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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Einsetzen der Dämmerung erreichen. Für mich gibt es noch viel zu erledigen. «
    » Natürlich « , entgegnete Frau Brandl freundlich und geleitete die Gäste hinaus. » Alles Gute, Frau Dietl. Möge der Herr Euch schützen. «
    Anna erwiderte ihren festen Händedruck und wendete sich zum Gehen. Da schoss ihr ein Gedanke blitzartig durch den Kopf, und sie drehte sich noch einmal um. » Dürfte ich Euch noch etwas fragen, Frau Brandl? «
    » Gewiss. «
    Anna suchte nach Worten. » Als mein Mann aufgebrochen ist … ich meine, wann ist er aufgebrochen, und wie war das Wetter an jenem Tag? «
    Die Hausherrin dachte nach. » Ganz früh am Morgen muss es gewesen sein, Frau Dietl. Ich fragte ihn, ob er mit uns frühstücken wolle, aber er lehnte ab. Er wollte unbedingt noch am selben Tag zu Hause sein. « Frau Brandl hielt inne, schüttelte bedauernd den Kopf. » An das Wetter kann ich mich nicht recht erinnern, tut mir leid. Wenn es allzu unbeständig gewesen oder ein Gewitter aufgezogen wäre, hätte ich Ihren Gatten aber sicher nicht abreisen lassen. «
    » Das glaube ich Euch, Frau Brandl. Bitte entschuldigt, ich suche nur nach Antworten. Habt Dank und behüte Euch Gott. «

KAPITEL 28
    W ährend das Läuten im Glockenturm der Sebalduskirche das Ende der Abendmesse verkündete, strebte Sebastian den weit geöffneten Flügeltüren des Ostportals zu. Kurz blieb er stehen und warf einen Blick in den der Geistlichkeit vorbehaltenen Hallenchor, den eine Schranke vom Kirchenraum der Laien trennte. Im schwachen Licht der Altarkerzen leuchteten die von zahllosen Pilgern am eisernen Zaun des Sebaldusschreins angebrachten Heiligenbilder aus Wachs und – wesentlich kostspieligeren – Folien aus Silber und Gold. Es waren Votivgaben, mit denen die Gläubigen dem Heiligen ihren Dank für die Rettung aus Gefahr und Not darbrachten. Der erdig-süßliche, durchdringende Duft von Weihrauch wehte zu ihm herüber, und Sebastian rümpfte die Nase. Diesen Geruch hatte er noch nie ausstehen können.
    Da drehte Barbara sich zu ihm um, und er folgte ihr. Einige Schritte vor ihnen drängten Michael und Katharina Freisler, Paul und Endres mit einigen anderen Kirchgängern hinaus ins Freie. Der Pfarrer hatte aus dem von Martin Luther ins Deutsche übersetzte Dezembertestament gelesen. Wie sein Amtsbruder an der Lorenzkirche war auch der Pfarrer von St. Sebald dem neuen Glauben zugetan und zitierte in seinen Predigten seit kurzem aus den Schriften des Wittenbergers wie jener » von der Freiheit eines Christenmenschen « . Auch war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Pfarrer dazu übergehen würde, die Messe nicht mehr in Latein, sondern für jedermann verständlich in deutscher Sprache zu halten. Dafür war der Geistliche längst nicht bei allen seinen Gemeindemitgliedern wohlgelitten. Demnach musste Sebastian nicht damit rechnen, Elias Männern in der Messe zu begegnen, zumal er sich in Gesellschaft von Barbara und deren Eltern befand. Diese erwarteten ihn bereits.
    » Lasst uns noch auf einen warmen Becher Würzwein ins Bratwurstglöcklein gehen « , schlug Michael Freisler vor. » Und auf eine feine Wurst mit saurem Kraut « , ergänzte seine Frau lächelnd. » Ich kenne dich doch, mein lieber Mann. «
    Die Freislers wollten sich gerade in Bewegung setzen, da blieb Sebastian wie angewurzelt stehen. Bratwurstglöcklein. Der Name der Schänke wirkte auf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Furcht ergriff ihn jäh. Augustin Hofer, Konrad Mutz und Lukas Wendel saßen dort fast jeden Abend zusammen. Den dreien wollte er keinesfalls über den Weg laufen.
    Barbara stieß ihn an. » Ist was? «
    » Da verkehren Leute, denen ich lieber nicht begegnen möchte « , erklärte er hastig und wandte sich an Barbaras Vater. » Ich werde schon mal zurückgehen, wenn Ihr nichts dagegen habt, Herr Freisler. «
    » Wie du willst, Junge. Du weißt ja, wo du den zweiten Hausschlüssel findest. Wir sehen uns in etwa einer Stunde. «
    Sebastian blickte der Familie nach, bis sie um die Mauern der Kirche gebogen war, und atmete auf. Mit gesenktem Kopf überquerte er den Kirchplatz, als er hinter sich eine helle Stimme seinen Namen rufen hörte. Er fuhr herum. Ein Pferdewagen hielt geradewegs auf ihn zu, um unweit stehen zu bleiben. Der Mann auf dem Kutschbock war ihm fremd, aber im selben Moment sprang die junge Frau neben ihm herab und lief auf Sebastian zu. Er schnappte nach Luft. Anna! Das war doch nicht möglich.
    Mit wenigen Sätzen war sie bei ihm

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