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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kameraden, Elena, wirkliche Kameraden. Der eine geht für den anderen durchs Feuer! Keiner verrät den anderen! Soll ich der erste sein, der diese Gemeinschaft stört? Ich, der sie leiten soll? Du mußt das einsehen … warte hier, bis ich wiederkomme!«
    Elena senkte den Kopf. »Und was soll ich in der ganzen Zeit tun?« maulte sie. »Gib mir etwas Arbeit, Ralf.«
    »Die Arbeit hier machen zwei Techniker.« Meerholdt hatte die Tür geöffnet und drehte sich noch einmal um. »Suche dir ein schönes Buch aus und lies etwas«, sagte er. »In meinem Zimmer steht eine kleine Bibliothek …«
    Er sah nicht mehr, daß Elena enttäuscht die Nase kraus zog, als er die Tür schloß. Zufrieden mit dem Beginn seiner Therapie eilte er über den großen Barackenplatz zu den Baustellen. Langeweile wird sie töten, dachte er. Sie wird vor Langeweile unlustig werden und von selbst Zabari verlassen. Nichts ist schlimmer, als herumzusitzen ohne Aufgabe, ohne Arbeit, ohne Ablenkung … ein Anhängsel des Lebens, ein Appendix der Umwelt. Zuviel Ruhe tötet die Nerven … Elena würde es keine Woche ertragen können.
    Ralf Meerholdt hatte bei diesen Überlegungen, die ihn geradezu beschwingten, nicht mit dem Wesen Elenas gerechnet. Sie war in Zabari geblieben, nicht allein, weil sie Ralf liebte, sondern weil sie Stanis Osik beweisen wollte, daß sie das Leben Meerholdts teilen konnte. Dieser Beweis war eine viel stärkere Kraft als die Liebe … hier regierte nicht die empfindsame Seele, sondern der reale Geist, die Nüchternheit eines Charakters.
    Was Meerholdt nie vermutet hatte, trat ein, als er noch keine halbe Stunde auf den Baustellen war – Elena begann, die Baracke Ralfs umzugestalten! Sie machte es gründlich … sie verschwendete Phantasie und Energie dabei, sie entwickelte architektonische Fähigkeiten – sie verbiß sich in die Idee, Meerholdts Baracke zu einem Schmuckstück zu machen.
    Dazu holte sie die Hilfe von vier Mädchen, die ihr Bonelli grinsend und mit zusammengekniffenen Augen herüberschickte.
    Eines dieser Mädchen war Rosa Suhaja …
    Das Mittagessen nahm Meerholdt auf der Baustelle ein. Große Küchenwagen mit Thermoskesseln fuhren zu den einzelnen Kolonnen und ließen eine dumpfe Sirene über das Tal heulen. Dann warfen die Arbeiter die Spaten, Hacken und Hämmer fort und trotteten über die Knüppeldämme zu den Sammelplätzen. In langer Schlange stellten sie sich an und hoben ihre Blechschüsseln den Austeilern an den Kesseln entgegen. Auch Meerholdt stand in dieser Schlange, ein Arbeiter unter Arbeitern. Das einzige, was ihn von den anderen unterschied, war, daß er keinen Blechteller dem Austeiler hinhielt, sondern ein altes, deutsches Militärkochgeschirr. Es war verbeult, die Farbe war an vielen Stellen abgestoßen. Der Austeiler stutzte, als er das Kochgeschirr sah, und goß es dann mit zwei Kellen voll. Er war ein Italiener und grinste beim Zurückgeben.
    »Deutsches Militär. Ich hatte auch eins … drüben, bei Tobruk und in der Cyrenaika. Gutes Geschirr, Herr Ingenieur.«
    Meerholdt nickte und ging ein wenig abseits. Er setzte sich auf einen unbehauenen Kunststein und löffelte die Suppe aus dem Kochgeschirr. Es war in Frankreich dabei … in Rußland … vor Berlin – im Ruhrkessel … überall, wo Ralf Meerholdt am Straßenrand stand oder saß, in einem Bunker, in einem Graben, in einem Busch oder einem Wald, in einer Ruine, einem Keller, überall, wo der Oberleutnant Meerholdt rastete und aß, war es dabei, verbeult, mit abgestoßener Farbe. Auch jetzt in Zabari, in den schwarzen Bergen Montenegros. Die halbe Welt kannte es, das Kochgeschirr … ein Querschläger hatte es an der linken Seite fast zerrissen … bei Troisdorf hatte er es verloren und suchte es sechs Stunden lang im Beschuß amerikanischer Panzer und Jagdbomber. Er fand es im Straßengraben, und es war merkwürdig – als er es wieder in den Händen hielt, hatte er keine Sorgen mehr, den Krieg nicht überleben zu können. Es wurde eine Art Talisman, dessen Verlust ihn kopflos gemacht hätte.
    Während er aß, gesellte sich der Vorarbeiter Drago Sopje zu ihm. Drago hatte die Kolonnen der Waldarbeiter unter sich, die das Holz für die Verschalungen schlugen und vor allem die Brücken über die Seitentäler legten.
    »Meine Leute sind unruhig«, sagte er und kaute an einem Stück Wurst, das er in der Suppe fand. »Oberhalb der Schneisen sei es nicht ganz geheuer, sagten sie.«
    »Dummheit!« Ralf sah auf. »Eine neue Form von

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