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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Verbindungsbeamtin. So, und jetzt muß ich Schluß machen. Über diese Sache werde ich später noch mal mit dir reden, klar?« Kevin versuchte einen drohenden Unterton in seine Stimme zu legen, aber das gelang ihm nicht überzeugend.
    Penny lächelte vor sich hin und stieß eine Rauchwolke aus.
    »Danke, Kev. Dafür schulde ich dir was ganz Spezielles.« Sie legte auf, ging aus dem Programm und zur Textverarbeitung über.
    »Exklusiv. Von Penny Burgess«, tippte sie als erstes ein. Das Frühstück mußte verschoben werden. Sie hatte etwas weit Interessanteres zu tun.
     
    Um halb neun saß Tony wieder vor seinem Bildschirm. Statt der Schuldgefühle, die er nach seinem erotischen Abenteuer erwartet hatte, war er gut gelaunt und munter. Es hatte ihn irgendwie erlöst und entspannt, daß er sich mit Angelica eingelassen hatte. So erstaunlich er es auch unter den gegebenen Umständen empfand, es hatte ihn sehr erregt, als sie ihn mit ihrer Stimme durch ein unerhört obszönes imaginäres Sexabenteuer geführt hatte. Er hatte es nicht ganz geschafft, seine Erektion bis zum Orgasmus durchzuhalten, aber da niemand bei ihm war, der sein Versagen bemerkt hätte, hatte es ihm nicht viel ausgemacht. Vielleicht waren ein paar weitere Anrufe von Angelica alles, was er brauchte, um sich der Realität mit weniger Panik zu stellen.
    Jetzt aber an die Arbeit. Dazu benötigte er absolute Ruhe. Er hatte seiner Sekretärin bereits gesagt, keine Anrufe zu ihm durchzustellen; zusätzlich schaltete er auch noch das Läutwerk des Telefons aus, falls ihn jemand über die direkte Durchwahl anrufen sollte. Nichts und niemand würde somit den Fluß seiner Gedanken stören können. Sein Gefühl der Zufriedenheit verstärkte sich noch, als er durchlas, was er am Tag zuvor geschrieben hatte. Er war jetzt bereit, seine Schlußfolgerungen über Handy Andy zu Papier zu bringen. Tony goß sich eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne ein und atmete tief durch.
    Wir haben es mit einem Serienmörder zu tun, der mit Sicherheit so lange morden wird, bis wir ihn fassen. Der nächste Mord wird am achten Montag nach dem Mord an Damien Connolly geschehen, es sei denn, irgendein Umstand löst eine Beschleunigung aus. Was ihn aus dem Konzept bringen und zu einer extremen Beschleunigung seiner Handlungen treiben könnte, wäre ein katastrophales Ereignis, das den Verlust dessen, was seine Phantasien am Leben erhält, zur Folge hätte. Da er Videos von seinen Morden macht und damit die Zeit zwischen den Taten überbrückt, könnte zum Beispiel der Verlust oder eine Beschädigung dieser Videos dazu führen, daß er die Kontrolle über sich verliert. Ein anderes mögliches Szenario wäre, daß eine unschuldige Person wegen der Morde angeklagt wird. Das wäre ein solcher Affront gegen sein Selbstbewußtsein, daß er den nächsten Mord vor der geplanten Zeit begehen könnte.
    Ich glaube, daß er sein fünftes Opfer schon längst ausgesucht und sich mit seinen Lebensumständen und Tagesabläufen vertraut gemacht hat. Und ich gehe davon aus, daß das Opfer ein Mann ist, der in der Homosexuellenszene der Stadt nicht bekannt ist. Es wird sich, nach der Beurteilung all seiner Absichten und Zweckvorstellungen, um einen heterosexuellen Mann mit den entsprechenden Lebensumständen handeln.
    Recht verwirrend ist die Tatsache, daß sein letztes Opfer ein Polizist war. Es war mit großer Wahrscheinlichkeit seine eigene Wahl, kein Mißgeschick oder Zufall. Der Killer will damit seinen Verfolgern eine Nachricht zukommen lassen. Er will, daß wir seine Existenz anerkennen, daß wir ihn ernst nehmen. Außerdem will er uns damit zeigen, daß er der Beste ist; er kann einen von unseren Leuten in seine Gewalt bringen, wir jedoch sind nicht in der Lage, ihn zu fassen. Es gibt eine Theorie, die besagt, ein solches Verhalten sei ein unterbewußtes oder auch bewußtes Vabanquespiel, ja, eine Ein-
ladung, ihn zu schnappen, aber ich glaube nicht, daß das in diesem Fall zutrifft.
    Es ist möglich, daß er sich als nächstes Zielobjekt wieder einen Polizeibeamten ausgesucht hat, vielleicht sogar einen, der in der Sonderkommission zu seiner Überführung mitarbeitet. Dies allein wird jedoch kein ausreichendes Motiv für den Mörder sein, das Opfer auszuwählen; es muß auch die Kriterien erfüllen, die er sich generell für die Auswahl seiner Opfer gestellt hat, damit der volle Sinn und Zweck der Tat für ihn erfüllt wird. Ich empfehle dringend, daß alle Polizeibeamten, die in das Opferprofil

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