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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gesicht lag im Mondschein. Jossip! Der Schäfer Jossip. Was wollte Jossip mit Rosa in den Felsen?
    Daß es Jossip war und kein anderer, beruhigte Meerholdt ein wenig. Vielleicht suchten sie ein Schaf, das Rosa entlaufen war? Es gab keinen anderen in Zabari, der besser die Tücken der Schluchten kannte als Jossip.
    Auf der Lichtung blieb Jossip stehen … zwanzig Meter von Meerholdts Versteck entfernt. Er setzte sich und breitete seinen Mantel auf dem Boden aus. Er sprach mit Rosa … Meerholdt hörte den Klang seiner dunklen Stimme, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Er sah, wie sich auch Rosa setzte und die Arme um die Knie schlang. Ihre langen Haare berührten jetzt fast die Erde. Ein Bild fiel ihm ein, das er als Kind in seinem Märchenbuch immer betrachtet hatte, weil es so voll Schönheit und Sanftheit war … die Genoveva im Wald. Sie besaß lange, bis auf den Boden reichende blonde Haare … das hatte ihn damals als Kind begeistert, es war für ihn der Inbegriff des Schönen geworden. Und jetzt, dreißig Jahre später, saß dieses Wunderbild vor ihm, nun waren die Haare schwarz, und der Wald war dunkel und in seiner Schweigsamkeit feindlich.
    Ein Schrei riß Meerholdt aus seinen Erinnerungen. Er sah, wie sich Jossip über Rosa warf, wie er sie auf den Boden preßte und küßte. Er sah sie ringen … Jossips Hand riß das Kleid Rosas über der Brust auf, wie ein Tier warf er sich immer wieder auf sie.
    In Meerholdt brach ein Vulkan auf. Er stürzte über die Lichtung, er flog fast auf die Ringenden zu … als er über eine hervorstehende Wurzel stolperte, schnellte er sich im Fallen noch vor und prallte auf Jossip, der sich herumdrehte. Er umklammerte mit vorzuckenden Händen seinen Hals, das Gewicht seines Körpers warf sie ins Gras, seitlich von Rosa, die sich mit einem lauten Schrei zur Seite wälzte.
    »Du Hund!« keuchte Meerholdt. »Du verfluchter, hinterlistiger Hund!«
    Er hob seine Faust und schlug in das braune Gesicht … einmal … zweimal … dann trat ihn Jossip in den Bauch und warf ihn ab.
    Fast gleichzeitig standen sie wieder … nach vorn geduckt und bereit zum Sprung. Aus Jossips Nase und Mund lief Blut … er leckte es mit der Zunge ab, und der Geschmack seines Blutes macht ihn irr.
    Meerholdt spreizte die Finger. »Du hast also Elena getötet?!« sagte er heiser. »Du hast den Stein auf mich geworfen!«
    »Ja!« Jossip zitterte vor Wut. »Und ich werde dich jetzt töten! Wir sind allein … und wenn du um Hilfe schreist – die Soldaten kommen zu spät!«
    Er griff in den Rock und hatte plötzlich ein langes Schurmesser in der Hand, haarscharf und leicht gebogen. Mit ihm schnitt er die Wolle seiner Schafe ab und schabte die abgezogenen Felle sauber, ehe sie gegerbt wurden.
    Rosa schrie auf und warf sich zwischen Meerholdt und Jossip, aber ein Fußtritt Jossips schleuderte sie zur Seite auf den Boden. Wimmernd blieb sie liegen und bedeckte die Augen mit den Händen.
    »Du ekelhaftes Schwein!« sagte Meerholdt keuchend. Er wußte, daß Jossip ihm das Messer in den Rücken stoßen würde, sekundenschnell, wenn er sich bückte, um Rosa zu helfen.
    Er sah Jossip in die Augen. Ein alter Satz seines Judolehrers kam ihm in dieser Stunde höchster Gefahr in den Sinn: Sieh dem Gegner in die Augen. An ihnen kannst du ablesen, was er vor hat und wo er dich angreifen will.
    Jossips Augen waren starr, fast leblos. Das Auge eines Bären, gleichbleibend, ausdruckslos. Und plötzlich schnellte Jossip vor, das Messer hoch erhoben, und warf sich auf Meerholdt. Im Niederschleudern hielt dieser den Arm mit dem Messer fest, mit der rechten Hand schlug er Jossip flach gegen den Hals, während er mit der linken den Arm mit dem Messer zur Seite riß und mit dem Knie den herumwirbelnden Körper zur Erde warf.
    Das Messer flog Jossip aus der Hand, er stöhnte auf und sprang wieder auf die Beine. Meerholdt stand dicht vor ihm, jeder spürte den Atem des anderen auf seinem Gesicht.
    »Jetzt sind wir gleich!« sagte Meerholdt. »Wir haben nur unsere Hände …«
    Rosa hatte sich aufgerichtet … sie sah das Messer auf der Erde liegen und kroch auf allen vieren zu ihm hin. Mit letzter Kraft warf sie es weit weg in den Wald hinein und sank dann wieder zusammen, sich die Seite haltend, in die Jossip sie getreten hatte.
    Sie standen sich gegenüber und beobachteten sich. Sie wußten, daß es jetzt nicht mehr um dieses Mädchen ging … sie standen für zwei Welten, und es gab kein Zurück mehr, kein Ausweichen, keine

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