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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Vater hat nicht versucht, dich zu töten.«
    Früher einmal hat es mir gefallen, Elliott ohne seinen Schutz aus übertriebener Selbstsicherheit zu sehen, denn es war eine Möglichkeit, hinter die Mauern zu blicken, die er errichtet hat. Seit ich ihn ein wenig besser kenne, verunsichert es mich jedoch, ihn so unsicher zu sehen. Auch wenn er die richtige Vorgehensweise nicht kennt, ist der Elliott, den ich kenne, immer in der Lage, überzeugend so zu tun, als wüsste er es.
    »Nein«, sage ich. »Mein Vater hat versucht, die ganze Welt zu töten, weil ich nicht glücklich war.«
    Elliott nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und sieht mir in die Augen. Ich schaue nicht weg. Diesmal versuche ich nicht, die Schuldgefühle zu verbergen. Den Schmerz.
    »Du hast deinem Vater gesagt, dass du nicht glücklich sein konntest?«
    »Die Welt ist trostlos«, sage ich.
    Dann umschlingen mich seine Arme. Er umarmt mich, aber es ist keine leidenschaftliche Umarmung. Er beugt seinen Kopf zu mir herunter. Ich lege meine Stirn an seine Wange. Wir rühren uns nicht. Auch nicht, als Schritte im Flur erklingen und vor der Tür verstummen.
    »Sir?« Es ist einer von Elliotts Männern; der Mann errötet heftig bei dem, was er denkt, unterbrochen zu haben.
    »Unsere Besprechung«, stöhnt Elliott. »Natürlich. Araby, ich bin in einer Stunde wieder bei dir. Wir werden Pläne schmieden.« Er wirft einen vielsagenden Blick auf das Buch mit den Karten.
    Elliott lässt mich los und durchquert das Zimmer. Im Türrahmen zögert er einen Moment, aber ich sage nichts, frage auch nicht, ob ich ihn begleiten kann. Denn jetzt setzt das Bedauern ein. Ich hätte nicht so offen sein sollen. Ich hätte nicht so viel über meinen Vater und meine Gefühle preisgeben sollen.
    Und so geht er.
    Ich gehe zur Tür, um sie hinter ihm abzuschließen, und pötzlich taucht Elliott noch einmal vor mir auf, allein.
    »Ich möchte dir gern einen Grund zum Leben geben.« Er wirft mir etwas zu, und ich fange es auf, ohne nachzudenken. Und dann ist er wieder weg, und ich halte einen Brillantring in der Hand.
    Ist dies eine Art Ablenkung? Versucht er, mich von meiner überwältigenden Schuld abzulenken? Hat er sich Sorgen um meine geistige Gesundheit gemacht? Oder war es mehr?
    Es kommt mir vor, als wäre es schon so lange her, dass Elliott mich gebeten hat, den Ring zu tragen, um vor seinem Onkel so zu tun, als wäre ich wahnsinnig in ihn verliebt. Seither habe ich gelernt, ihn zu verstehen, und ich denke, auf einer Ebene versteht er mich. Ich stecke den Ring in meine Tasche.
    Wenngleich ich die Idee zu schätzen weiß, brauche ich Elliott nicht als Grund, um zu leben. Und ich habe auch nicht vor, hier darauf zu warten, dass er zu mir zurückkommt.
    Als ich die Treppe erreiche, sehe ich Will in einem Seitengang verschwinden. Ich folge ihm.
    Im ersten Moment möchte ich nach ihm rufen. Aber er bewegt sich verstohlen, und jedes Mal, wenn er einen anderen Gang passiert, wirft er kurz einen Blick hinein. Er schleicht sich davon, und ich will wissen, wohin.
    Er nimmt sich eine Kerze und geht eine Treppe hinunter. Ich warte, bis er durch die Tür am Fuß der Treppe gegangen ist, bevor ich ihm folge. Auf der anderen Seite der Tür ist es so dunkel, dass ich nicht erkennen kann, wohin er sich gewandt hat. Als ich mich umdrehe, während meine Augen sich allmählich anpassen, greift eine Hand aus dem Schatten nach mir und hält meinen Arm fest. Ich unterdrücke einen Schrei.
    »Hat Elliott dir aufgetragen, mir zu folgen?«, fragt Will.
    Ich schiebe ihn weg. »Glaubst du wirklich, ich würde für Elliott spionieren?« Wütend verschränke ich die Arme vor der Brust.
    Er grinst. »Dann folgst du mir, weil du es willst.«
    Meine Wut weicht Verwirrung. Ich folge ihm, weil ich sehen wollte, wohin er geht. Das ist alles.
    »Er hat mir nicht aufgetragen, dir zu folgen.« Ich versuche, das Gespräch wieder auf Elliott zurückzubringen. »Aber er möchte wissen, wo deine Druckerpresse ist.«
    »Das wird er noch früh genug herausfinden. Und dann wird einer von seinen Leuten die Maschine übernehmen, und er kann all die Lügen drucken lassen, die er haben will.«
    »Und du druckst nur die Wahrheit?« Irgendwie macht die Dunkelheit es leichter, die Frage zu stellen.
    »Ich kenne die Wahrheit nicht immer. Aber ich drucke nichts, von dem ich weiß, dass es Lügen sind.« Seine Stimme ist ruhig und nachdenklich. »Gib mir deinen Schal.«
    »Warum?«, frage ich, während ich ihn abnehme.
    Will

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