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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlurfte zu seinem amerikanischen Bett und sank auf die frischbezogene Matratze. Morgen wird Katja hierbleiben, schwor er sich. Die ganze Nacht! Und wenn dieser Josef den Mond anheult wie ein Schakal … sie bleibt! Verdammt, ich liebe sie! Ich werde sie sogar heiraten! Pietro Bonelli ist ein anständiger Mann! Katja Bonelli – das war ein schöner Name … und dann die Reihe der Bambinos … jedes Jahr ein Bambino … Carissima – was sind dagegen drei blaue Augen und eine schiefe Nase …
    An diesem Abend war nicht nur Josef Lukacz unterwegs, sondern auch Jossip strich durch den Bergwald wie ein hungriger Wolf.
    Er hatte gesehen, daß Ralf Meerholdt von den Baustellen empor zu den gefällten Stämmen stieg. Daß er allein ging, mußte seinen Grund haben. Mit dem sicheren Instinkt des Naturmenschen dachte Jossip an Rosa. Sein Herz krampfte sich zusammen, und er schlich durch den Wald, lautlos, mit den Schatten des Mondes wandernd, bis er zwanzig Meter oberhalb des Stammes auf dem Boden lag, an den sich Ralf lehnte und auf Rosa wartete.
    Vom Tal herauf zog der Widerschein der Flutlichtscheinwerfer an der Staumauer. Über diesem Teil der schwarzen Berge war der Himmel fahl wie über einer Großstadt, die sich mit ihrer nächtlichen Lichtglocke schon weit dem Ankommenden ankündigt. Das Hämmern und Stampfen der Betonmaschinen, das Motorengeräusch der Lastwagen und das Kreischen der Raupenschlepper tönte dünn durch die Stille.
    Meerholdt sah empor. Der Mond war weiter gewandert, jetzt stand er am Ausgang der Felsen und würde bald die Spitzen des Waldes berühren. Er erhob sich und ging den Hang hinab, der Hütte Fedors zu. Im Garten hinter dem Haus wollte Rosa warten. Jossip glitt ihm nach, von Stamm zu Stamm, mit tierhafter Geschmeidigkeit und der Lautlosigkeit einer Katze.
    Rosa stand schon zwischen den Blumenbeeten und wartete. Stumm umfing sie Ralf und drückte sich an ihn. So standen sie eine lange Zeit, jeder nur den Körper und die Wärme des anderen fühlend, den Herzschlag und den Atem, der schneller die Brust hob und senkte. Dann küßten sie sich, innig, mit der Hingabe völliger Versunkenheit.
    Rosa hatte wieder ihr leinenes Kleid an, aus dessen weitem Ausschnitt die Schultern und der Hals weiß emporwuchsen, umrahmt von den langen, schwarzen Haaren. Aber dieses Haar und die Haut des Gesichtes, des Halses und der Schultern dufteten süß nach Rosen. Ralf legte den Kopf an ihre Brust, und ein Schauer durchfuhr ihn. Sie hat den ganzen Körper mit Rosenöl eingerieben, stellte er schweratmend fest. Den ganzen Körper, wie es die Braut tut, wenn sie das Hochzeitsbett gerichtet hat und den Bräutigam erwartet. Der süße Hauch nahm ihm die Sinne, er vergrub das Gesicht in ihren Haaren und küßte die Beugung ihres Halses und die Schulter, die unter seiner Berührung erschauderte.
    »Wir sind wahnsinnig, Rosa«, stieß er hervor. Wieder sprach er in seiner Erregung deutsch, und sie verstand ihn nicht und lächelte selig. »Wir verbrennen uns, und die Asche wird der Wind in die Berge wehen. Wir müssen vernünftig sein, wir dürfen es nicht, Rosa … und wenn es noch so schwer für uns ist …« Er schloß die Augen und atmete den süßen Hauch ihrer Haut ein.
    Er wußte, wie sie das Öl hergestellt hatte. Frische Rosenblätter werden zerrieben und einige Tage in einem geschlossenen Behälter, mit Wasser und Wein vermengt, aufbewahrt. Dann filtert man die Flüssigkeit und läßt das meiste Wasser in der Sonne verdunsten, bis nur ein wenig Öl übrigbleibt – das wundervoll duftende, starke Rosenöl, das Brautöl der schwarzen Berge.
    Er nahm ihre Arme von seinem Hals und führte sie aus dem Garten fort den Hang hinauf in den Wald. Umschlungen gingen sie durch die helle Mondnacht, schweigsam, denn was soll ein Mund sagen, der sich nach Küssen sehnt.
    Sie sahen nicht den Schatten, der vor ihnen den Berg hinaufglitt. Jossip schlich zurück in die dunklen Tannen. Seine Hände bluteten … er hatte die Nägel seiner Finger in die Innenflächen gegraben, zitternd, sich beherrschend, aufgelöst in einen Vulkan aus Rache und Eifersucht. Er rannte geduckt von Stamm zu Stamm, bis er in den Tannen stand, nahe dem Felsen, der Zabari schützte. Dort bückte er sich und ergriff einen großen Stein. Er wog ihn in der Hand. Das Blut seiner aufgerissenen Handflächen färbte ihn rot.
    Ralf und Rosa hatten sich gesetzt. Die Köpfe aneinandergelehnt, sahen sie hinab ins Tal, über das dunkle, lichtlose Dorf, die

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