Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
»Er tafelt jeden Abend in einer anderen Burg und hält an jeder Kreuzung Hof.«
»Und jeden Tag scharen sich mehr Männer unter seinem Banner. Sein Heer soll bereits hunderttausend Kämpfer zählen. «
»Das erscheint mir ein wenig zu hoch gegriffen.«
»Er hat die ganze Armee von Sturmkap und Rosengarten hinter sich, kleiner Narr!«, fauchte ihn Cersei von oben an und verfiel in das vertrauliche Du, das sie für gewöhnlich
nur benutzten, wenn sie unter sich waren. »Alle Vasallen der Tyrells, außer den Rothweyns, und für die darfst du dich bei mir bedanken. Solange sich diese beiden grässlichen Zwillinge in meiner Hand befinden, wird Lord Paxter auf dem Arbor hocken bleiben und sich glücklich schätzen, weit von dem Geschehen entfernt zu sein.«
»Zu schade nur, dass dir der Ritter der Blumen durch die Finger geglitten ist. Aber wir sind nicht Renlys einzige Sorge. Da wäre noch unser Vater in Harrenhal, Robb Stark in Schnellwasser … an seiner Stelle würde ich das Gleiche tun. Vormarschieren und dem Reich meine Macht zeigen, beobachten und abwarten. Sollen sich die Rivalen doch bekriegen, während ich mir Zeit lasse. Wenn Stark uns besiegt, fällt Renly der Süden wie ein reifer Apfel der Götter in den Schoß, und er verliert nicht einen einzigen Mann. Sollte es andersherum ausgehen, kann er über uns herfallen, während wir geschwächt sind.«
Dieser Gedanke beschwichtigte Cersei keineswegs. »Ich möchte, dass du Vater dazu bringst, seine Armee nach Königsmund zu führen.«
Wo sie keinen anderen Zweck erfüllt, als dir ein Gefühl von Sicherheit zu geben. »Wann war ich je in der Lage, Vater zu irgendetwas zu bringen ?«
Sie überging die Frage. »Und wann planst du, Jaime zu befreien? Er ist so viel wert wie hundert von deiner Sorte.«
Tyrion grinste schief. »Erzähle das nur nicht Lady Stark, ich flehe dich an. Wir haben keine hundert von meiner Sorte, um diesen Tausch zu tätigen.«
»Vater muss verrückt gewesen sein, dich hierherzuschicken. Du bist vollkommen nutzlos.« Die Königin riss an den Zügeln und wendete ihren Zelter. Im raschen Trab ritt sie durch das Tor, und der Hermelinmantel wehte hinter ihr her. Ihr Gefolge eilte ihr nach.
Tatsächlich ängstigte Renly Baratheon Tyrion nicht halb so sehr wie sein Bruder Stannis. Renly war beim einfachen
Volk beliebt, aber er hatte noch nie zuvor Männer in den Krieg geführt. Stannis dagegen war hart, kalt und unergründlich. Wenn sie doch nur wüssten, was auf Drachenstein vor sich ging … doch keiner der Fischer, die er bezahlt hatte, um die Insel auszuspionieren, war je zurückgekehrt, und sogar die Spitzel, die der Eunuch in Stannis’ Haushalt untergebracht hatte, hüllten sich in bedrohliches Schweigen. Stattdessen waren die gestreiften Rümpfe der Kriegsgaleeren aus Lys vor der Küste gesichtet worden, und Varys hatte aus Myr Berichte erhalten, denen zufolge viele Söldnerkapitäne in die Dienste von Drachenstein getreten waren. Sollte Stannis von See her angreifen, während sein Bruder Renly die Tore erstürmte, würden sie Joffreys Kopf wohl bald auf einen Spieß stecken. Schlimmer noch, meiner würde daneben landen. Ein niederschmetternder Gedanke. Am besten schmiedete er schon einmal einen Plan, wie er Shae aus der Stadt bringen könnte, wenn es zum Schlimmsten zu kommen drohte.
Podrick Payn stand vor der Tür seines Solars und studierte den Fußboden. »Er ist drinnen«, sagte er, an Tyrions Gürtelschnalle gewandt. »In Eurem Solar, Mylord. Entschuldigt. «
Tyrion seufzte. »Sieh mich an, Pod. Es macht mich nervös, wenn du mit meinem Hosenlatz redest, vor allem, wenn ich gar keinen trage. Wer ist in meinem Solar?«
»Lord Kleinfinger.« Podrick wagte einen kurzen Blick auf Tyrions Gesicht und starrte sofort wieder zu Boden. »Ich wollte sagen, Lord Petyr. Lord Baelish. Der Meister der Münze. «
»Bei dir hört es sich an, als hätte sich da drin eine Menschenmenge versammelt.« Der Junge duckte sich, als wäre er geschlagen worden, und Tyrion fühlte sich eigentümlicherweise schuldig.
Lord Petyr saß auf der Fensterbank; er trug ein elegantes pflaumenfarbenes Samtwams und einen gelben Seidenumhang, und eine seiner behandschuhten Hände ruhte auf dem
Knie. »Der König kämpft mit der Armbrust gegen Hasen«, sagte er, »und die Hasen gewinnen. Kommt und seht Euch das an.«
Tyrion musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um einen Blick auf das Schauspiel zu erhaschen. Unten im Hof lag ein toter Hase, ein zweiter
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