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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie an. »Du wolltest ihn töten?«
    »Ja!« rief er wild. »Ich werde ihn töten!« Dann schien eine große Frage durch seinen Kopf zu gehen, er beugte sich über den Stamm vor. »Warum hast du mich nicht verraten, Rosa?«
    »Ich will nicht, daß Blut zwischen uns ist. Ralf ist stärker als du …«
    »Nie!« schrie er grell. »Nie!« Er ballte die Fäuste und hob sie hoch empor. »Damit werde ich ihn vernichten, mit diesen Händen …«
    »Ich liebe ihn, Jossip.« Rosas Stimme zitterte. »Wenn du ihn vernichtest, tötest du auch mich. Ich gehöre zu ihm wie das Wasser zu den Felsen und der Wald zum Berg und die Wiese zu den Hängen.«
    »Du gehörst zu mir!« schrie Jossip. Sein Atem war laut und keuchend. »Du bist mir in der Wiege versprochen worden! Ich verzichte nicht darauf!«
    »Es ist doch sinnlos, ein solches Versprechen. Die Welt ist anders geworden, Jossip …«
    »Nicht die Welt unserer Berge!«
    »Aber der Mensch, Jossip, der Mensch! Versteh es doch! Wie kann ich mit dir kommen, wenn ich dich nicht liebe, nie lieben kann? Es wäre eine Qual, Jossip, für beide. Wir würden unglücklich werden wie ein Lamm, das sich verirrte und sich verzweifelt in eine Schlucht stürzt.«
    »Du würdest mich nie fortgeschickt haben, wenn der Fremde nicht ins Dorf gekommen wäre …«
    »Aber er ist gekommen, Jossip … Wir dürfen nicht daran denken, was gewesen wäre, sondern nur daran, was ist. Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt, und die Bäche stürzen von den Bergen und reißen alles mit sich fort, den Wald, die Wiesen, die Herden und die Häuser … kannst du sie aufhalten, Jossip? Nein, du flüchtest mit der Herde auf den höchsten Platz und wartest zitternd, bis Gott die Sonne schickt und die wilden Wasser im Tal versickern. Ist der Mensch anders als die Natur, Jossip? Kannst du die Liebe aufhalten, wenn sie wie ein reißender Strom unser Herz zerstört? Du willst gegen Gott kämpfen, Jossip …«
    »Gegen Gott und die Welt!« schrie Jossip wild.
    »Du wirst daran zugrunde gehen.«
    »Und ich werde euch mitreißen«, sagte er dumpf. »Dich und deinen blonden Wolf.«
    Rosa wandte sich ab. Die Nutzlosigkeit ihrer Worte zeichneten ihr den Weg vor, den sie zu gehen hatte.
    »Leb wohl, Jossip«, sagte sie traurig.
    »Jetzt wirst du mich verraten!« Er stellte sich auf den Stamm. Einen Augenblick durchfuhr ihn der Gedanke, sich auf sie zu stürzen, sie zu überwältigen und dann zu töten. »Du wirst mich wie einen Bären hetzen lassen?«
    »Nein!« Sie wandte noch einmal den Kopf und sah ihn groß an. In ihre Augen trat ein Schein von Mitlied und Verstehen. »Du tust mir leid, Jossip. Laß uns in Ruhe, und niemand wird erfahren, wer den Stein geworfen hat.«
    Sie ging den Hang hinab, mit schnellen, kleinen Schritten. Ihr Haar flatterte im Nachtwind wie eine Fahne, wie eine schwarze Fahne der Trauer. Jossip stand auf dem Stamm und hatte die Fäuste auf den Mund gepreßt. Er mußte schreien, schreien vor Qual und Schmerz, und er drückte diesen Schrei in seinen Mund zurück und sah ihr nach. Jeder Schritt, der sie näher ins Tal brachte, war wie ein Hieb des Schicksals, er spürte es körperhaft und krümmte sich unter den Schlägen.
    »Rosa …«, keuchte er und preßte die Fäuste gegen die Lippen. »Rosa …«
    Ihre schmale Gestalt trat in den Mondschein … jetzt lief sie, ihre langen Haare wehten hinter ihr her. Wie eine Elfe, die auf einer Wiese tanzt, sah es vom Wald her aus. Wie ein Berggeist, ein Kobold … Da warf Jossip die Hände vor das Gesicht und weinte.
    Und jede Träne, die er vergoß, war ein Tropfen Haß gegen das Fremde.
    Am frühen Nachmittag kreisten Flugzeuge über dem Tal von Zabari. Die Bauern standen vor den Hütten und auf den Weiden und starrten empor in den blauen Himmel, an dem die Riesenvögel entlangzogen. Sie hatten die Münder aufgerissen und verstanden nicht, was sie sahen.
    Über den notdürftig ausgebauten Weg von Foca her rückten auf Lastwagen die Soldaten heran. Eine Kompanie Gebirgsjäger mit Maschinengewehren, Granatwerfern und 7,5 cm Gebirgsgeschützen auf Spreizlafetten.
    Josef Lukacz wurde blaß, als er die Soldaten ins Dorf fahren sah. Er dachte, sie seien seinetwegen gekommen und wollten ihn erschießen. Er rannte in seine Hütte, packte ein Bündel Sachen zusammen und wollte in die Berge fliehen, als er hinter dem Haus Pietro Bonelli stehen sah. Er wurde weiß, ließ sein Bündel fallen und hob die Arme empor. Vielleicht sind sie gnädig, wenn ich mich ergebe, durchfuhr

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