Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
würde viel zu viele Fragen nach sich ziehen. Nein, wir sagen einfach, du hast wieder einmal getobt, wir wollten dich beruhigen, du bist gestürzt, mit dem Köpfchen aufgeschlagen und seitdem etwas, wie soll ich sagen, ruhiger geworden?!« Er legte den Finger sinnierend an seine dünnen Lippen. »Du kannst dann brav bis in alle Ewigkeit Watte in Puppen stopfen und wenn Mrs Redbliss auf Reisen ist, dann kommt Sweeny dich besuchen.« 
    Die schiere, rohe Kaltblütigkeit schwemmte Anevays Ängste endgültig beiseite und ließ Wut an ihre Stelle treten. Bevor sie noch etwas sagen konnte, stopfte man ihr einen Gummiknebel zwischen die Zähne, damit sie sich die Zunge nicht abbiss. Der Raum schien noch dunkler zu werden, etwas begann tief zu summen, lud sich auf. A spannte ihre Muskeln, machte sich bereit für den Schmerz. Donner grollte, Wind toste. Kleine, blaue Blitze ballten sich über einer Spirale aus Kupfer zusammen, züngelten wild. LaRue drückte einen Knopf. Dann kam der Strom.
    Es war, als zwänge sich ein Igel mit brennenden Stacheln durch ihre Adern. Hitze und glühende Nägel explodierten in Anevays Kopf. Drückten ihn zusammen, falteten ihn auseinander, schlugen darauf ein. Sie bäumte sich auf, das Leder der Fesseln knirschte. Ihre Fäuste wurden zu geschmolzenen Klumpen. Ihr Innerstes wollte jäh den Körper verlassen, fliehen, doch es gab keinen Weg hinaus. Ihre Knochen schienen zu bersten wie Holzscheite, die dem Feuer nachgaben. Ein solcher Schmerz wirbelte durch jede Pore, dass A für einen Moment glaubte, ihr Geist trete aus ihrem Leib, damit er das nicht länger mitmachen müsse. Sie sah, wie LaRue vor dem Pult stand, Zeiger und Skalen schlugen aus, Lämpchen wechselten ihre Farben. Die drei anderen wirkten mehr schockiert denn amüsiert. Fingermann kotzte gerade neben ein Regal. Die Luft stank nach Ozon und verschmorten Haaren. Anevays Körper schimmerte, der Rücken durchgebogen, berührte kaum mehr den Tisch. Nur noch Füße und Schultern lagen auf. Ihr Gesicht eine Fratze aus Wahnsinn und Pein. Qualm stieg aus ihren aufgerissenen Augen.
    »Ihr grillt das Mädchen ja, LaRue.« Sweeny machte einen wankenden Schritt auf das Pult zu. Der Mann hatte Panik im Blick, offenbar lief etwas schief. Er hämmerte auf den Knopf ein, mit dem er alles in Gang gesetzt hatte, doch es geschah nichts. Die blauen Blitze über der Spirale wurde immer heller, ihr Kern aber immer dunkler.
    »Ich kann es nicht abschalten! Ich kann es nicht abschalten!« Er schrie gegen den Donner an. Und dann geschah es. Es krachte dermaßen laut, dass der ganze Turm vibrierte. Gleichzeitig wurde der Raum plötzlich taghell und fiel nur einen Augenblick später zurück in völlige Finsternis. Lampen explodierten, Funken schlugen aus den Geräten, das Summen wurde zu einem schrillen Klang, der die Nerven zerfetzte. Alle hielten sich die Ohren zu. Fingermann lag auf dem Boden und kreischte. Jagor stürzte entsetzt aus dem Raum, als aus As Bauchnabel jähe Helligkeit brach, wie eine Säule aufstieg, sich auffächerte, bis die einzelnen Lichtlanzen sich plötzlich nach unten senkten und alle Maschinen im Raum zum Explodieren brachten.
    Doch in Anevay passierte noch etwas ganz anderes. Der Schmerz wurde abgezogen, als würde ein See in einen Spalt stürzen. Nach und nach leerte ein Licht ihre Qualen. Es leuchtete wie ein Stern am Nachthimmel, pulsierte, wirbelte mit hunderten Lichtarmen, saugte alle Energie in sich auf. Dann wurde es dunkel, als habe man den Deckel einer funkelnden Schatulle geschlossen. Anevays Herz schlug langsamer und langsamer, zu Tode erschöpft, bis es ein letztes Mal pochte und dann verstummte. Ein Vorhang glitt durch sie hindurch, verdeckte alle Wahrnehmung. Behutsam und in warme Dunkelheit gehüllt, ließ Anevay ihr Leben los.
     
    »Verdammte Scheiße, LaRue. Ihr habt die Kleine ins Höllenfeuer verfrachtet.« Sweeny hustete. A konnte den Qualm riechen, es war entsetzlich viel Menschliches darin.
    »Die ist hin. Seht, selbst ihre Haut dampft noch.« Fingermann hatte noch immer eine zittrige Stimme.
    »Wir müssen sie fortbringen.« Jagor betrat den Raum.
    »Das weiß ich selbst!« LaRue gewann die Fassung zurück. »Was zum Teufel ist hier nur passiert, oh, meine ganzen Geräte sind kaputt.«
    »Scheiß auf deine Geräte, du hättest den halben Turm in Stücke reißen können und uns mit ihm.« Sweeny klopfte sich Asche von der Uniform.
    »Jaul´ nicht so herum. Holt ein paar Säcke, da wickeln wir sie mit ein, dann

Weitere Kostenlose Bücher