Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Pferd. »Blut von meinem Blut«, sagte er, indem er auf die Knie sank. Die beiden anderen blieben im Sattel.
»Nein«, stöhnte Khal Drogo und wehrte sich in Danys Armen. »Muss reiten. Reiten. Nein.«
»Er ist vom Pferd gefallen«, sagte Haggo stieren Blickes. Sein Gesicht war ungerührt, doch seine Stimme bleiern.
»Das darfst du nicht sagen«, wies Dany ihn zurecht. »Für heute sind wir weit genug geritten. Hier schlagen wir unser Lager auf.«
»Hier?« Haggo sah sich um. Das Land war braun und verdorrt, ungastlich. »Hier ist kein Ort zum Lagern.«
»Es steht einer Frau nicht zu, uns Halt zu gebieten«, sagte Qotho, »auch nicht einer Khaleesi.«
»Hier schlagen wir unser Lager auf«, wiederholte Dany. »Haggo, sag ihnen, Khal Drogo hätte den Halt befohlen. Falls jemand fragt, wieso, sag ihnen, dass meine Zeit gekommen ist und ich nicht weiterreiten konnte. Cohollo, hol die Sklaven her, sie müssen das Zelt des Khal so schnell wie möglich aufbauen. Qotho …«
»Ihr gebt mir keine Befehle, Khaleesi«, beharrte Qotho.
»Suche Mirri Maz Duur«, erklärte sie ihm. Sicher ging das Götterweib unter den anderen Lämmermenschen in der langen Reihe der Sklaven. »Bring sie zu mir, mit ihrer Truhe.«
Qotho funkelte sie an, die Augen hart wie Feuerstein. »Die Maegi .« Er spuckte aus. »Das werde ich nicht tun.«
»Das wirst du doch«, sagte Dany, »oder wenn Drogo erwacht, wird er davon erfahren, warum du dich mir verweigert hast.«
Wutentbrannt riss Qotho seinen Hengst herum und galoppierte zornig davon … doch wusste Dany, dass er mit Mirri Maz Duur zurückkommen würde, so wenig es ihm auch gefallen mochte. Die Sklaven errichteten Khal Drogos Zelt unter einem schwarzen Felsvorsprung, dessen Schatten etwas Schutz vor der Hitze der Nachmittagssonne bot. Dennoch war es erstickend heiß unter dem Seidentuch, als Irri und Doreah Dany dabei halfen, Drogo hineinzugeleiten. Dicke Teppiche waren auf der Erde ausgebreitet, und in den Ecken lagen Kissen. Eroeh, das furchtsame Mädchen, das Dany draußen vor den Lehmmauern der Lämmermenschen gerettet hatte, stellte einen Kohlenrost auf. Gemeinsam streckten sie Drogo auf einer geflochtenen Matte aus. »Nein«, murmelte er in der Gemeinen Zunge. »Nein, nein.« Das war alles, was er sagte, alles, was er zu sagen in der Lage schien.
Doreah löste seinen Gürtel mit den Medaillons, während Jhiqui zu seinen Füßen kniete, um die Senkel seiner Reitsandalen zu lösen. Irri wollte die Zeltklappen offen lassen, damit der Wind hereinwehen konnte, doch Dany verbot es ihr. Sie wollte nicht, dass irgendjemand Drogo so sah, schwach und im Fieberwahn. Als ihr Khas kam, postierte sie die Männer draußen vor dem Eingang. »Lasst ohne meine Erlaubnis niemanden herein«, erklärte sie Jhogo. »Niemanden.«
Furchtsam starrte Eroeh Drogo an, wie er dort vor ihr lag. »Er stirbt«, flüsterte sie.
Dany schlug sie. »Der Khal darf nicht sterben. Er ist der Vater des Hengstes, der die Welt besteigt. Nie wurde sein Haar geschnitten. Noch immer trägt er die Glöckchen, die sein Vater ihm gegeben hat.«
»Khaleesi«, sagte Jhiqui, »er ist von seinem Pferd gefallen. «
Zitternd, die Augen plötzlich voller Tränen, wandte sich Dany von ihnen ab. Er ist von seinem Pferd gefallen! So war es, sie hatte es gesehen, und die Blutreiter und ohne Zweifel ihre Dienerinnen und auch die Männer ihres Khas. Und wie viele noch? Sie konnten es nicht geheim halten, und Dany wusste, was das bedeutete. Ein Khal, der nicht reiten konnte, konnte nicht regieren, und Drogo war von seinem Pferd gefallen.
»Wir müssen ihn baden«, sagte sie stur. Sie durfte ihre Verzweiflung nicht zulassen. »Irri, lass sofort die Wanne bringen. Doreah, Eroeh, sucht Wasser, kühles Wasser, ihm ist heiß.« Er war ein Feuer in Menschenhaut.
Die Sklavinnen stellten die schwere Kupferwanne in der Ecke des Zeltes auf. Als Doreah den ersten Krug mit Wasser brachte, tränkte Dany ein Stück Seide, um es Drogo auf die Stirn zu legen, auf die brennende Haut. Seine Augen blickten sie an, erkannten nichts. Er öffnete den Mund, brachte jedoch statt Worten nur ein Stöhnen zu Stande. »Wo ist Mirri Maz Duur?«, wollte sie wissen. Aus Angst verlor sie langsam die Geduld.
»Qotho wird sie finden«, sagte Irri.
Ihre Dienerinnen füllten die Wanne mit lauwarmem Wasser, das nach Schwefel stank, süßten es mit Bitteröl und einigen Hand voll Minzeblättern. Während das Bad bereitet wurde, kniete Dany unbeholfen neben ihrem
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