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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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sich an der Küste entlangzogen. Eine schnelle Skizze und ein paar Fotos, die sie mit einer Polaroidkamera, erstanden in einem Laden in Burnt Pine, gemacht hatte, bildeten die Grundlage für Form und Farbe ihrer nächsten Arbeit. Die würde sich durch die Kargheit der Landschaft und das silbrige Licht stark von der von der Anson Bay unterscheiden.
    Das Wispern einer Brise durch das offene Fenster ließ sie erschaudern. Sie ging hinüber und schloss es fest. Es war dumm, es offen zu lassen, wenn ihr ein wenig unheimlich zumute war, schalt sie sich selber.
    Doch die Kälte blieb, und obwohl sie sich über die Arme strich und die Finger aneinander rieb, wollte ihr nicht wie der warm werden. Dann roch sie wieder diesen süßen Duft. Jesus Christus, was war das? Rosen? Ja! O nein! Es ge schieht schon wieder! Mittlerweile erkannte Jessica die Symptome. Plötzliche Kälte, die ihr in die Glieder fuhr und schließlich ihren Widerstand sowie ihren Geist erlahmen ließ.
    Fest schloss sie die Augen und bekämpfte das Gefühl. In ruhigem, aber festem Tonfall sagte sie leise: »Nein, was auch immer mit mir geschieht, es wird heute Nacht nicht passieren. Ich bin stärker als diese seltsame Nemesis«, und mit einem kleinen Zögern fügte sie hinzu: »Ich muss es sein.«
    Ein besonderer Kältestoß ließ ihren Körper erzittern. »Geh weg«, sagte sie bestimmt.
    »Das kann ich nicht, Jessica.«
    Rasch öffnete Jessica die Augen und sah sich nach links und rechts um, um die Person zu finden, die mit ihr gesprochen hatte. Doch es war niemand im Raum. Eine Reglosigkeit überkam sie, und ihre Kehle wurde ihr so eng, dass sie nur noch schwer schlucken konnte. Gott, jetzt hörte sie schon Stimmen aus dem Nichts, oder besser gesagt, eine einzige Stimme. Was würde Marcus zu dieser Entwicklung sagen? Stand sie tatsächlich an der Schwelle zum Wahnsinn oder einer Form von Demenz?
    »Lass mich in Ruhe.« O Gott, sie sprach sogar mit der Stimme!
    » Das kann ich nicht. Ich brauche dich, Jessica Pearce. Du bist meine Verbindung. Du musst mir helfen, mich zu befreien. «
    Wieder! Sie hörte wieder Worte! Die Stimme hatte einen leicht singenden Tonfall und klang irgendwie ausländisch, aber sie konnte sie nicht richtig zuordnen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du mir das antust, wer auch immer du bist.« Der Trotz in Jessicas Stimme stand im krassen Gegensatz zu ihrer Furcht vor dem, was geschah und der Tatsache, dass sie mit sich selbst zu reden schien. »Verschwinde einfach aus meinem Leben«, verlangte sie durch die Zähne gepresst, da ihr bewusst wurde, dass ihr mittlerweile so kalt war, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
    » Du kannst mich nicht bekämpfen, meine Liebe, dazu bin ich zu stark. «
    »Warum tust du mir das an? Willst du, dass ich verrückt werde?« Jessicas Stimme schwoll im gleichen Maße an wie ihre Furcht.
    Sarah lachte. » Du bist nicht verrückt. Du hast viel Schweres durchgemacht. O ja, ich weiß davon. Komm, setz dich. Ich möchte dir eine Geschichte von Liebe, einem Mann und einer Frau erzählen … «
    Mit aller ihr zur Verfügung stehenden geistigen Kraft versuchte Jessica, dieser dominanten Macht, die an ihr zerrte, zu widerstehen. Von allem, was ihr in der Vergangenheit passiert war, war dies entschieden das Seltsamste. Sie fühlte, wie sie sich innerlich etwas beruhigte, sie hatte das Gefühl, sicher und geschützt zu sein, und so setzte sie sich in den Sessel gegenüber der Staffelei. Sie war sich kaum dessen bewusst, dass sie sich der fremden Macht ergeben hatte. Ihre Augenlider senkten und schlossen sich. Ein paar Sekunden lang zwang sie sich, sie wieder zu öffnen, doch dann überkam sie auf einmal eine schwere Müdigkeit, ihre Augen schlossen sich endgültig, und ihr Kopf fiel gegen die Rückenlehne des Sessels …
     
    Es war ein schöner Traum, obwohl sie das Ende traurig machte.
    Als Jessica aufwachte, zeigten sich am Horizont über dem Meer bereits die ersten Lichtstreifen. Sie hatte von derselben Frau geträumt, die auch in ihrem anderen Traum vorgekommen war. Von Sarah und wie sie mit ihrem Mann, dem Soldaten Will O'Riley, aus Dublin nach Sydney Town gekommen war. Sie hob eine Hand an die Wange und spürte die getrockneten Tränen, die geflossen waren, als Will gestorben war, und noch einmal, als Sarah von dem Monster namens Elijah angegriffen worden war. Der Traum hatte damit geendet, dass Sarah mit Meggie nach Norfolk gesegelt war und dort bemerkte, dass Elijah ihr dorthin gefolgt war.
    Welche

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