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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Woche besuchen, Rosa. Ich muß oft nach Plewlja und neue Hölzer kaufen.«
    »Ich gehe nicht ohne dich«, sagte sie starrköpfig. »Wer soll dich schützen, wenn er dich wieder angreift …«
    »Er wird es nicht wieder wagen.« Er sah hinauf zu dem Wald, der dunkel im Schatten der Felsen lag, feindlich und fremd. »Hast du erkennen können, wer es war?«
    Sie schloß die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie mühsam. »Nein … es war zu dunkel.« Dann weinte sie und barg den Kopf an seiner Brust. »Ich lasse dich nicht allein«, flüsterte sie. »Ich lasse dich nie mehr allein … Wer dich tötet, tötet auch mich! Es gibt kein Leben mehr ohne dich …«
    Sie weinte und verbarg den Kopf aus Scham. Sie hatte gelogen, sie hatte den Unbekannten gesehen, sie wußte, daß es Jossip war. Und sie log, weil sie Angst hatte. Angst vor Jossip und Angst um das Leben Ralfs.
    Es war die erste Lüge in ihrem Leben, und sie empfand sie wie eine ungeheure Sünde.
    Bevor Ralf Meerholdt die Tür seiner Konstruktionsbaracke aufschloß, ging er noch einmal hinüber zur Kantine und klopfte an die Tür Pietro Bonellis.
    Zunächst geschah nichts. Bonelli saß hellwach im Bett und tastete leise nach seinem Knüppel, der neben ihm auf der Erde lag. Auch als es ein zweites Mal klopfte, öffnete Bonelli nicht, sondern schlich aus seinem Bett zur Tür, sah kurz auf die Uhr und kämpfte mit seiner Feigheit, entweder nicht zu öffnen oder aus dem Fenster um Hilfe zu rufen. Wer sollte nachts um 1 Uhr an die Tür hämmern, wenn nicht der Beschützer Katjas?! Das linke, blaue Auge stach und klopfte, die Nase war geschwollen und juckte. Das genügte vollauf, ihn vorsichtig zu machen.
    Es klopfte wieder. Bonelli seufzte auf. Die Liebe ist ein hartes Ding, stellte er fest und nickte weise zu diesem Gedanken.
    »Wer da?« stotterte er und hob den Knüppel, als könne der Unbekannte durch die Türfüllung kommen.
    »Meerholdt«, sagte Ralf laut.
    »Der Ingenieur?« Bonelli lachte leise. »Das ist ein dummer Witz, Freundchen. Der Herr Ingenieur liegt längst im Bett. Mach, daß du fortkommst, sonst schlage ich dir den Schädel ein!«
    Es hebt das Selbstbewußtsein, solche Worte hinter einer sicheren und fest verschlossenen Tür zu sprechen. Auch Bonelli fand, daß er heldenhaft gesprochen hatte und ließ den Knüppel in seiner Hand wippen.
    Ralf schüttelte den Kopf und klopfte noch einmal an der Tür. »Bonelli«, sagte er laut. »Machen Sie auf und geben Sie mir eine Flasche Kognak. Ich weiß, Sie haben einen Napoleon in Ihrer Geheimkiste.«
    Bonelli riß die Augen auf, so gut er das noch vermochte, und ließ den Knüppel fallen. Napoleon, durchfuhr es ihn. Das kennt nur einer – der Ingenieur. Die anderen können das nicht einmal aussprechen. Aber der Ingenieur, ja, das ist ein gebildeter Mann. Er schloß die Tür auf und knipste das Licht an. Verblüfft betrachtete ihn Meerholdt und trat ins Zimmer.
    »Wieder das linke, Pietro?« sagte er. Was er früher als eine scherzhafte Abwechslung des täglichen Rhythmus betrachtet hatte, gewann jetzt, nach dem eigenen Erlebnis, eine andere Perspektive. Er zog Bonelli, der leicht widerstrebte, unter die grelle Lampe und betrachtete sein Gesicht. »Die Nase auch?«
    »Er hat eine verdammt große Faust, Padrone«, jammerte Pietro.
    »Und du weißt, wer es ist?«
    »Ich ahne es.«
    »Es geht also um ein Mädchen, Bonelli?«
    »Ja.« Er stockte und sah Meerholdt treuherzig an. »Sie haben mir selbst erlaubt, Katja in die Küche zu nehmen.«
    »In die Küche, ja!« schrie Ralf. »Aber nicht ins Bett!«
    »Es steht so nahe bei der Küche«, verteidigte sich Bonelli. »Sie hat ein solches Bett noch nicht gesehen.«
    »Mein Gott, was seid ihr alles für Kerle?!« Meerholdt setzte sich auf einen Stuhl und schüttelte den Kopf. »Bonelli wechselt die Augenfarbe wie ein Chamäleon, der Fahrer vom Ersatzlager läßt sich eine Beule schlagen, auf andere wird mit Steinen geworfen … alles wegen der Weiber!«
    Bonelli seufzte. »Es ist eine rauhe Gegend, Padrone. Aber man gewöhnt sich an sie.«
    »Wer hat dich geschlagen?!« fuhr Meerholdt den Italiener an.
    »Der Freund von Katja Dobor. Josef heißt er. Josef Lukacz.«
    »Und warum zeigst du ihn nicht an? Warum bist du nicht längst zu mir gekommen? Sprich mit ihm am Tag, dann wird er dich in der Nacht in Ruhe lassen!«
    »Mit ihm sprechen?« Bonelli schnaufte und betastete seine geschwollene Nase. »Bei dieser Faust sprechen …?«
    Es war ein Argument, das

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