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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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ruhig und tief. Dann wischte er sich die Hände an der Schürze ab. Liesel stürzte sich auf das Essen.
    »Oh Mann, das ist echt lieb von dir, Alfred. Mir hängt der Magen schon unter den Schuhsohlen.« Sie pustete über den Löffel und genoss die Wärme, die sich in ihrem Bauch breit machte. Alfred war berühmt für seine Eintöpfe, die selbst das härteste Wetter aus den Gliedern vertrieben. Er zog sich einen Hocker heran und sah ihr amüsiert zu.
    »Bist ´ne feine Deern, Liesel. Wie geht es deiner Mutter, schon besser?« Liesel schüttelte betrübt den Kopf.
    »Nein, der Husten will sich einfach nicht lösen, im Gegenteil, er wird schlimmer. Klingt, als ob ein Hund bellen würde, sag ich dir.«
    Der Wirt nickte verständnisvoll, wobei er nachdenklich seinen Schnurrbart zwirbelte. »Ich geb` dir etwas Eintopf mit, aber erst in der Früh, wenn die Rabenmänner fertig sind mit Schikanieren.« Es gab fürchterliche Gerüchte, dass gerade junge Frauen des Nachts von den Rabenmännern belästigt wurden. Manche murmelten gar von Vergewaltigungen und Entführungen. Liesel war erleichtert, dass sie bis zum Morgengrauen hier bleiben konnte, auch wenn die Sorge um die Mutter sie heimwärts zog. Sie bedankte sich. Der Wirt winkte ab, das sei doch eine Selbstverständlichkeit.
    Von oben war raues Lachen zu hören und ein Lied wurde angestimmt.
    »Sag mal, Alfred, woher kommt dieser Sven eigentlich? Ich schwör dir, der Kerl ist mir unheimlich.«
    »Gute Frage. Fenno hat ihn angeschleppt, hat ihm geholfen ein paar Rabenmänner abzuschütteln, als der nen Sack Kartoffeln aus nem Lager am Hafen klauen wollte. Er schwört auf Sven. Außerdem soll er dafür mitverantwortlich sein, dieses Ferndingsda  besorgt zu haben.«
    »Wie das denn?« Das konnte Liesel sich nun so gar nicht vorstellen.
    »Hat angeblich gute Kontakte zum Hafenmeister, ist aber alles sehr vage, wenn du weißt, was ich meine. Sprich ihn also lieber nicht drauf an.« Alfred erhob sich. »So, muss zurück in den Schankraum, Liesel. Da oben hockt ´n Schotte und schmeißt Runden wie ´n  Piratenkapitän. Aber wenn der kein Pikte ist, dann fress ich unsere Fußmatte. Laufen allerhand Fremde dieser Tage durch unsere Stadt.« Er lachte und nahm das leere Tablett von Liesel entgegen. »Bleib´ noch ´n büschn hier unten, Mädchen, dann kannst du dich bis zur Früh in der kleinen Kammer neben der Küche etwas auf´s Ohr hauen, in Ordnung?« Er zwinkerte ihr zu.
    »Hab´ lieben Dank, Alfred.« Er brummte etwas, nickte aber.
    »Und grüße deine Mutter von mir, hörst du. Ich hoffe, die im Norden spinnen und es wird kein verflixter Maschinen-winter.«
    »Mach ich bestimmt, Alfred. Versprochen!«
    Er kratze sich sinnierend am Nacken. »Gut, so ist es gut, mien Deern.« Damit schloss er den Keller wieder auf, schnap-pte sich noch ein Fass und kletterte laut auf den Nachschub aufmerksam machend die Treppe zum Schankraum hoch. Wildes Johlen war die Antwort der durstigen Gäste.
    Liesel blieb in dem düsteren Raum zurück, die Hände um die nur noch lauwarme Tasse Tee geschlungen. Maschinenwinter. So bezeichneten vor allem die Seeleute einen Winter, der so hart wie Stahl war. Dann ging fast nichts mehr. Motoren liefen dann nur noch mit Pulver. Allein Maschinen mit dieser magischen Hitze konnten der unbarmherzigen Kälte widerstehen. Dann würden Eisbrecher mit rot glühenden Rammen die Flüsse und Häfen freihalten müssen. So jedenfalls hatte es ihr Vater ihr einmal erzählt. Und dann würde Hel kommen und die steifen Toten auflesen, um sie in ihr Reich mitzunehmen. Was solch ein schlimmer Winter für ihre Mutter bedeuten mochte, daran wollte Liesel lieber nicht denken.
    Irgendwann war sie eingeschlummert, bis Alfred sie weckte und sie mehr in die Kammer trug, als dass sie selbst ging. Er brachte eine zusätzliche Decke und kaum lag Liesel auf dem schmalen Bett, da kam der Schlaf wie ein dunkles Meer.
     
    Als sie aufwachte, war Liesel seltsam zumute. Sie brauchte ein wenig, um zu erkennen, dass sie nicht daheim war. Sie machte sich etwas frisch und ging in den Schankraum. Bertha, eine voluminöse Köchin des Hauses mit dem Gemüt einer alten Eiche, lächelte sie herzlich an. Alle Fenster standen offen, damit die letzte Nacht herausziehen konnte.
    »Alfred ist schon auf dem Markt, Liesel. Der Korb da ist für dich. Ich hab noch etwas Brot von gestern dazu getan, wenn´s recht ist.«
    »Richte Alfred bitte nochmals meinen Dank aus, Bertha. Und auch für das Brot danke ich,

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