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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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so etwas zu sagen, daher nahm Sansa einen Schluck Milch und wechselte das Thema. »Ich habe geträumt, Joffrey hätte den weißen Hirschen erlegt«, sagte sie. Eigentlich war es eher so etwas wie ein Wunsch gewesen, aber es klang besser, wenn man es als Traum bezeichnete. Jedermann wusste, dass Träume prophetisch waren. Weiße Hirsche sollten angeblich sehr selten sein und Zauberkraft besitzen, und in ihrem Herzen wusste sie, dass ihr galanter Prinz mehr wert war als sein Trunkenbold von einem Vater.
    »Ein Traum? Wirklich? Ist Prinz Joffrey nur zu ihm gegangen, hat ihn mit seiner nackten Hand berührt und ihm nichts angetan?«
    »Nein«, sagte Sansa. »Er hat ihn mit einem goldenen Pfeil erlegt und ihn mir gebracht.« In den Liedern haben die Ritter magische Tiere niemals getötet, sie traten nur an sie heran, berührten sie und taten ihnen nichts, aber sie wusste, dass Joffrey gern jagte und besonders gern tötete. Wenn auch nur Tiere. Sansa war sicher, dass ihr Prinz nichts mit
dem Mord an Jory und diesen anderen armen Männern zu schaffen hatte. Es war sein böser Onkel, der Königsmörder, gewesen. Sie wusste, dass ihr Vater darüber nach wie vor erzürnt war, doch war es nicht gerecht, Joff die Schuld dafür zu geben. Es wäre das Gleiche, als würde man ihr etwas zur Last legen, das Arya getan hatte.
    »Ich habe deine Schwester heute Nachmittag gesehen«, platzte Jeyne heraus, als hätte sie Sansas Gedanken gelesen. »Sie ist auf Händen durch den Stall gelaufen. Warum tut sie so etwas?«
    »Ich begreife auch nicht, was Arya tut.« Sansa hasste Ställe, stinkende Löcher voller Mist und Fliegen. Selbst wenn sie reiten ging, war es ihr lieb, wenn der Stallbursche das Pferd sattelte und es ihr auf den Hof brachte. »Willst du vom Hofe hören oder nicht?«
    »Will ich«, sagte Jeyne.
    »Da war einer von den Schwarzen Brüdern«, sagte Sansa, »der um Männer für die Mauer bat, nur war er irgendwie alt, und er hat gestunken.« Das hatte ihr überhaupt nicht gefallen. Stets hatte sie sich vorgestellt, die Nachtwache bestünde aus Männern wie Onkel Benjen. In den Liedern nannte man sie die schwarzen Ritter von der Mauer. Dieser Mann jedoch war krumm und eklig gewesen, und er sah aus, als hätte er Läuse. Wenn die Nachtwache in Wirklichkeit so war, empfand sie Mitleid für ihren Halbbruder Jon. »Vater hat gefragt, ob Ritter im Saale seien, die ihrem Haus Ehre machen wollten, indem sie das Schwarz anlegten, aber keiner ist vorgetreten, also durfte Yoren ein paar Leute aus dem Kerker des Königs wählen. Und später traten diese beiden Brüder vor ihn, freie Ritter aus den Dornischen Marschen, und stellten ihre Schwerter in den Dienst des Königs. Vater nahm ihren Eid an …«
    Jeyne gähnte. »Sind noch Zitronenkekse da?«
    Sansa ließ sich nicht gern unterbrechen, doch musste sie
zugeben, dass Zitronenkekse auch bei ihr selbst mehr Interesse fanden als das meiste von dem, was im Thronsaal vor sich gegangen war. »Sehen wir nach«, sagte sie.
    In der Küche gab es keine Zitronenkekse, dafür entdeckten sie die Hälfte eines kalten Erdbeerkuchens, und der schmeckte fast ebenso gut. Sie aßen ihn auf den Stufen des Turmes, kicherten, schwatzten und teilten Geheimnisse, und als Sansa an diesem Abend zu Bett ging, fühlte sie sich fast so unartig wie Arya.
    Am nächsten Morgen wachte sie noch vor der Sonne auf und schlich verschlafen zum Fenster, wo sie sah, dass Lord Beric seine Männer Aufstellung nehmen ließ. Sie ritten hinaus, während sich das Morgengrau über der Stadt ausbreitete, mit drei Bannern vornweg. Der gekrönte Hirsch des Königs flatterte an der längsten Stange, der Schattenwolf der Starks und Lord Berics Standarte mit dem gegabelten Blitz an kürzeren. Das alles war so aufregend wie ein Lied, das Wirklichkeit wurde. Das Klappern von Schwertern, das Flackern des Fackelscheins, Banner tanzten im Wind, Pferde schnaubten und wieherten, der goldene Glanz der aufgehenden Sonne drang durch das Fallgitter, als dieses hochgezogen wurde. Die Männer von Winterfell sahen in ihren silbernen Kettenhemden und den langen, grauen Umhängen besonders edel aus.
    Alyn trug das Banner der Starks. Als sie bemerkte, wie er neben Lord Beric ritt, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln, wurde Sansa ganz stolz. Alyn war hübscher, als Jory je gewesen war. Eines Tages würde er ein Ritter sein.
    Der Turm der Hand erschien verlassen, nachdem sie fortgeritten waren, sodass sich Sansa sogar freute, Arya zu treffen, als sie

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