Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
nahm die leeren Tassen mit. »Dann werde ich dich nicht weiter stören. Oh, übrigens, Rory und Kate haben angerufen. Donna möchte, dass sie für einen kurzen Urlaub herkommen, bevor die Schule wieder anfängt. Es wäre doch schön, sie zu sehen, meinst du nicht? Ich habe gesagt, du rufst heute Abend zurück.«
»Danke.« Marcus seufzte auf. Da war sie wieder, die Realität, die sich in den Vordergrund drängte. Seine Kinder. Er hatte sie seit über drei Wochen nicht mehr gesehen. Nachdenklich kaute er an der Unterlippe, denn das Timing war absolut nicht das Beste, jetzt, da er sich um Jessica und ihre Probleme kümmern musste. Doch er konnte sie nicht abweisen. Außerdem vermisste er sie furchtbar, und sie liebten es, um die alte Siedlung bei Kingston zu streifen. Rory wurde allmählich ein begeisterter Golfer, auch wenn er Marcus noch mehr Macken in sein Schlägerset machte, als ihm lieb war. Und Kate legte eine Neigung an den Tag, alles und jeden zu psychoanalysieren. Vielleicht war es nur das Alter, aber vielleicht würde sie eines Tages auch eine gute Psychologin werden.
Er griff nach dem Telefon. Warum sollte er bis heute Abend warten, um mit ihnen zu reden …?
»Also, was hat er gesagt?« Sue konnte ihre Neugier kaum mehr bändigen. Sie hatte gewartet, bis Marcus Simons Büro verlassen hatte, und war dann so schnell wie möglich zu ihm gegangen.
»Das sage ich Ihnen beim Kaffee«, schlug er vor.
Drei Minuten später war sie mit dampfenden Tassen zurück und setzte sich auf die Armlehne eines Sessels, während sie darauf wartete, dass er ihr die Einzelheiten erzählte.
»Nicht viel«, begann Simon. »Aber das habe ich so früh auch nicht erwartet.«
»Aber Marcus muss doch irgendeine Vorstellung, eine Meinung haben«, forschte sie mit sichtlicher Ungeduld.
»Nun, er hat mehrere Theorien. Er sagt, dass es Zeit braucht.«
»Zeit.« Ihre Augenbrauen hoben sich. »Die Antwort ist typisch für einen Psychologen.«
»Er kann seine Diagnose nicht erzwingen, das wissen Sie, Sue«, verwies sie Simon leicht gereizt. »Da sind ein paar Dinge … hmmm … Verhaltensmuster, ihre Klarheit, so viele Aspekte, die er abwägen und analysieren muss.«
»Oh, ich weiß«, stimmte sie schnell zu, da sie merkte, dass er ärgerlich wurde. »Ich mache mir nur Sorgen um Sie, Simon. Die Anspannung, die Ungewissheit, das muss schrecklich für Sie sein.«
»Das ist es«, gab er zu und fühlte sich gleich verpflichtet, hinzuzufügen, »aber für Jessica muss es noch schlimmer sein.«
Jess. Immer Jess . Eine Welle der Enttäuschung überflutete Sue. Irgendwie musste sie ihn von dieser Frau loseisen. Was für eine Beziehung war das überhaupt? Na klar, er spielte den hingebungsvollen Ehemann, aber war er das auch? Langsam musste es ihm doch langweilig werden, sich die ganze Zeit Sorgen zu machen, was sie gerade anstellte.
»Warum gehen wir nicht nach der Arbeit zusammen etwas trinken? Sie wirken so angespannt, Sie müssen mal loslassen.«
Normalerweise hätte Simon abgelehnt, da er es für seine Pflicht hielt, nach Hause zu gehen. Aber was konnte es schon schaden, einen Drink zu nehmen?, fragte er sich. Und Sue versuchte nur, nett zu sein. Es wäre unhöflich, abzulehnen.
»Das ist eine gute Idee. Das machen wir.«
14
o war er? Zum zigsten Male schritt Jessica im Wohnzimmer auf und ab und blickte auf ihre Armbanduhr. Es war fast halb zehn. Simon rief eigentlich immer an, wenn er glaubte, dass es später wurde. Er sollte doch wissen, dass sie nachts nicht gerne allein im Haus blieb. Nachts passierten die merkwürdigsten Dinge. Es war nicht so, dass sie Angst vor dem Cottage hatte, sie fürchtete die geistige Verwirrung, die mit der Dunkelheit kommen konnte. Wenn Simon oder jemand anderes da war, fühlte sie sich sicherer.
Sie ging in die Küche und betrachtete die Teller auf dem Tresen. Ihr leckeres Kalb Parmegiana war verdorben. Das machte sie noch wütender. Doch dann kam ihr die schreckliche Idee, dass Simon einen Unfall gehabt haben könnte! Womöglich konnte er nicht telefonieren! Besorgt nagte sie bei diesem Gedanken an ihrer Unterlippe. Sie ging zum Telefon und wählte erneut seine Handynummer. Verdammt! Warum hatte er es ausgeschaltet?
Ein Lichtschein an der Haustür ließ sie in die Küchentür treten. Gleich darauf hörte sie das Klimpern von Schlüsseln und das Kratzen von Metall auf Metall, als er mit einigen Schwierigkeiten versuchte, das Schlüsselloch zu treffen.
Endlich bekam er die Tür auf
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