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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Schmerz, und die ganze Welt pulsierte. Der Ritter, der ihn niedergestreckt hatte, kam über ihm zum Stehen. »Tyrion, der Gnom«, brüllte er herab. »Ihr seid mein. Gebt Ihr Euch geschlagen, Lennister?«
    Ja, dachte Tyrion, die Worte indes steckten in seiner Kehle fest. Er gab ein Krächzen von sich und kam wieder auf die Beine, tastete nach einer Waffe. Sein Schwert, sein Dolch, irgendwas …
    »Gebt Ihr Euch geschlagen?« Der Ritter ragte auf seinem gepanzerten Streitross über ihm auf. Mann und Pferd wirkten gleichermaßen gigantisch. Die Dornenkugel schwang in einem trägen Kreis. Tyrions Hände waren taub, sein Blick verschwommen, seine Scheide leer. »Ergebt Euch oder sterbt«, erklärte der Ritter, und sein Morgenstern kreiste schneller.
    Tyrion sprang auf, bohrte seinen Kopf dem Pferd in den Bauch. Das Tier stieß einen grauenvollen Schrei aus und scheute zurück. Es versuchte, dem Schmerz auszuweichen, während ein Schauer aus Blut und Gedärm über Tyrions Gesicht spritzte und das Pferd stürzte wie eine Lawine. Dann spürte er nur noch, wie sein Visier voll Lehm war und irgendetwas seinen Fuß zerquetschte. Er machte sich los, die Kehle so verschnürt, dass er kaum sprechen konnte. »… ergebt Euch …«, krächzte er schwach.
    »Ja«, stöhnte eine Stimme, heiser vor Schmerz.
    Tyrion kratzte den Dreck von seinem Helm, damit er wieder sehen konnte. Das Pferd war von ihm gefallen, auf seinen Reiter. Das Bein des Ritters war eingeklemmt, der Arm, mit dem er seinen Sturz hatte abfangen wollen, in groteskem Winkel abgespreizt. »Ergebt Euch«, wiederholte er. Er tastete mit seiner gesunden Hand am Gürtel herum, zog ein Schwert und warf es Tyrion zu Füßen. »Ich ergebe mich, Mylord.«

    Benommen fiel der Zwerg auf die Knie und hob die Klinge an. Schmerz hämmerte in seinem Ellenbogen, wenn er den Arm bewegte. Die Schlacht schien weitergewandert zu sein. Auf diesem Teil des Schlachtfeldes war niemand mehr, nur noch unzählige Leichen. Schon kreisten Raben und landeten, um sich an ihnen zu weiden. Er sah, dass Ser Kevan seine Mitte herangeführt hatte, um die vorderen Reihen zu stützen. Seine unübersehbare Menge von Pikenieren hatte die Nordmänner an die Hügel gedrängt. Sie kämpften an den Hängen, Spieße schlugen gegen die nächste Mauer aus Schilden, diese nun oval und mit eisernen Bolzen beschlagen. Während er zusah, war die Luft wieder von Pfeilen erfüllt, und die Männer hinter der Eichenmauer sanken unter dem mörderischen Feuer zusammen. »Ich glaube, Ihr verliert, Ser«, erklärte er dem Ritter unter dem Pferd. Der Mann gab keine Antwort.
    Hufschlag hinter ihnen ließ ihn herumfahren, auch wenn er vor quälendem Schmerz in seinem Ellenbogen kaum das Schwert anheben konnte. Bronn hielt neben ihm.
    »Du warst nicht eben eine große Hilfe«, sagte Tyrion.
    »Es hat den Anschein, als wäret Ihr gut allein zurechtgekommen«, antwortete Bronn. »Nur habt Ihr den Spieß auf Eurem Helm verloren.«
    Tyrion griff an seinen Großhelm. Der Spieß war sauber abgebrochen. »Ich habe ihn nicht verloren. Ich weiß genau, wo er ist. Hast du mein Pferd gesehen?«
    Nachdem sie es gefunden hatten, gellten wieder die Trompeten, und Lord Tywins Reserve kam am Fluss entlang. Tyrion sah, wie sein Vater vorüberflog, das rotgoldene Banner der Lennisters flatternd über seinem Kopf, als er übers Schlachtfeld donnerte. Fünfhundert Ritter umgaben ihn, und Sonnenlicht blitzte an den Spitzen ihrer Lanzen. Die verbliebenen Reihen der Starks zerbrachen unter dem Druck ihres Angriffs wie Glas.

    Mit seinem Ellbogen, der unter der Rüstung geschwollen war und schmerzte, unternahm Tyrion keinen Versuch, sich dem Gemetzel anzuschließen. Er machte sich mit Bronn daran, seine Leute zu suchen. Viele fand er unter den Toten. Ulf, Sohn des Umar, lag in einem Tümpel von gerinnendem Blut, sein Arm am Ellenbogen abgetrennt, ein Dutzend seiner Mondbrüder um ihn am Boden. Shagga saß in sich zusammengesunken an einem Baum, von Pfeilen übersät, Conns Kopf in seinem Schoß. Tyrion dachte, sie wären beide tot, doch als er abstieg, schlug Shagga die Augen auf und sagte: »Sie haben Conn, Sohn des Coratt, getötet.« Der hübsche Conn hatte nur einen roten Fleck an seiner Brust, wo der Speer ihn getroffen hatte. Als Bronn Shagga auf die Beine zog, schien der große Mann die Pfeile zum ersten Mal zu bemerken. Einen nach dem anderen zog er heraus, verfluchte die Löcher, die sie in seinen Schichten von Ketten und Leder hinterließen,

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