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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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etwas Rot lief aus dem Winkel seines feisten Mundes. »Nicht derselbe edle Tropfen, den Ihr mir am Abend des Turniers geboten habt, doch auch nicht giftiger als die meisten«, schloss er und wischte seine Lippen. »Hier.«
    Ned versuchte zu schlucken. »Scheußlich.« Ihm war, als müsse er den Wein gleich wieder von sich geben.
    »Alle Menschen müssen das Saure mit dem Süßen schlucken. Hohe Herren und Eunuchen gleichermaßen. Eure Stunde ist gekommen, Mylord.«
    »Meine Töchter …«
    »Das jüngere Mädchen ist Ser Meryn entkommen und geflohen«, erzählte Varys. »Ich habe sie noch nicht finden können. Die Lennisters ebenfalls nicht. Das ist gut. Unser neuer König liebt sie nicht eben. Euer älteres Mädchen ist noch mit Joffrey verlobt. Cersei hält sie in ihrer Nähe. Vor einigen Tagen war sie bei Hofe und hat gefleht, man möge Euch verschonen. Schade, dass Ihr nicht dabei wart, es hätte Euch gerührt.« Er beugte sich weit vor. »Ich nehme an, Ihr wisst, dass Ihr ein toter Mann seid, Lord Eddard?«
    »Die Königin wird mich nicht töten«, sagte Ned. In seinem Kopf drehte es sich, der Wein war stark, und es war zu lange her, seit er gesessen hatte. »Cat … Cat hat Cerseis Bruder …«
    »Den falschen Bruder«, seufzte Varys. »Und ohnehin hat sie ihn verloren. Sie hat den Gnom entwischen lassen. Ich denke, er müsste inzwischen tot sein, irgendwo in den Mondbergen.«
    »Wenn das stimmt, schneidet mir die Kehle durch, und bringt es zu Ende.« Er war vom Wein benebelt, müde und verzweifelt.
    »Euer Blut ist das Letzte, was ich mir wünsche.«

    Ned sah ihn fragend an. »Als meine Garde gemetzelt wurde, standet Ihr hinter der Königin und habt zugesehen, kein Wort gesagt.«
    »Und ich würde es wieder tun. Ich meine mich zu erinnern, dass ich unbewaffnet war, ungepanzert und von Soldaten der Lennisters umgeben.« Der Eunuch blickte ihn seltsam an, neigte den Kopf. »Als ich ein kleiner Junge war, bevor man mich beschnitt, bin ich mit einer Truppe von Komödianten durch die Freien Städte gezogen. Sie haben mich gelehrt, dass jeder Mensch eine Rolle spielen muss, im Leben wie im Mummenschanz. Genauso verhält es sich bei Hofe. Des Königs Henker muss entsetzen, der Meister der Münze bescheiden sein, der Lord Kommandant der Königsgarde kühn … und der Meister der Ohrenbläser muss verschlagen und unterwürfig und ohne Skrupel sein. Ein mutiger Informant wäre so nutzlos wie ein feiger Ritter.« Er nahm den Weinschlauch an sich und trank.
    Ned musterte das Gesicht des Eunuchen und suchte unter den Narben und dem falschen Bart des Komödianten nach der Wahrheit. Er probierte noch etwas vom Wein. Diesmal ging er leichter herunter. »Könnt Ihr mich aus diesem Loch befreien?«
    »Ich könnte … aber will ich? Nein. Man würde Fragen stellen, und die Antworten würden zu mir führen.«
    Ned hatte nichts anderes erwartet. »Ihr sprecht offen.«
    »Ein Eunuch hat keine Ehre, und eine Spinne kann sich den Luxus von Skrupeln nicht erlauben, Mylord.«
    »Würdet Ihr dann wenigstens einwilligen, eine Nachricht für mich zu übermitteln?«
    »Das hinge von der Nachricht ab. Gern will ich Euch Papier und Tinte bringen. Und wenn Ihr geschrieben habt, was Ihr zu schreiben gedenkt, werde ich den Brief nehmen und ihn lesen und ihn überbringen oder auch nicht, wie es meinen eigenen Zwecken am ehesten dient.«

    »Euren eigenen Zwecken. Was sind diese Zwecke, Lord Varys?«
    »Friede«, erwiderte Varys, ohne zu zögern. »Wenn es eine Seele in Königsmund gab, die verzweifelt versucht hat, Robert Baratheon am Leben zu erhalten, dann war ich das.« Er seufzte. »Fünfzehn Jahre lang habe ich ihn vor seinen Feinden beschützt, nur konnte ich ihn vor seinen Freunden nicht bewahren. Welch seltsamer Anfall von Torheit hat Euch dazu geführt, der Königin zu erzählen, dass Ihr die Wahrheit über Joffreys Geburt erfahren habt?«
    »Die Torheit des Erbarmens«, gab Ned zu.
    »Ah«, sagte Varys. »Sicherlich. Ihr seid ein ehrlicher und ehrenhafter Mann, Lord Eddard. Was ich zu oft vergesse. Ich bin so wenigen davon in meinem Leben begegnet. Wenn ich sehe, was Ehrlichkeit und Ehre Euch gebracht haben, verstehe ich, wieso.«
    Ned Stark lehnte seinen Kopf an den feuchten Stein zurück und schloss die Augen. Schmerz pochte in seinem Bein. »Der Wein des Königs … habt Ihr Lancel befragt?«
    »Oh, in der Tat. Cersei hat ihm die Weinschläuche gegeben und gesagt, es sei Roberts liebster Tropfen.« Der Eunuch zuckte mit den

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