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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meerholdt überzeugte. Er ließ sich die Flasche Kognak geben und ging zurück in seine Baracke.
    Das Erlebnis des Überfalls auf ihn beschäftigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Er hatte keine Feinde in Zabari, das wußte er. Fedor und Marina hatten ihm immer wieder bestätigt, daß der Bau der Talsperre das Dorf zwar aus seiner Einsamkeit gerissen hatte, in der es seit Hunderten von Jahren verborgen war, aber es war Reichtum in die Hütten gekommen oder das, was die Bauern als Reichtum betrachteten. In Bonellis Kantine und Magazin gab es alles zu kaufen, was die Herzen der Zabariner höher schlagen ließ … Stoffe, bunt bedruckt mit wundervollen Mustern, Seidenschals, merkwürdige leichte und feste Schuhe, Anzüge, wie sie die Männer noch nie gesehen hatten, Hüte aus Filz und Stroh, Hemden aus weißem, leichtem Stoff und Seide, und Slibowitz, herrlichen Slibowitz, der in der Kehle brannte wie hundert Lagerfeuer und nach vier Glas Gesang in die Kehlen der rauhen Bauern zauberte. In vielen Hütten gab es jetzt anstatt der Graslager schon Feldbetten, teuer gekauft mit einigen Hammeln und einem Schwein, das Bonelli dringend brauchte, weil er Katja ein Eisbein mit Sauerkraut vorsetzen wollte, ein Gericht, das niemand in ganz Jugoslawien kannte und das Bonelli auf einer Baustelle in Deutschland kennengelernt hatte.
    Es lag also Freude über Zabari. Nur die italienischen Arbeiter waren nicht nach dem Geschmack der Bauern. Sie waren zu feurig und rannten jedem Weiberrock nach, der sich in der Nähe ihrer Baracken zeigte. Nicht Bonelli allein litt das Los verfolgter Kavaliere, auch einige Arbeiter schlugen sich nach der Arbeit mit den jungen Burschen von Zabari herum, wenn der Wein die Gemüter erhitzte und die Beine der Mädchen um die Lagerfeuer wirbelten, die von den Italienern außerhalb des Lagers angezündet wurden. Dort saßen sie dann in der Nacht mit ihren Gitarren und Mandolinen und sangen die melodischen Lieder ihrer Heimat, umstanden von den Bauern und angehimmelt von den Mädchen.
    Aber diese kleinen Streitereien verdunkelten nicht die Freude an der Arbeit. Auch die Beule des Fahrers und das wechselnde Auge Bonellis waren kein Alarmsignal einer beginnenden Front der Bauern gegen die Sperrbauten. Man sah in Bonelli so etwas wie den zirkushaften Mittelpunkt des Lagers, sein Auge und neuerlich seine Nase wurden berühmt und waren bald bekannt in Foca und Niksic. Die Fahrer trugen seinen Liebesruhm von Ort zu Ort.
    Gefährlich allein war der nächtliche Angriff auf Meerholdt, der schwere Steinwurf, der ihn töten sollte. Dieser Stein konnte eine Lawine auslösen, die das ganze Projekt unter sich begrub. Er konnte das Werk vernichten, noch ehe es zu leben begonnen hatte. Dieser Stein war ein Wurf des Hasses, des unbedingten Vernichtungswillens aus dem Dunkeln heraus. Das war es, was Meerholdt quälte. Wer konnte ein Interesse daran haben, ihn zu vernichten? Wer war der unbekannte Feind? Warum aber war er ein Feind?
    Es gab Fanatiker, gerade in diesen Bergen, die jeden Fortschritt haßten. Stolze Bergbauern, die lieber ein Leben der schrecklichsten Not erdulden, als die Neuzeit in ihre Hütten kommen zu lassen.
    Einmal – es war vor vier Jahren – zog ein kleiner Trupp in die Berge von Sjenica. Landmesser, Geologen, Meteorologen. Sie sollten das Gebiet erforschen und eine Straße von Sjenica nach Budimlje am Lim planen. Ihre letzte Nachricht kam aus Stavaij, einem Dorf am Dugapaß. Von diesem Tage an blieb der Trupp verschollen. Hubschrauber suchten das Gebiet ab, Militär und Polizei kämmten die Dörfer durch, die in der Einsamkeit vegetierten! Nichts! Es blieb ein Geheimnis der schwarzen Berge und der finsteren Bauern, die sich zurückzogen in die Höhlen, wenn das Militär kam.
    Lebte in Zabari auch ein Fanatiker, der mit Meerholdt den Bau der Sperre vernichten wollte? Sollte der Stein nur eine Warnung sein vor einem Ereignis, das kommen würde?
    Ralf saß am Tisch vor seinen Zeichnungen und grübelte.
    Rosa kannte den Täter nicht. Das erschwerte eine Lösung der Probleme. Wenn es ein Bauer des Dorfes gewesen war, hätte ihn Rosa erkennen müssen. Er kam also von außerhalb Zabaris. Ein Sabotageakt? Eine fremde Macht, die kein Interesse daran hatte, daß in Jugoslawien große Elektrizitätswerke entstanden und das Wirtschaftspotential hoben? Ein politisches Attentat?
    Meerholdt stand einer Fülle von Fragen und Rätseln gegenüber. Er sah auf die Uhr. Zwei Uhr nachts. Von der Baustelle herüber

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