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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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hast, aber ich bin sicher, dass wir drei, du, ich und Simon, eine Lösung finden.«
    Es war erstaunlich, was ihre bloße Berührung in seinem Körper, seinem Herzen und seiner Seele anrichtete. Er spürte ein Singen in seinen Adern, als das Blut schneller pulsierte. Sie war ein ganz besonderer Mensch, aber, ermahnte er sich ebenso schnell, wie seine Reaktionen außer Kontrolle geraten waren, sie ist nicht dein besonderer Mensch. Du hast hier nur die Aufgabe, sie gesund zu machen, und darauf musst du, Marcus Hunter, dich konzentrieren. Alles andere wäre völliger Unsinn.
    Sie drückte seine Hand und entzog sie dann vorsichtig seinem Griff. »Ich glaube dir, Marcus.«
    Als Nan Duncan am Nachmittag für eine Tasse Tee aus ihrem Atelier kam, fand sie Marcus im Wohnzimmer inmitten eines Stapels von Büchern, Akten und einer alten Karte von Norfolk Island.
    »Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd«, bemerkte Nan, als sie seine Teetasse neben seinen Notizen auf den Kaffeetisch stellte. »Sieht aus, als ob du an einem netten Geheimnis arbeitest. Ich glaube, das ist wohl mit der Hauptgrund, warum du damals Psychologie studiert hast. Vielen Beschwerden deiner Patienten liegt bestimmt so etwas wie ein Geheimnis zugrunde.«
    »Es ist interessant«, gab er zu. »Jessicas Probleme fingen an, als sie zum alten Teil des Friedhofs ging. Dort hatte sie dieses merkwürdige Gefühl und ist beinahe ohnmächtig geworden.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Nan, an einem Keks knabbernd.
    »Möglicherweise mehrere Dinge. Sie war emotional labil, als sie nach Norfolk kam. Vielleicht hat etwas, was sie auf dem Friedhof getan hat, wie das Lesen eines Grabsteines, das sie deprimiert hat, eine Reaktion tief in ihrer Psyche ausgelöst.« Er sah seine Schwester an, froh darüber, so etwas mit ihr besprechen zu können, denn er wusste, dass sie mehr als nur ein wenig Verstand hatte. »Wer weiß schon, was in unseren Köpfen eingesperrt ist? Erinnerungen an die Vergangenheit und die Gegenwart. Aber Vergangenheit, wie weit reicht die zurück? Beginnt unsere Vergangenheit mit unserer Geburt oder bereits davor, wenn wir noch im Mutterleib sind, oder sogar noch eher?«
    Nan runzelte die Stirn, und ihre grauen Augen weiteten sich interessiert. »Sprichst du von Reinkarnation?«
    »Vielleicht, ich bin nicht sicher. Eine Sache, die mich bei der Theorie der Reinkarnation eines Geistes stutzig macht, ist die Kälte, die Jessica jedes Mal überkommt, wenn etwas passiert. Die Kälte oder das Gefühl, dass ihr sehr kalt ist, scheint der Katalysator zu sein, der die … Erinnerungen, die Heimsuchungen, vielleicht sogar die mentalen Blackouts hervorruft.«
    »Und warum stöberst du in diesen Büchern herum?«, wollte Nan wissen.
    »Nun, Jessica hat mir zwei Namen genannt, drei mit dem des Kindes. Ich mache ein wenig Detektivarbeit, um herauszufinden, ob es Namen realer Personen sind oder ob auch sie – möglicherweise wie ihr Traum – Fantasieprodukte einer hyperaktiven, gestörten Einbildungskraft sind. Bislang war es mir noch nicht möglich, einen der Namen zu belegen. Aber ich gehe noch zum Versammlungshaus und stöbere da etwas herum. Sie haben dort vollständigere Listen der Strafgefangenen und freien Siedler, die seit der ersten Besiedlung nach Norfolk gekommen sind. Ansonsten kann ich auch einen Freund in Sydney kontaktieren, der mir die nötige Information verschaffen kann.«
    »Ist sie gestört, unsere Jessica?«
    »Irgendetwas Unnormales – sei es paranormal, Reinkarnation, vielleicht sogar Wahnvorstellungen – passiert, das ist nicht zu leugnen.«
    »Nun, wir beide wissen, dass auf der Insel viele seltsame Dinge vor sich gehen, nicht wahr? Geister, Gespenster, körperlose Wesen, nenn sie, wie du willst«, sagte Nan mit leisem Lachen, während sie an ihrem Tee nippte. »Wahrscheinlich hat jede dritte Familie, die seit etwa hundert Jahren hier ist, ein oder zwei Gespenster im Schrank.«
    Marcus dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete: »Nan, ich kann mir nicht helfen, aber ich fühle – und es ist nur so ein Gefühl, ohne konkreten Beweis –, dass das, was sich bei Jessica manifestiert, ein Produkt der Vergangenheit von Norfolk ist. Gott weiß, dass es genug Gewalt gegeben hat, bei all den Strafgefangenenkolonien und dem Drumherum. Es ist ein Rätsel, das ich gerne lösen möchte.«
    »Bist du sicher, dass du das kannst?«
    Er blickte sie an, und seine markanten Züge wurden ernst. »Das muss ich, um Jessicas willen.«
    Nan stand auf und

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