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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wiedergeben.
    Die Tür zur Garage war abgeschlossen. Ich stieg die zwei Stufen zu Adams Küche hinauf, wo ich die Jacke seines Anzugs über einer Stuhllehne hängend vorfand. Sein Schlüsselbund steckte in der linken Tasche. Ich kehrte zurück, öffnete die Tür zur Garage und klappte die Hecktür seines zwei Jahre alten Ford Escort auf. Dann ging ich erneut zu Adam. Er war inzwischen wieder bei Bewußtsein. In seinen Augen stand wilde Panik, und gedämpfte Grunzlaute drangen hinter dem Klebeband über dem Mund hervor. Ich lächelte ihn an, als ich den Chloroformbausch noch mal auf seine Nase drückte. Jetzt konnte er natürlich nicht mehr so wild strampeln wie zuvor.
    Ich zog ihn in eine sitzende Position hoch und schob ihn auf einen Stuhl, den ich aus dem Arbeitszimmer geholt hatte. Von dort konnte ich ihn mir leicht über die Schulter legen und zur Garage tragen. Ich ließ ihn in den Gepäckraum des Wagens gleiten und schlug die Heckklappe zu. Von außen war nichts von ihm zu sehen.
    Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach sechs. Erst in etwa einer Stunde würde es dunkel genug sein, daß kein zufällig draußen vorbeikommender Nachbar sich wundern konnte, warum ein fremder Mensch in Adams Wagen aus seiner Garage fuhr. Die mir verbleibende Zeit füllte ich damit aus, ein bißchen in seinem Leben herumzuschnüffeln. Stapel von Fotos zeigten Freunde, ein Familien-Weihnachtsessen – ich hätte wunderbar in dieses Leben gepaßt. Wir hätten das alles zusammen erleben können, wenn er nicht so ein Narr gewesen wäre.
    Das Klingeln des Telefons riß mich aus meinen Träumen. Ich ließ es klingeln, ging in die Küche, holte mir eine Flasche Putzmittel und einen Lappen und wischte sorgfältig alle lackierten Leisten im Flur ab. Den Lappen steckte ich danach in meinen Rucksack. Dann holte ich den Staubsauger und reinigte langsam und gründlich den ganzen Flur, beseitigte alle Spuren unseres kurzen Kampfes auf dem festen Berberteppich. Schließlich zog ich den Staubsauger hinter mir her in die Garage, wo ich ihn in einer Ecke stehenließ, als ob er dorthin gehörte. Als ich alle Spuren beseitigt hatte, stieg ich in Adams Wagen, drückte auf die Fernbedienung für das Garagentor an seinem Schlüsselbund und startete den Motor, während das Tor vor mir sanft in die Höhe schwebte.
    Ich ließ das Tor hinter mir wieder zugleiten und fuhr auf die Straße. Kurz darauf hörte ich ein gedämpftes Stöhnen. Ich kramte eine Kassette von Wet, Wet, Wet aus dem Handschuhfach, schob sie ins Kassettenfach des Radios, drehte die Lautstärke voll auf und sang laut mit, während ich aus der Stadt und zum Hochmoor fuhr.
    Ich hatte mir Sorgen gemacht, ob Adams Wagen es den Feldweg hinauf schaffen würde, und diese Sorgen waren nicht unbegründet gewesen, wie sich jetzt zeigte. Etwa eine halbe Meile vor der Farm kam er in den tiefen Furchen des mit hohem Gras überwachsenen Weges nicht mehr weiter. Ich stieg seufzend aus, marschierte zur Farm und holte die Schubkarre. Als ich die Heckklappe aufmachte, um Adam in die Karre umzuladen, starrte er mich mit aufgerissenen Augen an. Doch ebenso wie sie ließen mich auch seine dumpfen Rufe kalt. Ich zerrte ihn ohne große Rücksichtnahme aus dem Wagen und legte ihn in die Karre. Es war eine anstrengende halbe Meile den Berg hinauf, weil er durch sein ständiges Strampeln das Lenken erschwerte.
    Als wir die Farm erreicht hatten, öffnete ich die Falltür. Adams Augen weiteten sich vor Entsetzen beim Anblick des dunklen Kellers. Ich strich ihm durch das weiche Haar und sagte:
    »Willkommen in der Kathedrale des Vergnügens.«

[home]
5
    Was den … Pöbel der Zeitungsleser angeht – man kann ihn mit allem erfreuen, wenn es denn nur blutrünstig genug ist. Aber der sensible Geist verlangt ein wenig mehr.
    N achdem er Carol zu ihrem Wagen gebracht hatte, ging Tony über die Straße zum Kiosk und kaufte sich eine Abendzeitung. Wenn es Publicity war, nach der Handy Andy strebte, dann hatte er sein Ziel erreicht. Angst und Ekel waren der Haupttenor der seitenlangen Berichterstattung der
Bradfield Evening Sentinel Times.
Sie erstreckte sich über fünf Seiten, um genau zu sein. Die Seiten 1 , 2 , 3 , 24 und 25 waren dem »Schwulenkiller« gewidmet, und dazu kam noch ein Leitartikel. Die Nennung des bisher polizeiinternen Spitznamens zeigte auf, daß es bei der Polizei undichte Stellen gab wie bei einem Kabinettsausschuß.
    »Du wirst es nicht mögen, der Schwulenkiller genannt zu werden, nicht wahr,

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