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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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ihn dem Steinmetz. » Meint Ihr, Eure Tochter freut sich über mein Geschenk? «
    Herr Freisler betrachtete den Kamm eingehend. » Feine Arbeit, Sebastian. Hast du ihn selbst geschnitzt? «
    » Ja, vor einigen Tagen. Ich würde Barbara gern sehen. Darf ich zu ihr? «
    » Geh nur, ich muss ohnehin noch arbeiten. «
    Sebastian verabschiedete sich und verließ die Werkstatt. In dem Hof zwischen den beiden Gebäuden traf er auf Barbara, die ihn mit gespielt strenger Miene anblickte.
    » Sebastian Stäubling, hattest du nicht versprochen, mich in den nächsten Tagen zu besuchen? «
    Das Herz schlug schneller in seiner Brust. » Hast du mich etwa vermisst? «
    » Und wenn es so wäre? «
    » Dann wäre ich der glücklichste Mann in ganz Nürnberg. «
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, nur um gleich darauf wieder ernst zu werden. » Wie geht es deiner Schwester? Wir haben gehört, dass sie im Lochgefängnis war. Was ist geschehen? «
    Kurz berichtete Sebastian ihr, was sich zugetragen hatte. » Die Dürers haben dafür gesorgt, dass Anna gleich am nächsten Tag entlassen wurde « , schloss er. » Das Ganze war wohl ein Missverständnis, und die beiden haben sich entschuldigt. «
    » Trotzdem schrecklich, wie schnell man in einer Zelle landen kann « , antwortete Barbara schaudernd.
    » Wollen wir nicht ins Haus gehen, es ist kalt hier draußen « , schlug Sebastian vor, » außerdem habe ich etwas für dich. «
    » Du hast ein Geschenk für mich? «
    » Nur eine Kleinigkeit « , erwiderte er betont gelassen.
    In der Küche überreichte er ihr den Kamm.
    » Der ist wunderschön, Sebastian. Dieses Blumenmuster – du bist ein richtiger Künstler. «
    Ehe er es sich versah, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Wieder fühlte er, wie er rot wurde.
    Katharina Freisler betrat den Raum. » Sebastian, habe ich mich also doch nicht verhört. «
    » Gott zum Gruß, Frau Freisler. «
    Ihr Blick wurde ernst. » Deine Schwester und du, ihr macht im Moment eine schwere Zeit durch, nicht wahr? «
    Sebastian schwieg.
    » Warum kommt ihr beiden nicht zum Weihnachtsfest zu uns? « , fuhr Barbaras Mutter fort. » Wir könnten die Christmette in der Sebalduskirche besuchen, uns das Krippenspiel ansehen und den Heiligen Abend gemeinsam verbringen. «
    Er fing einen bittenden Blick Barbaras auf, als Herr Freisler ebenfalls die Küche betrat und sich am Tisch niederließ. Seine Frau reichte ihm einen Becher heißen Würzwein.
    » Was haltet ihr davon, wenn wir die Dietls zum Christabend einladen? « , fragte sie.
    Barbaras und Sebastians Augen leuchteten um die Wette.
    » Oh, fein! « , entfuhr es dem Mädchen. » Was meinst du dazu, Sebastian? «
    » Sehr gern, aber das müsste ich erst mit Anna besprechen. «
    » Mutter und ich lieben die Zeit zwischen Advent und Epiphanias « , fuhr Barbara fort. » Du wirst sehen, wenn du uns das nächste Mal besuchst, schmücken Mistel- und Eibenzweige die Stube, und der Duft von Lebkuchen und Bratäpfeln weht durchs Haus. «
    Ihre Worte versetzten Sebastian einen Stich, denn seine Mutter hatte das Haus ebenfalls jedes Jahr während der Weihnachtszeit mit Tannenzweigen und Misteln geschmückt, und auch bei ihnen hatte immer eine große Schale mit Äpfeln und Nüssen auf dem Stubentisch gestanden.

KAPITEL 33
    D as Christfest, das Sebastian und sie mit den Freislers verbracht hatten, und Dreikönig lagen bereits hinter ihnen, als Anna eines Morgens vor dem Spiegel in der Stube stand und ihre nun wieder dunkelblonden Haare zufrieden begutachtete. Der helle Ansatz an dem braunen Haar hatte ihr nicht gefallen. Also hatte sie aus Gerstenspreu, zu Asche verbrannten Reben und anderen Zusätzen einen Sud gekocht und das frisch gewaschene Haar mit der Flüssigkeit gespült.
    Anna drehte sich zu Lenchen herum, die sie neugierig beäugte. » Ja, da schaust du, mein Schatz. « Sie strich der Kleinen über den Kopf.
    Die gleiche Nase, die gleiche hohe Stirn wie ihr Vater, dachte sie wehmütig. Magdalena wurde Korbinian von Tag zu Tag ähnlicher. Mehrmals hatte sie mit weinerlicher Stimme nach ihrem Dada gerufen. Das waren jene Momente, in denen sich die junge Frau so hilflos fühlte wie nie zuvor. Eines Tages würde Lenchen alt genug sein, um Fragen zu stellen. Anna biss sich auf die Lippen und wollte eben in die Hocke gehen, um mit dem Kind zu spielen, da hielt sie in der Bewegung inne.
    Auf der Gasse traten drei Frauen ans Fenster und spähten zu ihr herein. Sogar die Augen schirmten sie mit den Händen ab,

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