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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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chemischen Beizmittel. Uns ist nur ein Herkunftsland für solches Leder bekannt – die frühere Sowjetunion. Da eine regelmäßige Versorgung mit den benötigten Chemikalien nicht sichergestellt war, haben viele Gerber dort die alte Methode des Beizens in Meerwasser angewendet. Es kann davon ausgegangen werden, daß das Fragment von einer Lederjacke stammt, die in Rußland hergestellt worden ist. Leder dieser Art ist kommerziell nirgendwo sonst erhältlich, da es den Qualitätsanforderungen im Westen nicht entspricht.« Brandon schob Cross den Bericht zu.
    »Himmel noch mal!« rief Cross aus, nachdem er ihn gelesen hatte.
    »Soll das etwa heißen, daß wir nach einem Iwan suchen müssen?«

[home]
Auf 3 ½ Zoll-Diskette, Beschriftung: Backup. 007 ;
Datei Love 009 .doc
    Ich habe irgendwo gelesen, daß Morduntersuchungen eine Million Pfund im Monat kosten. Als sich herausstellte, daß Paul entgegen meiner Erwartung ebenso dumm und verräterisch war wie Adam, erkannte ich, daß die mir aufgezwungenen Aktionen erhebliche Auswirkungen auf die Besteuerung durch die Stadt Bradfield haben könnten. Nicht, daß es mir etwas ausmacht, wenn ich jährlich ein paar Pence mehr an städtischen Steuern zahlen muß – ein geringer Preis für die Befriedigung, die ich durch die Bestrafung der Treulosigkeit dieser Männer gewinne.
    Pauls Treulosigkeit war eine Katastrophe für mich. Gerade als ich alle Vorbereitungen für die triumphale Feier unserer Liebe abgeschlossen hatte, verriet er mich und wählte eine andere Liebe. In der Nacht, als ich ihn dabei erwischte, wie er sich erstmals dieser anderen Liebe widmete, weiß ich nicht mehr, wie ich zurück zur Farm gekommen bin. Ich kann mich an keinerlei Einzelheiten der Fahrt erinnern. Ich saß schließlich in meinem Jeep vor der Farm, wütend über seine Oberflächlichkeit, sein Versagen, zu erkennen, daß ich der einzige Mensch war, den er wahrhaft liebte. Meine Wut war so groß, daß ich die physische Koordination verlor; ich fiel vom Fahrersitz auf den Boden und taumelte dann, als wäre ich betrunken, zum Haus – zur Oase meines Kerkers.
    Ich kletterte auf die Steinbank und zog die Knie an die Brust, während ungewohnte Tränen mein Gesicht hinunterliefen, auf den rohen Stein tropften und ihn dunkel färbten wie damals Adams Blut. Was war denn nur los mit ihnen? Warum wollten sie nicht haben, was, wie ich wußte, doch ihr eigener geheimster Wunsch war?
    Ich wischte mir über die Augen. Ich schuldete es Paul und mir, unsere bevorstehende gemeinsame Erfahrung so ideenreich und perfekt wie möglich zu gestalten. Es war Zeit für ein neues Spielzeug. Adam war nur die Generalprobe gewesen. Paul würde die Uraufführung sein.
     
    Der Trick mit dem Wagen, der nicht anspringen wollte, hatte bei Adam gut geklappt, und so wandte ich ihn auch bei Paul an. Er funktionierte reibungslos. Ich war kaum in der Diele, da bot er mir sogar einen Drink an, während ich auf die Leute vom Automobilclub wartete, aber ich fiel nicht auf seine Schmeicheleien herein. Er hatte seine Chance gehabt, und es war zu spät, daß ich meine Pläne für unsere Vereinigung nach meinen Bedingungen noch änderte.
     
    Als ich ihn an Ort und Stelle hatte, fesselte ich ihn auf einen
Judasstuhl.
Ich hatte mehrere Tage gebraucht, ihn zu konstruieren, da ich ohne Bauanleitung auskommen mußte. Der Judasstuhl war eine meiner Entdeckungen in San Gimignano. Vorher war ich in meinen Büchern nur auf Hinweise auf ihn gestoßen, aus denen nicht zu entnehmen war, wie er im einzelnen konstruiert war. Aber im Museum von San Gimignano hatte man ein Musterbeispiel ausgestellt. Ich hatte mehrere Fotos davon gemacht und damit das Bild im Museumskatalog abgerundet. Ausgerüstet mit diesen Unterlagen, hatte ich dann in meinem Computer ein Modell simuliert.
    Der Judasstuhl ist eine Maschine, die von den Inquisitoren nicht häufig angewendet wurde, was ich absolut nicht verstehe. Das Museum von San Gimignano bietet eine Theorie an, die mir absurd erscheint. Zusammen mit einigen anderen Beschreibungen auf den Hinweisschildern hat mich diese dümmliche Theorie zu der Überzeugung gebracht, daß die Texte dieser Schilder von irgendeiner engstirnigen, fanatischen Feministin verfaßt worden sind. Die Theorie lautet: Es war durchaus üblich, Folterwerkzeuge bei den Geschlechtsteilen der Frauen anzuwenden, wie zum Beispiel die Vaginalbirne, die die Vagina und den Gebärmutterhals zerfetzte, oder den speziellen Keuschheitsgürtel, der die

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