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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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und heulte wie ein kleines Kind über die wenigen, die sich ihm ins Fleisch gebohrt hatten. Chella, Tochter des Cheyk, ritt heran, während sie die Pfeile aus Shagga zogen, und zeigte ihnen vier Ohren, die sie erobert hatte. Timett fanden sie damit beschäftigt, mit seinen Brandmännern die Leichen der Erschlagenen zu fleddern. Von den dreihundert Stammesleuten, die mit Tyrion Lennister in die Schlacht geritten waren, hatte vielleicht die Hälfte überlebt.
    Er ließ die Lebenden zurück, damit sie sich der Toten annahmen, schickte Bronn los, sich um seinen gefangenen Ritter zu kümmern, und machte sich allein auf die Suche nach seinem Vater. Lord Tywin saß am Fluss, trank Wein aus einem edelsteinbesetzten Becher, während ein Knappe die Befestigungen seines Brustpanzers löste. »Ein schöner Sieg«, sagte Ser Kevan, als er Tyrion sah. »Deine wilden Männer haben gut gekämpft.«
    Die Augen seines Vaters waren auf ihn gerichtet, hellgrün,
mit Gold gefleckt, so kühl, dass Tyrion fast fror. »Hat es Euch überrascht, Vater?«, fragte er. »Hat es Eure Pläne durchkreuzt? Wir sollten uns schlachten lassen, nicht wahr?«
    Lord Tywin leerte seinen Becher mit ausdrucksloser Miene. »Ich habe die disziplinlosesten Männer auf die Linke gestellt, ja. Ich hatte erwartet, dass sie brechen würde. Robb Stark ist ein grüner Junge, eher tapfer als klug. Ich hatte gehofft, wenn er sieht, wie unsere Linke in sich zusammenbricht, würde er sich auf die Lücke stürzen, um uns in die Flucht zu schlagen. Wäre er erst vollauf beschäftigt, würden Ser Kevans Pikeniere wenden und ihm in die Flanke fahren, ihn in den Fluss treiben, während ich die Reserve bringe.«
    »Und Ihr hieltet es für das Beste, mich mitten in dieses Blutbad zu stellen und mich über Eure Pläne im Dunkeln zu lassen.«
    »Eine gespielte Flucht ist wenig überzeugend«, sagte sein Vater, »und ich neige nicht dazu, meine Pläne einem Mann anzuvertrauen, der sich mit Söldnern und Wilden umgibt.«
    »Schade, dass meine Wilden Euch den Tanz verdorben haben.« Tyrion zog seinen stählernen Handschuh aus und ließ ihn zu Boden fallen, zuckte bei dem Schmerz zusammen, der in seinen Arm stach.
    »Der junge Stark hat sich als vorsichtiger entpuppt, als ich es von jemandem in seinem Alter erwartet hätte«, räumte Lord Tywin ein, »doch Sieg ist Sieg. Du scheinst mir verwundet zu sein.«
    Tyrions rechter Arm war blutdurchtränkt. »Nett von Euch, das zu bemerken, Vater«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Dürfte ich Euch um die Mühe bitten, nach Euren Maestern zu rufen? Es sei denn, Ihr fändet Gefallen daran, einen einarmigen Zwerg zum Sohn zu haben …«

    Der dringende Schrei »Lord Tywin!« ließ seinen Vater den Kopf herumreißen, bevor der ihm antworten konnte. Tywin Lennister stand auf, als Ser Addam Marbrand von seinem Ross sprang. Das Pferd war schweißgebadet und blutete aus dem Maul. Ser Addam sank auf ein Knie, ein schlaksiger Mann mit dunklem, kupferfarbenem Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, in polierten, braunen Stahl gekleidet, der brennende Baum seines Hauses in Schwarz auf seinen Brustpanzer radiert.
    »Mein Lehnsherr, wir haben einige ihrer Befehlshaber gefangen genommen. Lord Cerwyn, Ser Wylis Manderly, Harrion Karstark, vier Freys. Lord Hornwald ist tot, und ich fürchte, Roos Bolton ist uns entkommen.«
    »Und der Junge?«, fragte Lord Tywin.
    Ser Addam zögerte. »Der junge Stark war nicht bei ihnen, Mylord. Sie sagen, er hätte den Fluss bei den Zwillingen mit einem Großteil seiner Reiter überquert, um so schnell wie möglich nach Schnellwasser zu gelangen.«
    Ein grüner Junge, erinnerte sich Tyrion, eher tapfer als klug. Ihm wäre zum Lachen zu Mute gewesen, hätte ihn der Schmerz nicht so gepeinigt.

CATELYN
    Die Wälder waren voll Geflüster.
    Mondlicht zwinkerte in den wogenden Fluten des Baches unter ihr, während dieser sich seinen steinigen Weg durchs Tal bahnte. Unter den Bäumen wieherten leise die Streitrösser und scharrten über den feuchten, blätterübersäten Boden, während Männer im Flüsterton nervöse Scherze rissen. Hin und wieder hörten sie das Klirren von Speeren, das feine, metallene Rasseln von Kettenhemden, doch selbst diese Geräusche klangen gedämpft.
    »Es sollte jetzt nicht mehr lange dauern, Mylady«, sagte Hallis Mollen. Er hatte um die Ehre gebeten, sie in der bevorstehenden Schlacht schützen zu dürfen. Es war sein Recht als Hauptmann der Garde von Winterfell, und

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