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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über ihn. »Ich muß dein Gesicht sehen«, sagte sie zärtlich. »Ich will sehen, wie es aussieht, wenn du glücklich bist …«
    Und er war glücklich, löschte das Licht und zog sie zu sich hinunter …
    Ralf Meerholdt schloß die Augen und legte den Hörer hin.
    Elena kommt nach Zabari –

3
    An einem Nachmittag, drei Tage nach dem Anruf Stanis Osiks, traf Elena in Zabari ein. Es waren drei Tage verzweifelten Wartens und Suchens. Osik in Foca rief jede Stunde an und raufte sich verzweifelt die Haare, als er immer die gleiche Antwort erhielt: Elena ist noch nicht hier. In Foca war sie auch nicht eingetroffen, auch aus Niksic und Plewlja kam die Nachricht, daß auf der Straße in die Berge keine junge Frau gesehen worden war. Osik brütete über der Karte des Gebietes und suchte einen anderen Weg, den Elena genommen haben konnte. Es gab nur eine Straße, die in die Nähe des Durmitor führte … eine Felsenstraße von Goransko aus, ein elender Weg, der jetzt bei der Schneeschmelze gesperrt war und nur unter höchster Lebensgefahr begangen werden konnte. Diesen elenden, gefährlichen Weg konnte Elena von Sarajewo aus erreicht haben!
    Osik brach der Schweiß aus bei dem Gedanken, daß Elena auf dieser Höhenstraße um ihr Leben kämpfte … aus Trotz gegen ihren Vater, für eine Liebe, die sie sich einbildete. Am dritten Tage des Wartens schwor Osik sogar im geheimen, daß er ja zu einer Heirat mit Ralf Meerholdt sagen würde, wenn Elena nur lebend wieder auftauchte.
    Am dritten Tag, nachmittags, fuhr Elena mit einem alten Jeep, den sie sich in Sarajewo gekauft hatte, in Zabari ein … verschmutzt, zerrissen, mit verfilzten Haaren. Sie war von Goransko tatsächlich über die Berge gefahren, durch unwegsame Schluchten und wilde, fast immer im Schatten der Felsen liegende Täler … sie war umhergeirrt in dem Labyrinth der Berge, sie hatte des Nachts im Jeep geschlafen, zugedeckt mit drei Wolldecken, den Kopf auf ein Bündel Kleider gelegt. Oft war sie unter den Decken hervorgekrochen, steifgefroren in der nächtlichen Kälte, und war um den Wagen herumgelaufen … stampfend, mit den Armen um sich schlagend, hüpfend, um sich wieder warm zu machen und den Körper durchbluten zu lassen. Ich halte durch, hatte sie sich trotzig zugesprochen. Ich kehre nicht um, ich mache nicht schlapp … ich will es ihm zeigen! Jetzt gerade! Und sie kroch wieder unter die feuchten Decken, zitternd und zähneklappernd, schlief eine Stunde und lief dann wieder um den Wagen … drei Nächte lang, zäh, verbissen und getrieben von dem Willen, Stanis Osik ihre Liebe zu beweisen.
    Nun fuhr sie ratternd und knatternd durch Zabari, bestaunt von den Bauern, angestarrt von den Arbeitern. Ralf Meerholdt lief ihr auf der Straße entgegen … sie bremste scharf, sprang aus dem Wagen und fiel ihm mit ausgebreiteten Armen um den Hals. Vor allen Umstehenden küßte sie ihn wild und klammerte sich an ihn. Jetzt, am Ende ihrer Reise, in den Armen Ralfs, verließen sie alle Kräfte … sie sank zusammen und weinte haltlos. Durch ein Spalier von Arbeitern trug er sie in seine Baracke.
    Am Eingang der Kantine stand Rosa und blickte zu Boden. Sie begriff nicht, was sie gesehen hatte, sie konnte nicht verstehen, daß es ein anderes Mädchen gab, das ein Recht besaß, Ralf um den Hals zu fallen und zu küssen. Ein Mädchen, das plötzlich mit einem kleinen, offenen Auto aus den Felsen herausschoß und das Ralf auf den Armen in sein Haus trug.
    Pietro Bonelli kratzte sich den Kopf. Er stand hinter Rosa und putzte ein Bierglas.
    »So ist das, Mädchen«, sagte er und nickte weise dazu. »Das Leben ist eine verdammt schwere und verzwickte Angelegenheit.« Er dachte dabei an Katja Dobor, die noch immer im Krankenhaus von Sarajewo auf der Station arbeitete und ihm keine Nachricht gab, weil sie nicht schreiben konnte.
    »Wer ist sie?« fragte Rosa leise.
    »Elena Osik, die Tochter von Direktor Osik, dem Chef von den staatlichen Bauten. Steinreich, Rosa. Osik könnte euer ganzes Dorf kaufen, und er merkte es noch nicht einmal auf seinem Bankkonto.«
    »Und was will sie hier in Zabari?«
    »Wahrscheinlich will sie zu Meerholdt. Der Padrone war mit ihr lange in Foca zusammen … sie war seine Sekretärin.« Bonelli lächelte hintergründig. »Man munkelt so allerlei bei uns … aber Genaues weiß ich auch nicht.«
    »Liebt sie ihn?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »War sie seine Geliebte?«
    »Kind, als wenn mich das etwas anginge! Geh doch hin und frage sie selbst

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