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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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begann zu sprechen.
    » Was wollt Ihr nun eigentlich von mir? « , fragte der Mann ihn, nachdem er geendet hatte. » Ich fasse zusammen: Besagter Elia hält sich für einen Propheten, wie viele andere in diesen Tagen. Er hetzt gegen Pfarrer Osiander sowie unsere Ratsmitglieder Dürer und Pirckheimer, weil diese offen ihre Sympathie gegenüber Martin Luther erklärt haben. Das ist nicht verboten. Seine Männer haben ein paar Lutheraner verprügelt. Wo sind sie? Ihr wisst doch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Ob dieser Prophet wirklich etwas mit dem Sturz des Zimmermannsgesellen zu tun hat, ist zumindest zweifelhaft. «
    Grimmig verließ Sebastian das Rathaus und ließ die schwere Tür hinter sich ins Schloss fallen. Nichts hatte er gegen die verdammte Bruderschaft unternehmen können. Was musste noch geschehen, damit den Wahnsinnigen endlich das Handwerk gelegt wurde? Er hätte so gern lautstark geflucht, hielt sich aber zurück. Der Türwächter schaute kurz auf, als er an ihm vorüberging. Sebastian ließ den Blick schweifen. Einen Moment lang glaubte er, sein Herz müsse aussetzen, als er durch das einsetzende Schneegestöber auf der gegenüberliegenden Seite eine Gruppe junger Männer ausmachte, die ihn neugierig beäugte. Aber die Gesichter waren Sebastian fremd, was ihn erleichtert aufatmen ließ. Wenn Kilian Pankratius’ Leute erfuhren, was er getan hatte, drohte ihm das Gleiche, was diesem Gehbauer widerfahren war. Inzwischen war er überzeugt, dass Elias Leute bei diesem Unfall nachgeholfen hatten. Offensichtlich hatte der Geselle aus Angst vor der Bruderschaft keine Anzeige erstattet.
    In Ansbach betrat Andreas Osiander den Schankraum, der sich allmählich mit den Gästen des Wirtshauses füllte, und ließ sich Anna gegenüber nieder.
    » Seid mir gegrüßt, ich hoffe, Ihr wart mit Eurer Kammer zufrieden. «
    » Danke, Herr Pfarrer. Lenchen hat geschlafen wie ein Murmeltier. « Ihre Nacht war allerdings weniger erholsam verlaufen. Erst kurz vor Morgengrauen war sie in einen unruhigen Schlaf gesunken.
    Der Wirt trat an ihren Tisch und reichte Osiander erfreut die Hand. » Wie schön, Euch wiederzusehen. Frühstückt Ihr mit Eurer Bekannten? «
    » Vielen Dank, aber ich habe die Nacht im Haus von Franz Brunner verbracht und dort bereits gegessen. Einen Krug Bier allerdings könntet Ihr mir bringen lassen. « Er griff in die Tasche, die er unter dem Arm trug, und zog eine Flugschrift heraus. » Moser, ich habe Euch etwas mitgebracht. Seid Ihr des Lesens mächtig? «
    » Es geht so, Herr Pfarrer. «
    » Gut. Das hier ist eines der Traktate von Martin Luther, die zurzeit im ganzen Reich verteilt werden. Der Inhalt ist nicht schwer zu verstehen. Wenn Ihr es gelesen habt, reicht es weiter an jemanden, dem Ihr vertraut. Auch wenn Markgraf Georg den Lehren Luthers gegenüber Wohlwollen geäußert hat, haben wir noch genug Gegner. «
    » Danke, Herr Pfarrer. «
    Der Wirt nahm das eng bedruckte Papier entgegen und wollte sich entfernen, da hielt Osiander ihn am Ärmel fest.
    » Sagt, wisst Ihr, in welcher Gasse wir einen Stadtschreiber namens Brandl finden? «
    » Nichts leichter als das. « Mit wenigen Worten beschrieb Moser den Weg zum Haus des Gesuchten.
    Kurz darauf trat eine Schankmagd hinzu und stellte ein Tablett mit zwei bis zum Rand gefüllten Zinnkrügen, einem Becher Milch für die Kleine, einem Brotkorb und einer Schale geräucherter Würste ab.
    Eilig verzehrte Anna die morgendliche Mahlzeit und fütterte Lenchen. Als der Pfarrer seinen Geldbeutel hervorholte, um alles zu bezahlen, wollte sie abwehren, aber Osiander bestand darauf. Bald darauf verließen sie das Gasthaus und bestiegen den Wagen.
    » Dort müsste es sein « , bemerkte Andreas Osiander schließlich und wies auf ein mehrstöckiges Fachwerkhaus an der Kreuzung zweier langer Gassen.
    Anna, das Kind auf dem Arm, folgte ihm. Sie fasste nach dem Ring des Türklopfers und schlug zweimal gegen die darunter angebrachte Eisenplatte. Hinter der Haustür waren schwere Schritte zu hören, dann wurde sie aufgezogen, und ein kräftiger Mann stand vor ihnen. Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, um sich vor dem plötzlichen Sonnenlicht zu schützen, dann heftete er den Blick auf Anna.
    » Was kann ich für Euch tun? «
    » Bitte entschuldigt die Störung. Seid Ihr der Hausherr? «
    » Tobias Brandl, ja. «
    Mit einem verhaltenen Lächeln nannte sie dem Mann ihren Namen. Sofort huschte ein Ausdruck des Erinnerns über sein breites, glatt rasiertes

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