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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ist kein großes Problem«, erklärte ich, »aber ich brauche drei Hände. Wenn Sie dieses Teil da festhalten, kann ich mit dem Schraubenschlüssel an diese Schraube da kommen.«
    Gareth beugte sich vor und schaute unter die Haube. Ich nahm den Schraubenschlüssel und schlug zu.
    Innerhalb von fünf Minuten lag er, fester verschnürt als ein schlachtreifer Puter, im Kofferraum seines Wagens. Ich hatte seine Wagenschlüssel, seine Brieftasche und die Einladungskarte, die ich ihm geschickt hatte. Ich fuhr zurück durch die Stadt zur Farm, wo ich den immer noch Bewußtlosen ohne große Umstände die Kellertreppe hinunterrutschen ließ. Es blieb keine Zeit, mich weiter um ihn zu kümmern, denn als erstes mußte ich jetzt meinen Jeep holen.
    Ich fuhr mit Gareth’ Wagen in die Stadtmitte und ließ ihn in einer Nebenstraße in Crompton Gardens stehen. Niemand war in der Nähe; die Leute waren zu beschäftigt, ihre Partys zu feiern. Nach kaum zehn Minuten Fußweg durch die Stadt war ich am Bahnhof.
    Zwanzig Minuten Zugfahrt und ein Fußmarsch von weiteren fünfzehn Minuten brachten mich wieder zu meinem Jeep. Ich näherte mich ihm vorsichtig. Es war kein Mensch zu sehen, und es gab auch keine Anzeichen, daß jemand in der Zwischenzeit hier herumgeschnüffelt hatte. Auf der Fahrt zur Start Hill Farm pfiff ich »Hört der Engel Schar verkünden …« vor mich hin.
     
    Als ich das Kellerlicht anmachte, funkelten mich Gareth’ Augen wütend an. Ich mochte das. Nach dem jämmerlichen Getue von Adam und Paul war es herzerfrischend, einen Mann vorzufinden, der Charakter zeigte. Die gedämpften Töne, die unter dem Klebeband über seinem Mund hervordrangen, klangen eher wütend als bettelnd.
    Ich beugte mich über ihn und strich ihm das Haar aus der Stirn. Er zuckte zunächst vor mir zurück, wurde dann aber ganz ruhig, und ich las berechnende Schläue in seinen Augen.
    »So ist es besser«, sagte ich. »Kein Grund zum Kämpfen, kein Grund zum Widerstand.«
    Er nickte und machte mir mit den Augen Zeichen in Richtung auf den Mundknebel. Ich kniete mich neben ihn, lockerte eine Ecke des Klebebands und riß es dann in einem Zug von seinem Mund. Es ist auf diese Art weniger schmerzhaft, als wenn man es langsam abzieht.
    Gareth fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    »Verdammt beschissene Party«, fauchte er, wenn auch seine Stimme ein wenig zitterte.
    »Es ist genau das, was du verdienst«, erwiderte ich.
    »Woher zum Teufel wollen Sie das wissen?« fragte er wütend.
    »Du warst für mich bestimmt. Aber du hast dich mit dieser Schlampe abgegeben. Und du hast versucht, es geheimzuhalten.«
    Verstehen dämmerte in seinen Augen auf. »Sie sind …« begann er.
    »Ja«, unterbrach ich ihn. »Und jetzt weißt du auch, warum du hier bist.« Meine Stimme war kalt wie der Steinboden. Ich stand auf und ging zu der Bank, auf der ich mein Werkzeug ausgelegt hatte.
    Gareth sprach weiter, aber ich verschloß meine Ohren. Ich wußte, wie überzeugend Anwälte reden können, und ich war nicht bereit, mich durch süßliches Geschwätz von meinem Kurs abbringen zu lassen. Ich zog den Reißverschluß des Beutels auf und nahm den Chloroformbausch heraus. Dann ging ich zurück zu Gareth und kniete mich wieder neben ihn. Mit einer Hand griff ich in sein Haar, mit der anderen preßte ich den Wattebausch auf seinen Mund und seine Nase. Er bewegte sich so heftig, daß ein Büschel Haare in meiner Hand zurückblieb, als er schließlich bewußtlos wurde. Nur gut, daß ich meine Lastexhandschuhe übergestreift hatte, sonst hätten seine dicken Haare mir vielleicht ins Fleisch der Finger geschnitten. Was ich keinesfalls brauchen konnte, war, daß sich mein Blut mit seinem vermischte.
    Als er das Bewußtsein verloren hatte, schnitt ich ihm die Kleider vom Leib. Ich nahm den Lederriemen, der sich schon beim Judasstuhl bewährt hatte, legte ihn ihm um die Brust und führte ihn unter den Achseln hindurch. An einem der Deckenbalken hatte ich einen einfachen Flaschenzug befestigt, und ich schob jetzt den Haken des Zugseils unter den Lederriemen. Dann zog ich Gareth’ Körper hoch, bis er wie ein weihnachtlicher Mistelzweig in einer Brise unter der Decke baumelte. In Sekundenschnelle hatte ich seine Handfesseln gelöst und ihn an meinem Weihnachtsbaum festgebunden. Ich hatte zwei Holzbalken in der X-Form des Sankt-Andreas-Kreuzes fest an der Wand verschraubt und sie an der Vorderseite dicht mit den stachligen Zweigen einer Norweger-Tanne

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