendetwas, was Will zu Elijah sagte, etwas daran ändern würde, wie er sie anglotzte. Er würde es nur noch heimlicher tun und seine Berührungen noch zufälliger erscheinen lassen. Elijah Waugh bedeutete Ärger. Das spürte sie so sicher wie sie wusste, dass die Sonne am nächsten Morgen im Osten aufgehen würde. Aber Will war ihr Ehemann, und ob es ihr gefiel oder nicht, in ihrem Haus galt sein Wort. War das nicht immer so gewesen?
     
    1852 gab es einen harten Winter, und ein Handelsschiff aus Amerika brachte ihnen nicht nur seine Ladung und Prospektoren für die Goldminen um Hills End, sondern auch ein Fieber, das die Ärzte Influenza nannten. Die Krankheit wütete in den Docks von Sydney Town, erfasste die Starken und die Schwachen, die Reichen und die Armen, die Jungen und die Alten.
    Sergeant Will O'Riley und fünfundzwanzig Prozent

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