Das Lied der Sirenen
Neuentdeckung sein.«
»Da hast du recht.«
»Und ist er dein Typ?«
Carol brach ein Stück von der Kruste ihres Sandwiches ab und warf damit nach Michael. »Ich habe keinen Typ, und selbst wenn ich einen hätte und Tony Hill es wäre, weißt du, daß ich Dienst und Vergnügen niemals vermischen würde.«
»Da du fast nur arbeitest und dein bißchen Freizeit verschläfst, kann man davon ausgehen, daß du dein Leben im Zölibat verbringen wirst«, sagte Michael trocken. »Er ist also großartig, oder?«
»Das ist mir nicht aufgefallen«, antwortete Carol steif. »Und ich habe meine Zweifel, ob er überhaupt registriert hat, daß ich eine Frau bin. Der Mann ist ein Workaholic. Er ist auch der Grund dafür, daß ich heute nacht wieder arbeiten muß. Er will sich die Fundorte der Mordopfer ansehen, und zwar in etwa zu der Zeit, als die Leichen dort abgelegt worden sind, damit er eine Vorstellung davon kriegt.«
»Schade, daß du noch mal weg mußt«, sagte Michael. »Wir haben schon seit Urzeiten keinen Abend mehr mit ein paar Flaschen Wein vor dem Fernseher verbracht. Wir sehen uns so selten, daß wir genausogut verheiratet sein könnten.«
Carol lächelte bedauernd. »Der Preis des Erfolgs, wie, lieber Bruder?«
»Scheint so zu sein.« Michael stand auf. »Nun, dann werde ich mich auch noch für ein paar Stunden an die Arbeit machen, bevor ich irgendwo versacke.«
»Ehe du gehst … Ich möchte dich noch um einen Gefallen bitten.«
Michael setzte sich wieder hin. »Wenn es nicht bedeutet, daß ich die Wäsche bügeln soll.«
»Was weißt du über Computeranalysen bestimmter Muster?«
Michael runzelte die Stirn. »Nicht viel. Ich habe mich während der Zeit, als ich mich auf den Studienabschluß vorbereitet habe und einen Nebenjob angenommen hatte, ein wenig damit beschäftigt, aber ich habe keine Ahnung, wie der neueste Stand ist. Warum fragst du? Soll ich irgendwas für dich überprüfen?«
Carol nickte. »Ich fürchte nur, es ist eine ziemlich gräßliche Angelegenheit.« Sie schilderte ihm in groben Zügen die sadistischen Brandverletzungen auf Damien Connollys Körper. »Tony Hill meint, sie könnten in ihrem Muster irgendeine Botschaft enthalten.«
»Natürlich schaue ich mir das für dich an. Ich kenne da einen Typ, der höchstwahrscheinlich die neueste Software auf diesem Gebiet hat. Er läßt mich sicher mal an seine Maschine und an der Sache rumknobeln.«
»Aber kein Wort zu irgend jemandem, worum es dabei geht!«
Michael sah beleidigt drein. »Selbstverständlich nicht. Wofür hältst du mich eigentlich? Ich mag Serienmörder genausowenig wie du. Ich werde meinen Mund halten. Bring morgen die Unterlagen mit, und ich werde versuchen, was rauszukriegen, okay?«
Carol beugte sich vor und strich ihrem Bruder durch das blonde Haar. »Danke. Du tust mir damit einen großen Gefallen.«
Michael drückte sie kurz an sich. »Du bewegst dich da echt auf einem unheimlichen Gebiet. Paß gut auf dich auf, hörst du? Du weißt, allein kann ich mir die Miete für diese Wohnung nicht leisten.«
»Ich bin immer vorsichtig«, sagte Carol und ignorierte die leise Stimme in ihrem Inneren, die sie warnte, ihr Schicksal nicht herauszufordern. »Ich bin der geborene Überlebenskünstler.«
[home]
Auf 3 ½-Zoll-Diskette, Beschriftung: Backup. 007 ;
Datei Love 006 .doc
»Schon als ich dich zum erstenmal sah, habe ich dich begehrt«, sagte ich leise. »Ich begehre dich schon so lange.«
Adams schlaff daliegender Kopf streckte sich ein wenig. Ich drückte den Aufnahmeknopf der Fernbedienung für die auf einem Dreibein montierte Videokamera. Ich wollte keine Sekunde verpassen. Adams Augenlider, schwer vom Chloroform, öffneten sich zuerst zu einem Schlitz und dann ganz weit, als die Erinnerung einsetzte. Er warf den Kopf hin und her, um zu sehen, wo er sich befand. Als er wahrnahm, daß er nackt war, als er die weichen Lederriemen um seine Handgelenke und die Fußfesseln sah und erkannte, daß er auf meiner Streckbank festgebunden war, drang unter dem Klebeband über seinem Mund ein Laut hervor, der nach panischem Angstschrei klang.
Ich trat aus dem Schatten in sein Blickfeld, und mein eingeölter Körper glänzte in dem hellen Licht. Ich hatte mich bis auf einen engen Slip ausgezogen und war bemüht, ihm meinen Körper in seiner ganzen Schönheit zu präsentieren. Als er mich sah, riß er die Augen noch weiter auf. Er wollte etwas sagen, doch alles, was ich hörte, war ein dumpfes Gemurmel.
»Aber du hast dir
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