Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
singst du nicht für mich? Komm schon. Sing für mich. Ein Lied über Ritter und wunderschöne Jungfrauen. Du magst Ritter, nicht wahr?«
Er machte ihr Angst. »W-wahre Ritter, Mylord.«
» Wahre Ritter«, spottete er. »Und ich bin kein Lord, und schon gar kein Ritter. Soll ich dir das mit ein paar Schlägen einbläuen?« Clegane wankte und wäre fast gefallen. » Bei den Göttern «, fluchte er, »zu viel Wein. Magst du Wein, kleiner Vogel? Richtigen Wein? Eine Flasche sauren Roten, dunkel wie Blut, das ist alles, was ein Mann braucht. Oder eine Frau.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Sturzbetrunken, verdammt. Komm jetzt mit. Zurück in deinen Käfig, kleiner Vogel. Ich bringe dich hin. Werde dich für den König beschützen. «
Der Bluthund gab Sansa einen überraschend sanften Stoß und folgte ihr die Treppe hinunter. Unten angelangt war er wieder in sein brütendes Schweigen verfallen, als habe er ihre Gegenwart vergessen.
Vor Maegors Feste stellte sie erschrocken fest, dass Ser Boros Blount nun Posten an der Zugbrücke bezogen hatte. Sein hoher weißer Helm drehte sich bei ihren Schritten zu ihnen um. Sansa wich seinem Blick aus. Ser Boros war der schlimmste Mann der ganzen Königsgarde, ein hässlicher Kerl mit schlechter Laune, finsterer Miene und Doppelkinn.
»Den brauchst du nicht zu fürchten, Mädchen.« Der Bluthund legte ihr die schwere Hand auf die Schulter. »Wenn man auf eine Kröte Streifen malt, wird sie deshalb nicht zum Tiger.«
Ser Boros schob das Visier hoch. »Ser, wo …«
»Fickt Euern Ser , Boros. Ihr seid der Ritter, nicht ich. Ich bin der Bluthund des Königs, schon vergessen?«
»Der König hat erst kürzlich nach seinem Hund gesucht. «
»Der Hund hat sich betrunken. Heute Nacht war es an Euch, über den König zu wachen, Ser. An Euch und meinen anderen Brüdern .«
Ser Boros wandte sich an Sansa. »Warum seid Ihr zu dieser späten Stunde nicht in Euren Gemächern, Mylady?«
»Ich war im Götterhain, um für die Sicherheit des Königs zu beten.« Diesmal klang die Lüge besser, fast wie die Wahrheit.
»Denkt Ihr, sie hätte bei all dem Lärm schlafen können?«, fragte Clegane. »Was war denn los?«
»Ein paar Dummköpfe am Tor«, erklärte Ser Boros. »Ein paar lose Zungen haben herumerzählt, es seien Vorbereitungen für ein Festmahl zu Tyreks Hochzeit im Gange, und diese Kerle hatten es sich in den Kopf gesetzt, an dem Schmaus teilzunehmen. Seine Gnaden hat einen Ausfall angeführt und sie vertrieben.«
»Ein tapferer Junge.« Cleganes Mund zuckte.
Wir wollen sehen, wie tapfer er ist, wenn er meinem Bruder gegenübersteht, dachte Sansa. Der Bluthund geleitete sie über die Zugbrücke. Indes sie die Wendeltreppe hinaufstiegen, fragte sie: »Warum lasst Ihr Euch von allen Leuten Hund nennen? Als Ritter darf man Euch dagegen nicht bezeichnen. «
»Hunde mag ich lieber als Ritter. Meines Vaters Vater war Hundemeister auf dem Stein. In einem Herbstjahr geriet Lord Tytos zwischen eine Löwin und ihre Beute. Der Löwin
war es völlig egal, dass sie das Wappentier der Lennisters war. Das Vieh hat Mylords Pferd zerrissen und hätte sich auch am Lord selbst gütlich getan, doch mein Großvater kam mit den Hunden hinzu. Drei seiner Tiere sind getötet worden, doch die Löwin wurde vertrieben. Mein Großvater hat ein Bein verloren, also entlohnte ihn Lennister dafür mit Land und einem Wehrturm und nahm seinen Sohn als Knappen zu sich. Die drei Hunde auf unserem Wappen sind jene drei, die im gelben Herbstgras den Tod fanden. Ein Bluthund gibt sein Leben für dich, aber er wird niemals lügen. Und er blickt dir immer aufrecht ins Gesicht.« Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob es hoch, wobei seine Finger schmerzhaft zupackten. »Und das können kleine Vögel nicht, oder? Du hast noch gar nicht für mich gesungen.«
»Ich … ich kenne ein Lied über Florian und Jonquil.«
»Florian und Jonquil? Ein Hofnarr und seine Möse. Erspar mir das. Eines Tages wirst du mir ein Lied vorsingen, ob du willst oder nicht.«
»Ich würde es Euch gern vortragen.«
Sandor Clegane schnaubte. »Ein so hübsches Ding und eine so schlechte Lügnerin. Ein Hund kann eine Lüge riechen, wusstest du das? Schau dich gut um und schnüffle herum. Hier gibt es überall nur Lügner … und jeder von ihnen versteht sich auf diese Kunst besser als du.«
ARYA
Während sie am Stamm hinaufkletterte, konnte Arya die Schornsteine zwischen den Bäumen aufragen sehen. Strohdächer standen entlang des
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