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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Licht auf die Pfützen des Pflasters warfen. Sein durchnässter Wollmantel wurde immer schwerer, und von dem Saum seiner Kapuze rannen Regentropfen, die an seinen Haaren hinunter bis ins Gesicht liefen. Er wich einer Maus aus, die sich an einem alten Stück Brot zu schaffen machte. Und wenn ich doch zum Onkel zurückkehre?, überlegte er, während er mit gesenktem Kopf am Ufer der Pegnitz entlangging, vorbei an drei Pappenheimern, die dabei waren, den stinkenden Inhalt ihrer Bütten ins Wasser zu kippen – Kot, den die von der Stadt angestellten Männer in den Gassen sammelten und hier entsorgten.
    Sebastian beschleunigte seine Schritte. Onkel Gerald würde ihm sicher etwas zu essen geben, und ein Dach über dem Kopf hätte er auch. Doch dann müsste er dem Oheim erzählen, was geschehen war, und darauf war er wahrlich nicht erpicht. Dennoch breitete sich Unbehagen in ihm aus, wenn er daran dachte, die Nacht im Freien verbringen zu müssen, nun, da sich das Gesindel gemeinsam mit den Ratten im Schatten der Gassen traf. Er lief ein Stück an der Stadtmauer entlang, deren hölzerner Wehrgang in den Farben Rot und Weiß bemalt worden war. Oben patrouillierten zwei Soldaten. Am Hallertor blieb er stehen. Auf den Wiesen dahinter hatte seine Mutter manchmal jungen Löwenzahn geerntet und Salat daraus bereitet.
    Fast spürte er den herben Geschmack der Blätter auf der Zunge, während er durch das Tor lief, kurz bevor es geschlossen wurde. Die Hallerwiesen befanden sich etwas südlich, das wusste er, schließlich war er früher mit seinen Eltern und Geschwistern öfter dort gewesen. Im Schutz der Stadtmauer eilte er einen schmalen, ausgetretenen Pfad entlang und erreichte kurz darauf die Auen, durch die sich die Pegnitz wand. An einer flachen Stelle des träge dahinfließenden Flusses blieb er stehen. Einen Moment lang war er versucht, niederzuknien und seinen Durst zu löschen, doch der Gedanke an die Männer, die weiter oben ihre Bütten entleert hatten, hielt ihn davon ab. Nicht umsonst war es den Nürnberger Bierbrauern verboten, das Wasser der Pegnitz zu verwenden. Wer es dennoch tat und damit gegen das Reinheitsgebot verstieß, den erwarteten empfindliche Strafen, das war bekannt.
    Er wandte sich um und trat zurück auf die Wiese. Zwei Handvoll Löwenzahnblätter stillten endlich den größten Hunger. Und nun? Die Stadttore wurden erst morgen früh wieder geöffnet. Ein ganzes Stück weiter südlich bemerkte er einen hellen Schein. Er lief weiter und näherte sich vorsichtig dem brennenden Feuer, an dem sich ein paar Männer wärmten.
    Als sie seiner gewahr wurden, rief einer von ihnen: » He, was willste hier? Mach dich fort! Das ist unser Platz! «
    Sebastian wollte sich schon umdrehen, da hörte er einen anderen sagen: » Red nicht so daher, das ist doch nur ein Junge, warum soll er sich nicht zu uns setzen und sich wärmen? « Der Mann wendete sich Sebastian zu. » Komm schon her und hock dich ans Feuer. Wir tun dir nichts. «
    Ein dritter lachte meckernd wie eine Ziege. » Genau, wir sind schließlich ehrbare Bettler und Diebe. «
    Diebe? Sebastian bekreuzigte sich unauffällig. Unschlüssig trat er von einem Bein aufs andere, doch dann siegte das Verlangen, sich endlich ausruhen zu können. Er trat näher an das Feuer und setzte sich. Der flackernde Schein der Flammen beleuchtete die Gesichter der Männer. Derjenige, der ihn aufgefordert hatte, sich zu ihnen zu setzen, hatte nur ein Auge, mit dem er den Ankömmling gründlich musterte. » Was haste denn angestellt? Siehst nicht aus wie einer von uns. «
    Sebastian hob die Hände und hauchte hinein. » Mein Lehrherr hat mich rausgeworfen. «
    » Haste keine Eltern, wo du hingehn kannst? «
    Er schüttelte den Kopf.
    » Die Pest, was? « Der Einäugige zuckte die Schultern.
    » Ich möchte nicht darüber reden « , erwiderte Sebastian.
    Ein Kahlkopf, dem ein gewaltiger Bart bis über die Brust reichte, warf ihm etwas zu. » Hier, deck dich damit zu. Is noch immer verdammt kalt in der Nacht. «
    Der löchrige Mantel des Bettlers stank nach Schweiß und Knoblauch, doch Sebastian war dankbar, sich überhaupt etwas umlegen zu können. Während die Gespräche der Männer leiser wurden und schließlich ganz erstarben, versuchte er die Bilder der vergangenen Tage aus seinem Kopf zu verbannen. Doch das wutverzerrte Gesicht seines Meisters und seine vernichtenden Worte vermischten sich immer wieder mit Annas vertrauter Stimme. Sie rief ihn beim Namen, streckte die Hand

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