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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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sein?«
    Unvermittelt sprudelte alles aus ihr heraus: ihr Traum, seine Klarheit, die lebendigen Farben und die Emotionen, die sie mit den Menschen geteilt hatte.
    »Das wird immer merkwürdiger«, stellte Simon fest. Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke: »Vielleicht war die Erinnerung an den Traum so stark, dass du hier herausgekommen bist und in einer Art Post-Traum-Trance das Gesicht von Thomas gemalt hast.«
    »Ist so etwas möglich?«, wunderte sie sich. Sie erzählte ihm nicht, dass sie sich daran erinnerte, aufgewacht und aus dem Bett gestiegen zu sein, sich ein Glas Milch eingeschüttet und Türen und Fenster des Wintergartens geschlossen zu haben.… und dieser Geruch, ein süßer Duft. Was war das? Wenn sie in einer Trance gewesen wäre, hätte sie sich daran erinnern können? Wohl eher nicht.
    Simon zuckte mit den Schultern und sah mit ernster Miene das Bild an. »Ich weiß es nicht. Es könnte sein.« Schließlich nahm er sie in die Arme. »Lass uns Marcus eine Chance geben, das Rätsel zu lösen. Vielleicht gibt es eine ganz vernünftige Erklärung für das alles. Er wird gegen zehn Uhr hier sein.«
    »Gut, dann habe ich ja noch genug Zeit, um Frühstück zu machen und aufzuräumen«, meinte Jessica erstaunlich munter. Warum verursachte ihr der Anblick des zweiten Gesichts keine Depressionen? Es war fast, als ob sie allmählich akzeptierte, dass sie seltsame Dinge tat, für die sie keine logische Erklärung fand. Hieß das, dass sie tatsächlich verrückt wurde? War die Krankheit schon immer tief in ihr versteckt gewesen, bis das Trauma um Damians Tod sie an die Oberfläche gebracht hatte? Wenn das so war, konnten dann Marcus oder Nikko oder irgendjemand anderes verhindern, dass es schlimmer wurde? Oder würde sie langsam immer weiter in eine permanente Geisteskrankheit absinken? Nein, nein …
    Ihre Beine begannen zu zittern, es war ein Beben, das sich über ihren Rücken bis in ihre Arme und Hände fortsetzte. Sie schluchzte gequält auf und brach fast zusammen. Simon konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden stürzte.
     
    Marcus war viel zu professionell, um sich seine Überraschung anmerken zu lassen, als Jessica ihn zu dem Bild führte. Sein historisches Wissen ließ ihn sofort die Uniform der britischen Soldaten aus dem neunzehnten Jahrhundert erkennen – wahrscheinlich aus den fünfziger Jahren. Die Uniform hatte einen hohen Stehkragen aus gelbem Stoff mit dreieckigen gelben Streifen an den Schultern. Die Jacke selbst war hellrot und wurde mit zwei Reihen Messingknöpfen geschlossen. Außerdem hatte sie einen weißen Lederstreifen, der an der rechten Schulter ansetzte. Sehr charakteristisch. Es würde keine großen Schwierigkeiten machen, herauszufinden, zu welchem britischen Regiment die Uniform gehörte. Damit begann sich eine Idee in seinem Kopf zu formen, die er jedoch noch nicht auszusprechen wagte. An Jessicas angespannter Haltung sah er, dass sie vor allem Verständnis und Mitleid brauchte. Das würde er ihr geben, und er würde Simon dazu auffordern, es auch zu tun.
    »Der hier«, meinte Marcus und wies auf das zweite Gesicht. »Er hat einen Namen?«
    »Oh, Simon hat Ihnen davon erzählt. Ja, in meinem Traum heißt er Thomas Dowd. Ich weiß natürlich nicht, ob das ein realer Name ist oder ob es jemals so eine Person wirklich gegeben hat. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich keinen von ihnen jemals zuvor gesehen habe.« Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem vorsichtigen Lächeln. »Falls die Information irgendwie hilft.«
    »Was ist mit dem ersten Gesicht?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher. Es könnte der andere Soldat gewesen sein. Die Details des Traums beginnen zu verschwimmen.«
    »Vielleicht sollten Sie mir erzählen, an was Sie sich erinnern«, forderte er sie sanft auf und führte sie vom Wintergarten ins Wohnzimmer, damit das Gemälde nicht so dominant in ihrem Blickfeld stand, während sie sprachen.
    Er machte sich Notizen, während sie redete, und unterbrach sie nicht ein einziges Mal, bis sie geendet hatte. »Sie sagten, der Name der Frau sei Sarah gewesen, nicht wahr? Und die Tochter hieß Meggie?« Er sah sie nicken und fragte weiter: »Und ihr Nachname?«
    »Den habe ich vergessen. Aber … und das ist äußerst merkwürdig, Marcus, aber ich bin mir sehr sicher, dass es Sarahs Gesicht war, das ich in Ihrem Küchenfenster gesehen habe. Ich habe sie gezeichnet, wie Sie vorgeschlagen haben, obwohl Porträts nicht meine Stärke sind. Ich kann es nur nicht mehr

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