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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Evurhards Rechte mit beiden Händen.
    «Die Freude ist ganz auf meiner Seite», sagte er und verbeugte sich demütig.
    Als er wieder aufschaute, sah er den Berater Huga neben Evurhard stehen. Er musterte Thankmar mit hochgezogenen Augenbrauen.
    «Wir sprachen gerade über Euch», sagte Evurhard.
    «Nur Gutes, hoffe ich», erwiderte Thankmar lachend.
    Evurhard machte daraufhin eine Miene, die Thankmar nicht recht deuten konnte.
    «Ja – und vielleicht», meinte Evurhard.
    Er führte Thankmar zu den anderen.
    «Das ist Graf Thankmar! Er hat eine weite Reise auf sich genommen, um sich unseren Reihen anzuschließen. Einige von Euch werden ihn bereits kennen. Für alle anderen: Er ist der Sohn des legendären Thankmar, der hier auf der Eresburg im Kampf um den Thron sein Leben lassen musste.»
    Thankmar nickte mit einem strahlenden Lächeln in die Runde. Von den Anwesenden kannte er nur den einen oder anderen flüchtig, etwa den Grafen Barthold von Hildenisheim oder Gunther, den Herrn der Eresburg.
    «Ihr seid reichlich spät», bemerkte Huga. «Habt Ihr die Nachricht über den genauen Zeitpunkt unseres Treffens nicht erhalten?»
    «Doch, doch», sagte Thankmar, «und ich muss mich aufrichtig bei Euch entschuldigen. Ich bin aufgehalten worden. Dadurch hat sich meine Abreise leider verzögert.»
    Huga spitzte die Lippen. «Man sagt, Ihr hättet im vergangenen Herbst eine Flotte bemannt, um sie in den Norden zu führen.»
    Das also war der Grund für Evurhards Zögern. Es überraschte Thankmar nicht, dass Huga von seiner Fahrt wusste.
    «Hat sich meine Mission bereits herumgesprochen?», meinte er.
    «Ihr werdet verstehen, dass wir uns über unsere Freunde auf dem Laufenden halten», sagte die Kröte. «Warum habt Ihr diese Fahrt bei unserem letzten Treffen mit keinem Wort erwähnt?»
    Huga, der nun ganz in seinem Element zu sein schien, durchbohrte Thankmar förmlich mit Blicken.
    Die anderen Männer kamen näher.
    «Meine Fahrt hat mit unserer Angelegenheit nicht das Geringste zu tun», erklärte Thankmar. «Da ich als Graf der dänischen Mark für die Sicherheit und den Schutz der Menschen dort verantwortlich bin, musste ich einem Seeräuber das Handwerk legen. Der Normanne hat die Geschäfte vieler Dänen bedroht …»
    «Oho!», machte Huga und blies seine Froschbacken auf. «Was für eine Tat! Ja, das war wirklich eine äußerst fürsorgliche Tat, die Euch auszeichnet. Man sagt auch, Ihr hättet die Stadt des Seeräubers nicht nur eingenommen, sondern vollständig niedergebrannt und die meisten Bewohner getötet.»
    Ein Raunen erhob sich unter den Anwesenden. Das Verbrennen von Menschen war zwar auch den Sachsen und Franken nicht fremd, aber es gehörte doch viel Grausamkeit dazu, eine ganze Stadt auszulöschen.
    «Da seid Ihr ebenfalls richtig informiert», räumte Thankmar ein und ergänzte lachend: «Ich frage mich, wie viel Geld Ihr für diese Informationen bezahlt habt.»
    «Gerade so viel, wie nötig war», sagte Huga und verzog die Lippen zum breiten Krötenlächeln.
    Da wurde Thankmars Miene ernst. «Die Normannen, die im Feuer umkamen, waren Seeräuber, Mörder und gottlose Götzenanbeter – keine ehrenhaften Menschen. Und keine, die das Mitleid eines aufrechten und tiefgläubigen Christen verdient hätten.»
    Einige der Umstehenden, allen voran die beiden Priester, hoben ihre Weinbecher und nickten zustimmend.
    Thankmar nahm Haltung an, streckte den Rücken, wölbte die Brust und sagte laut: «Diese gottlose Brut hat den Tod verdient – so wie König Otto und seine Günstlinge!»
    Jetzt hoben alle ihre Becher.
    «Ihr sprecht wahre Dinge gelassen aus», sagte Evurhard.
    Ihm war anzumerken, dass er nun wesentlich entspannter war. Offenbar war es Thankmar gelungen, etwaige Zweifel an seiner Loyalität auszuräumen.
    «Trinken wir also auf unsere Gemeinschaft», rief Evurhard, und die Männer leerten die Becher.
    Einzig Huga nippte lediglich am Wein, wobei er Thankmar nicht aus den Augen ließ.
    Während Gunther sich daran machte, die Becher aus dem größeren Fass neu zu füllen, hob Evurhard zu einer Rede an. Der Herzog sprach vom bewundernswerten Mut der Adligen. Sie hätten keine Kosten und Mühen gescheut und auf der Eresburg ein Heer zusammengeführt, mit dem man Otto vernichtend schlagen werde. Er betonte mehrfach, dass nur die in diesem Saal Anwesenden von den Umsturzplänen wüssten und dass alle zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet seien.
    «Für niemanden gibt es ein Zurück – egal,

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