Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
also, wie einzigartig! Den hatten wir hier ja schon lange nicht mehr.« Halb Lachen, halb Gewissheit erklangen in LaRues Worten.
    »Ihr alle seid gottlose Tiere!« Empört musste er nach Luft schnappen. »Doch genauso werde ich dich jetzt behandeln. Denn ich glaube daran, dass Magie dazu imstande ist, sich zu verstecken. Aber eigentlich will sie nichts anderes, als gefunden werden.«
    A riss den Kopf hoch, schnappte nach seinem Hals, zeigte die Zähne, doch sie wurde sofort zurückgezogen - LaRue kicherte.
    »Was soll denn das sein? Ein Puma? Ein Dachs? Soll das etwa die baumharte Magie sein, vor der wir kuschen sollen, oder …?« Er ließ den Satz unvollendet, zuckte zusammen. Sein Atem pfiff aus der Nase.
    Wilder Donner brach los, das Licht wurde plötzlich heller, sie sah LaRue einen Schalter umlegen.
    Anevay versuchte sich loszumachen, aber es gelang ihr nicht. Die Bänder wurden stattdessen immer fester. 
    »Weißt du, was Elektrizität ist, Anevay?« Sie wollte nicht, dass er diesen Namen gebrauchte, er gehörte ihm nicht, stand ihm nicht zu. LaRue tat nichts anderes damit, als ihn mit seiner Zunge zu ersticken.
    »Komischerweise ist der Begriff sogar mit der Magie verbunden. Das alte griechische Wort élektron bedeutet nichts anderes als Bernstein. Genau einer jener Steine, aus denen wir das Pulver herstellen, und den manche Zauberer dazu benutzen, ihre Labyrinthe zu entfachen. Ist das nicht ein heiterer Zufall?« LaRue drückte weiter an Knöpfen und begann dabei ein Lied zu singen, das aus seiner Heimat zu stammen schien. As Vater hatte das auch oft getan, wenn er sich auf etwas konzentrieren musste und gleichzeitig Spaß dabei haben wollte. Von einer Sekunde auf die andere begann A das Singen zu hassen.
    »Kleine Menschen machen große Feuer«, flüsterte sie. Den Satz hatte Anevay einmal in einem Lichtspielhaus gehört, als ein Mann empört den Saal verlassen hatte. Zuvor hatte er wütend Richtung Leinwand gespuckt, weil sie es gewagt hatten, einen Bericht über die freien Territorien zu zeigen. Sie hatte den Kerl damals schlagen wollen für soviel Kleingeistigkeit. Die alte Frau, die neben ihr gesessen hatte, hatte den Ausspruch gemurmelt und dabei A angelächelt. Das musste vor hundert Jahren gewesen sein.
    LaRue hielt inne, trat zu ihr.
    »Was hast du da eben gesagt?« Er hatte einen schwarzen Anzug an, darüber einen ebensolchen Gehrock, sogar die Manschettenknöpfe waren schwarz. Er wollte finster wirken, doch Anevay fand ihn nur noch lächerlich. Die Angst fiel von ihr ab wie Dreck bei einem Regen. Sie sollte hier und heute sterben? Gut. Dann starb sie eben. Immer noch besser, als diesem Wicht weiter zuhören zu müssen. 
    »Kleine Menschen machen große Feuer.« Ihre Stimme füllte den ganzen Raum. LaRue bebte am ganzen Körper, Zorn in den wässrigen Augen. Er ballte die Fäuste, dann öffnete er sie wieder, drehte sich um und ging. Anevay hörte kurz darauf eine Tür, die aufgeschlossen wurde. Sie quietsche fürchterlich, offenbar war das Zimmer lange Zeit nicht benutzt worden.
    »Meine Herren, es ist soweit, wenn sie also dabei sein wollen, dann kommen sie jetzt.« Bei diesen Worten kippte der Tisch in die Waagerechte, so dass A nur noch die Decke sah, der Rest des Raumes drehte sich aus ihrem Blickfeld. Schwere Schritte erklangen, A versuchte sie zu zählen, aber der Donner und der immer heftiger heulende Wind machten das unmöglich. Aber es waren mehrere, da war sie sich sicher. Die Beleuchtung schaltete um auf Rotlicht. Es gab also Zuschauer?!
    »Wird das dürre Stinktier auch ordentlich dabei leiden?« Das Lachen. Nicht aus dem Herzen, sondern aus der Kehle. Eine raue Trinkerkehle. Der Name dieser Stimme war eingeritzt in Anevays Muskeln. Sweeny. Die Gasse, das knarrende Leder seines Schlagstocks.
    Die Angst war ein wildes, unberechenbares Wesen und manchmal, wenn der Regen sie eben noch fort zu waschen schien, duckte sie sich plötzlich darunter hindurch, biss mit neuer Macht zu und kehrte heftiger zurück als je zuvor. Denn als Anevay die Stimme vernahm, die da sprach, drückte sich, in nur einem Augenblick, jede seitdem vergangene Sekunde - nach dem Sprung aus dem Auto - in ihren Körper wie ein Splitter. Über ihr erschien das Gesicht des Mannes, der sie damals gefunden hatte. Seine Pupillen waren klein, betrunken, sein Bart noch immer ein Gestrüpp aus roher Lust.  
    »Na, du kleine Gassenhure, erkennst du mich wieder?« A verschmorte seine Seele, seine Haare, sein Ich. Doch nichts

Weitere Kostenlose Bücher