Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
darum würde ich auch niemals bitten. Uns mangelt es nicht an Feinden. Ich könnte ihre Streitmacht gebrauchen, um sie gegen Lord Renly einzusetzen oder gegen Lord Stannis, sollte der sich von Drachenstein in Marsch setzen. Im Gegenzug werde ich ihr die Bestrafung von Jon Arryns Mörder und Frieden im Grünen Tal versprechen. Ich werde sogar ihr entsetzliches Kind zum Wächter des Ostens ernennen, wie es sein Vater vor ihm war.« Ich will ihn fliegen sehen , flüsterte die Stimme eines Jungen leise in seinen Erinnerungen. »Und um den Handel zu besiegeln, werde ich ihr meine Nichte überlassen.«
Endlich hatte er das Vergnügen, in Petyr Baelishs graugrünen Augen echte Überraschung zu entdecken. »Myrcella?«
»Wenn sie das rechte Alter erreicht hat, kann sie den kleinen Lord Robert heiraten. Bis dahin wird sie Lady Lysas Mündel auf der Ehr sein.«
»Und was hält Ihre Gnaden, die Königin, von diesem Plan?« Als Tyrion nur mit den Schultern zuckte, brach Kleinfinger in schallendes Gelächter aus. »Das dachte ich mir. Ihr seid ein gefährlicher kleiner Mann, Lennister. Ja, ich könnte Lysa dieses Lied wohl vorsingen.« Das verschlagene Lächeln und der Schalk in seinen Augen kehrten zurück. »Falls mir daran gelegen wäre.«
Tyrion nickte und wartete; er wusste, dass Kleinfinger langes Schweigen nicht ertragen konnte.
»Also«, fuhr Lord Petyr nach einer Pause gänzlich ungeniert fort, »was findet sich in Eurem Topf für mich?«
»Harrenhal.«
Es war interessant, sein Gesicht zu betrachten. Lord Petyrs Vater war der kleinste aller kleinen Lords gewesen, sein Großvater ein landloser Heckenritter; von Geburt her besaß er lediglich ein paar steinige Morgen Land an der windumtosten Küste der Finger. Harrenhal war eines der reichsten Güter der Sieben Königslande; es besaß große, fruchtbare Ländereien, seine riesige Burg war prächtiger als alle anderen
im Reiche … ja, sie stellte sogar Schnellwasser in den Schatten, wo Petyr Baelish vom Hause Tully aufgezogen worden war, um schließlich hinausgeworfen zu werden, weil er Lord Hosters Tochter unmissverständliche Blicke zuwarf.
Kleinfinger nahm sich die Zeit, seinen Umhang zu glätten, doch Tyrion hatte die Gier in diesen hinterlistigen Katzenaugen bemerkt. Ich habe ihn an der Angel. »Harrenhal ist verflucht«, sagte Lord Petyr dann und versuchte gelangweilt zu klingen.
»Dann schleift es bis auf die Grundmauer und baut es neu auf, wie es Euch gefällt. Es wird Euch nicht an Geld mangeln. Ich beabsichtige, Euch zum obersten Lehnsherrn am Trident zu machen. Diese Flusslords haben gezeigt, dass man ihnen nicht über den Weg trauen kann. Sollen sie Euch Treue schwören.«
»Sogar die Tullys?«
»Falls es noch Tullys gibt, wenn dieser Krieg zu Ende ist.«
Kleinfinger sah aus wie ein Junge, der gerade von einer Honigwabe gekostet hatte. Er hielt ängstlich Ausschau nach den Bienen, aber der Honig war einfach zu süß. »Harrenhal, mit allen Ländereien und Einkünften«, grübelte er. »Mit einem Streich würdet Ihr mich zu einem der größten Lords des Reiches machen. Ich will nicht undankbar sein, Mylord, aber – warum?«
»Ihr habt meiner Schwester bei den Auseinandersetzungen um die Thronfolge gut gedient.«
»Das hat Janos Slynt auch getan. Dem dieselbe Burg erst kürzlich zuteilwurde – nur, damit man sie ihm gleich wieder abnahm, nachdem er nicht mehr von Nutzen war.«
Tyrion lachte. »Da habt Ihr mich an meinem wunden Punkt getroffen, Mylord. Was soll ich darauf erwidern? Ich brauche Euch, um meine Nachricht an Lady Lysa zu überbringen. Janos Slynt habe ich nicht gebraucht.« Er zuckte mit den Schultern. »Lieber lasse ich Euch in Harrenhal sitzen
als Renly auf dem Eisernen Thron. Was wäre offensichtlicher? «
»Ja, was? Euch ist doch klar, dass ich mich möglicherweise abermals in Lysa Arryns Bett begeben muss, wenn ich ihr Einverständnis zu dieser Heirat erlangen will?«
»Zweifelsohne seid Ihr dieser Aufgabe gewachsen.«
»Ich habe Ned Stark einmal erklärt, dass man, wenn man sich nackt neben einer hässlichen Frau wiederfindet, nur die Augen schließen und den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen kann.« Kleinfinger verschränkte die Finger und blickte Tyrion in die ungleichen Augen. »Gebt mir zwei Wochen, um meine Geschäfte hier abzuschließen und mir ein Schiff nach Möwenstadt zu suchen.«
»Das wäre leicht einzurichten.«
Sein Gast erhob sich. »Dies war ein höchst erfreulicher Morgen, Lennister. Und sehr
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