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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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nicht größer als Fliegen, die über den Strohdächern kreisten. Im Osten bildete das Götterauge eine blaue, gleißende Fläche, welche die halbe Welt einzunehmen schien. An manchen Tagen, während sie langsam am schlammigen Ufer entlangzogen (Gendry wollte alle Straßen meiden, und sogar Heiße Pastete und Lommy sahen das ein), lockte Arya der See sehr. Zu gern wäre sie in das stille Blau gesprungen, um sich endlich einmal wieder sauber zu fühlen, um zu schwimmen und in der Sonne zu baden. Aber sie wagte nicht, ihre Kleider abzulegen, solange die anderen dabei waren, nicht einmal zum Waschen. Am Ende eines Tages saß sie oft auf einem Felsen und ließ die Füße ins kalte
Wasser hängen. Ihre verschlissenen und verrotteten Schuhe hatte sie schließlich weggeworfen. Zuerst war es schwer gewesen, barfuß zu gehen, irgendwann waren die Blasen allerdings aufgeplatzt und schließlich verheilt, und inzwischen hatten sich ihre Sohlen in Leder verwandelt. Der Schlamm war weich zwischen den Zehen, und sie genoss es, beim Gehen die Erde unter den Füßen zu spüren.
    Von hier oben konnte sie ein kleines bewaldetes Inselchen im Nordosten sehen. Dreißig Meter vor dem Ufer glitten drei schwarze Schwäne gelassen über das Wasser … ihnen hatte niemand erzählt, dass der Krieg ins Land gekommen war, und die verbrannten Städte und die niedergemetzelten Menschen waren ihnen gleichgültig. Sehnsuchtsvoll beobachtete sie die Tiere. Gern wäre sie selbst ein Schwan gewesen. Aber genauso gern hätte sie einen gegessen. Zum Frühstück hatte es zerstampfte Eicheln und ein paar Käfer gegeben. Käfer schmeckten gar nicht so schlecht, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte. Würmer waren schlimmer, aber trotzdem besser als der Schmerz im Bauch nach Tagen ohne Essen. Außerdem waren Käfer leichter zu finden, man brauchte nur einen Stein umzudrehen. Als Kind hatte Arya einmal einen Käfer gegessen, nur um Sansa zu erschrecken, und deshalb fiel es ihr nun nicht so schwer, einen weiteren zu schlucken. Wiesel hatte damit auch keine Probleme, doch Heiße Pastete hatte seinen ersten Käfer wieder hochgewürgt, und Lommy und Gendry hatten es gar nicht erst probiert. Gestern hatte Gendry einen Frosch gefangen und ihn sich mit Lommy geteilt, und vor ein paar Tagen hatte Heiße Pastete Brombeeren gefunden und den Busch leergepflückt. Im Wesentlichen lebten sie jedoch von Wasser und Eicheln. Kurtz hatte ihnen gezeigt, wie man die Eicheln zwischen zwei Steinen zu einem Brei zerquetschte. Es schmeckte widerlich.
    Sie wünschte nur, Kurtz, der Wilddieb, wäre nicht gestorben. Er hatte sich im Wald ausgekannt, nur leider hatte ihn im Bergfried ein Pfeil in die Schulter getroffen, während er
die Leiter einzog. Tarber hatte die Wunde mit Schlamm und Moos bedeckt, und ein oder zwei Tage hatte Kurtz geschworen, die Verletzung sei nur ein lächerlicher Kratzer, obwohl das Fleisch am Hals dunkel wurde, derweil rote Striemen zum Kinn zogen und von dort zur Brust hinunter. Eines Morgens fehlte ihm die Kraft, aufzustehen, und am nächsten war er tot.
    Sie begruben ihn unter Steinen, und Haujock hatte sein Schwert und sein Jagdhorn für sich beansprucht, Tarber hatte sich den Bogen, die Stiefel und das Messer genommen. Sie hatten alles mitgenommen, als sie aufbrachen. Zuerst glaubten Arya und die anderen, die beiden wären auf der Jagd und würden bald mit Wild zurückkehren. So warteten und warteten sie, bis Gendry sie schließlich weiterscheuchte. Vielleicht dachten Tarber und Haujock, sie hätten ohne eine Schar Waisenjungen bessere Chancen, sich durchzuschlagen. Vermutlich stimmte das sogar, allerdings besänftigte das kaum ihren Hass auf die zwei.
    Unten auf dem Boden bellte Heiße Pastete wie ein Hund. Kurtz hatte die Idee gehabt, sich mit Tierlauten untereinander zu verständigen. Das sei ein alter Wilderertrick, hatte er gesagt, nur war er leider gestorben, ehe er ihnen beibringen konnte, wie man diese Laute richtig nachahmte. Die Vogelschreie von Heiße Pastete waren fürchterlich. Sein Hund war besser, wenn auch nicht viel.
    Arya hüpfte auf einen tieferen Ast und streckte die Hände aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Eine Wassertänzerin stürzt niemals. Ihre Zehen klammerten sich um den Ast, sie ging ein paar Schritte, sprang auf den nächsttieferen, kräftigeren und hangelte sich dann durch die Blätter bis zum Stamm. Die Rinde fühlte sich rau unter ihren Fingern und Zehen an. Rasch kletterte sie hinunter, sprang die

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